Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

54 | TITEL von Spannungen und dem Ausreißen von Nähten zu rechnen. Vorteil des LCAT ist der vollständige Verzicht auf sichtbare Entlastungsinzisionen, was zu hervorragenden ästhetischen Ergebnissen führt, insbesondere im Vergleich zu den Techniken von Bernimoulin oder Nelson [Bernimoulin et al., 1975; Nelson, 1987]. Entgegen der oft geäußerten Meinung ist die Invasivität aber nur scheinbar verringert, da im Bereich des Tunnels eine ähnliche „Präparationsfläche“ entsteht wie bei koronalen oder doppelt lateralen Verschiebelappen. Eingeschränkt ist auch der LCAT – wie die meisten modifizierten Tunneltechniken – durch die Beschränkung der koronalen Verschiebbarkeit. Eine Studie bei KVL hat gezeigt, dass bei RT1Rezessionen eine hundertprozentige Deckung erwartet werden kann, wenn die Schmelz-Zement-Grenze um mindestens 2 mm überdeckt wird [Pini Prato et al., 2005]. Diese Mobilisation ist bei Tunneltechniken aufgrund der Fixierung der Papille, die bei den modifizierten Methoden anders als bei der Originalmethode in der Regel nicht mehr vollständig vom interdentalen Knochen gelöst wird, aber nur extrem schwer erreichbar. Somit zeigt sich trotz einer guten mittleren Wurzeldeckung von 85,1 bis 96,09 Prozent nur ein deutlich geringerer Anteil kompletter Wurzeldeckungen von 20 bis 50 Prozent [Guldener et al., 2020; Lanzrein et al., 2020; Sculean et al., 2021]. zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1816) Abb. 3: Lateral geschlossener, koronal verschobener Lappen, nach [Tunkel et al. 2024]: a) Ausgangssituation mit tiefer RT1Rezession an Zahn 33 und begleitenden flachen RT1-Rezessionen im Bereich der Unterkiefer-Frontzähne Abb. 3b: Schnittführung mit leicht geschwungener Inzisionslinie im Bereich der Zähne 43–32 und gerader Inzisionslinie im Bereich der benachbarten Papillen des Zahnes 33 Abb. 3c: Nach Präparation des gesamten Lappenareals werden im Bereich des Zahnes 33 die beiden Lappenanteile durch drei Einzelknopfnähte fixiert Abb. 3d: Nach erfolgter Einwirkung von EDTA-Gel und Abspülen der Wurzeloberfläche Aufbringen der Schmelz-Matrix-Proteine Abb. 3e: Einbringen des subepithelialen Bindegewebstransplantats durch Nähte ausgehend von der lingualen Papillenseite Abb. 3f: Der lateral geschlossene Lappen wird deutlich nach koronal durch Doppel-Umschlingungsnähte fixiert. Dabei wird auf eine Überdeckung der SchmelzZement-Grenze von mindestens 2 mm geachtet. Abb. 3g: Klinisches Ergebnis sechs Monate nach dem Eingriff: vollständige Wurzeldeckung im Bereich der tiefen Rezession des Zahnes 33 Fotos: Jochen Tunkel

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