Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

34 | POLITIK KONZENTRATIONSPROZESS AM ALIGNER-MARKT DrSmile zieht sich aus Österreich zurück Mit sofortiger Wirkung zieht sich der Aligneranbieter DrSmile aus dem österreichischen Markt zurück. Auf der Website heißt es, interessierte Patienten sollten sich doch bitte „an einen Kieferorthopäden wenden“. Was steckt dahinter? War die Gegenwehr der dortigen Verbraucherschützer zu groß? Glaubt man den offiziellen Mitteilungen des Unternehmens, ist die Sache ganz einfach. „Ab dem 14.09.2024 wird es nicht mehr möglich sein, eine neue Behandlung bei DR SMILE zu erwerben“, lautet die Antwort auf die vorweggenommene Kundenfrage (FAQ) „Was bedeutet die Übernahme durch Impress für potenzielle Neupatienten in Österreich?“. Auf der Landingpage der österreichischen DrSmile-Website heißt es außerdem, man habe „die strategische Entscheidung getroffen, seine Aktivitäten in Österreich zu beenden“. Hintergründe zur möglichen Ursache dieser strategischen Entscheidung liefert der Verein für Konsumenteninformationen (VKI) – das österreichische Äquivalent zur deutschen Verbraucherzentrale. „Der eigentliche Grund für den Rückzug dürfte in den vier Prozessen liegen, die gegen das Unternehmen laufen beziehungsweise gelaufen sind. Im Vorfeld hatte Dr Smile uns mit Klagen auf Ruf- und Kreditschädigung gedroht“, zitiert das Nachrichtenportal 5min.at. Die Verbraucherschützer waren vor Gericht in letzter Instanz erfolgreich Nach zähem Ringen war der Verein im August 2023 vor Gericht erfolgreich. Er hatte gegen den Aligneranbieter wegen mangelnder Preistransparenz in der Werbung geklagt. Im Jahr 2021 kam es zu einem gerichtlichen Unterlassungsvergleich. In der Folge verstieß das Unternehmen nach Ansicht des VKI jedoch 155-mal gegen diesen Vergleich, weshalb die Verbraucherschützer erneut vor Gericht zogen. Das erstinstanzliche Gericht verhängte daraufhin im Frühjahr 2023 eine Strafe in Höhe von 77.500 Euro. Auf Anstrengung von DrSmile ging die Sache in die nächste Instanz – und wurde schließlich vom Landesgericht Wien bestätigt. Eine weitere Klatsche für den Onlineanbieter, der auch in Deutschland diverse Male vor Gericht unterlag, als er sich gegen Kritik wehren wollte oder wegen irreführender Werbung belangt wurde (die zm berichteten jeweils). Mitte August 2024 verkaufte die Straumann-Gruppe DrSmile dann an die spanische Impress Group und erhielt im Gegenzug eine Minderheitsbeteiligung von 20 Prozent an dem fusionierten Unternehmen. Das 2019 von dem Kieferorthopäden Dr. Khaled Kasem und den Serienunternehmern Diliara und Vladimir Lupenko gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Barcelona, Spanien, agiert über den Webauftritt smile2impress.com in Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Großbritannien, den USA und der Ukraine mit identischem Geschäftsmodell – und sammelt auf dem Portal Trustpilot fleißig vernichtende Kritiken von enttäuschten Patienten. Aktuell beträgt die Durchschnittsnote von smile2impress nach 4.929 Bewertungen 4,2 Sterne – und ist damit noch besser als DrSmile in Deutschland (3,3 nach 6.088 Bewertungen), Spanien (3,5 nach 4.644 Bewertungen), den Niederlanden (3,8 nach 1.341 Bewertungen), Schweden (3,9 nach 296 Nach dem Kauf von Straumann beendete die spanische Alignerkette Impress das Experiment, DrSmile im österreichischen Markt zu etablieren. Foto: cunaplus - stock.adobe.com zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1796)

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