zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1818) 56 | TITEL erweitert (Abbildung 4b). Zum Ende des gewünschten Präparationsareals wird aber eine vertikale Entlastungsinzision gezogen. Hier gibt es aber deutliche Unterschiede zur NelsonTechnik: Die Inzision liegt durch die horizontale Erweiterung weiter von der tiefsten freiliegenden Wurzeloberfläche entfernt und wird bei multiplen Rezessionen auch möglichst in den Seitenzahnbereich verlegt, damit die daraus resultierenden Narben später nicht sichtbar werden. Zudem wird die Rezession nicht gerade, sondern in einem runden Rückschnitt geführt, so dass zur Lateralisation keine Verschiebung, sondern eine Rotation durchgeführt werden kann, was trotz der seitlichen Verlagerung eine Deckung des Areals der Entlastungsinzision ermöglicht. Jetzt wird beginnend an einer Seite der erste Lappenanteil nach dem Prinzip teilschichtig-vollschichtig-teilschichtig gelöst und im Bereich der ersten tiefen Rezession mittels feiner monofiler Nähte mit dem proximalen Lappenanteil vernäht. Dieser wird daraufhin gelöst und bei der nächsten tiefen Rezession erneut mit dem nahe gelegenen Lappenanteil verbunden. Dieser Vorgang wird fortgeführt, bis so erneut ein großer gesamter Lappen entstanden ist, der koronal verschoben werden kann (Abbildung 4c). Das weitere Vorgehen ist exakt wie bei der LCAF-Technik: Entepithelialisierung der Papillenareale, Gewinnung des Transplantats, Applikation von EDTAGel und Schmelz-Matrix-Proteinen, Fixation des Transplantats und Fixierung des Lappens nach koronal (Abbildungen 4d bis 4f). Die runden Entlastungsinzisionen lassen sich meist ohne größere Mühe verschließen, selbst wenn multiple tiefe Rezessionen vernäht worden sind. Der MPCAF ist neben der von Bernimoulin beschriebenen Methode eine von nur sehr wenigen Techniken, mit der multiple tiefe RT1-Rezessionen gedeckt werden können. Allerdings kann eine vollständige Narbenfreiheit nicht gewährleistet werden. Daher ist es zu empfehlen, bei dieser Technik den Lappen mindestens bis zum Eckzahn oder ersten Prämolaren auszudehnen. Eine Überdeckung von mehr als 2 mm der Schmelz-Zement-Grenze ist möglich, so dass eine hundertprozenAbb. 4: Mehrfach gestielter koronal verschobener Lappen, nach [Tunkel et al., 2022]: a) Klinische Ausgangssituation mit multiplen tiefen RT1-Rezessionen im Bereich der Zähne 31, 41 und 42 mit einer Tiefe von 5–6 mm und vollständigem Verlust der keratinisierten Gingiva Abb. 4b: Klinische Situation nach Lösung der ersten beiden Lappenstiele und Vernähen im Bereich der tiefen Rezessionsanteile: Diese sind wiederum bereits mit dem noch nicht gelösten, nächsten mesialen Lappenstiel vernäht. Abb. 4c: Vollständige Präparation aller Lappenstiele und Naht-Fixierung zu einem gesamten Lappenbereich: entepithelialisierte Papillen, um eine koronale Verschiebung zu ermöglichen Abb. 4d: Zustand nach Applikation und Abspülen von EDTA-Gel zur Konditionierung der Wurzeloberfläche und nachfolgender Applikation von SchmelzMatrix-Proteinen auf den denudierten Wurzeloberflächen Abb. 4e: Fixierung der Bindegewebstransplantate durch von lingual inserierte Schlingennähte Abb. 4f: Koronalverschiebung des gesamten Lappens und Fixierung mittels doppelt gekreuzter Aufhängungsnähte Abb. 4g: Klinische Situation sechs Monate postoperativ: Die Rezessionen sind zu circa 95 Prozent gedeckt. Fotos: Jochen Tunkel, Erstpublikation PARODONTOLOGIE Nr. 4/2022
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