zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1790) 28 | POLITIK HAUPTVERSAMMLUNG DES FREIEN VERBANDES DEUTSCHER ZAHNÄRZTE (FVDZ) „Ich will mehr zuhören und verstehen!“ Digitalisierung, Datenschutz und die elektronischen Patientenakte waren Kernthemen auf der Hauptversammlung des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ) vom 10. bis zum 12. Oktober in Kassel. Die neue Bundesdatenschutzbeauftragte Louisa Specht-Riemenschneider setzte auf den Dialog mit der Zahnärzteschaft. Mehr zuhören, mehr verstehen und mehr erläutern – das ist das erklärte Ziel von Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenscheider, der neuen Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, die seit Kurzem im Amt ist. Sie setze auf den Dialog mit der Zahnärzteschaft, sagte sie auf der Podiumsdiskussion zur Eröffnung der Versammlung. Der Austausch in Theorie und Praxis zum Thema Datenschutz sei bisher zu kurz gekommen, doch sie wolle „der erheblichen Informationspflicht“ ihres Amtes künftig besser nachkommen: mehr nachfragen, erklären und auch mitnehmen. „Gebe es technische Lösungen, die Datenschutz von vornherein mitdenken, wären wir nicht an diesem Punkt des Akzeptanzdefizits“, so die Datenschutzbeauftragte. Und: „Nicht alles, was Ihnen Probleme macht, ist auf den Datenschutz zurückzuführen, aber wir haben große Probleme, die wir lösen müssen.“ Unter der Moderation von Dr. Christian Öttl, Bundesvorsitzender des FVDZ, diskutierten Standespolitiker und Gremienvertreter gemeinsam mit der Industrie das Thema Digitalisierung unter den Perspektiven Sicherheit, Software und Praxisalltag. Im Fokus: die elektronische Patientenakte (die „ePA für alle“). Mit Blick auf den bevorstehenden Wahlkampf sagte der Vorsitzende des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Martin Hendges: „Die jetzigen Fristen zur Einführung der ePA im Frühjahr 2025 sind rein politisch motiviert. Der Bundesgesundheitsminister steht unter hohem Zeitdruck. Es macht wenig Sinn, die ePA verpflichtend einzuführen, bevor die Ergebnisse der Evaluation in den Testregionen vorliegen. Ungeachtet dessen müssen wir das Thema proaktiv angehen, um aus der zahnärztlichen Versorgung heraus festzulegen, was für die Patientenversorgung und die Zahnarztpraxen Sinn macht. Mit dem MIOBonusheft liegt die erste Anwendung in einem strukturierten Format bereits vor. Weitere Anwendungsszenarien sind in Planung, etwa der ,eImplantatpass‘.“ Zudem verwies Hendges auf das EBZ-Verfahren, mit dem man gezeigt habe, wie sinnhafte Digitalisierung im Gesundheitswesen aussehen kann. Eine „ePA für alle“ durch Sanktionen und Abrechnungsverbote mit Gewalt in die Versorgung zu drücken, sei hingegen der vollkommen falsche Weg. Markus Heckner, Stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Deutscher Dental-Software Unternehmen e.V. (VDDS), erklärte, er halte das System der ePA für noch nicht ausgereift, weil es noch keine konkreten Kriterien für die PVS-Systeme gebe. Die gematik müsse beweisen, dass die ePA sicher sei. Interoperabilität und Transparenz müssten gesteigert werden. „Es war immer davon die Rede, dass die Patienten von der ePA profitieren. Aber der Fokus richtet sich immer mehr auf das Datensammeln“, ergänzte Dr. KaiPeter Zimmermann, Digitalvorstand des FVDZ. „Da hat das ganze System massiv Schlagseite bekommen. Datensammeln ist in manchen Punkten nachvollziehbar, aber für uns nicht mehr tragbar.“ Dr. Wassiliki Ionna Daskalaki, Vorstandsmitglied des FVDZ-Landesverbands Westfalen-Lippe, betreibt eine hochdigitalisierte Praxis in Dortmund. Sie erinnerte bei der Diskussion an die Kernbotschaft: „Wir wollen durch die Digitalisierung die Menschlichkeit auf keinen Fall ersetzen.“ Aber jene könne helfen, Abläufe zu vereinfachen, manches auch schneller machen und sei hilfreich bei Personalengpässen. „Die Gesundheitsdaten für lau an die Industrie verscherbelt“ „Mit der elektronischen Patientenakte werden die hochsensiblen Gesundheitsdaten für lau an die Industrie verscherbelt“, kritisierte Öttl in seiner Eröffnungsrede. Der FVDZ habe die Verantwortung, den Finger in die Wunde zu legen und Missstände anzuprangern, sagte er und zog eine kritische Bilanz zur Telematikinfrastruktur aus Sicht der Zahnärzte. „Wir müssen ständig unter Strafandrohung schlecht angedachte und schlecht gemachte Lösungen in der Praxis auf unsere Kosten zu Ende entwickeln. Dafür haben wir keine finanziellen Ressourcen, da ja die Budgets uns einschränken und die PunktwertProf. Dr. Louisa Specht-Riemenscheider, neue Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstands der KZBV
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