Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

64 | TITEL Tubertransplantat (tBGT) Das Bindegewebe wird hier aus dem Tuber maxillae entnommen und hat ähnliche Eigenschaften wie das dBGT. Die Entnahme gleicht im Grunde einer Tuberplastik oder distalen Keilexzision im Rahmen der Parodontaltherapie oder präprothetischen Chirurgie. Vorteilhaft ist die weit dorsal liegende Entnahmestelle, was zu einer sehr geringen Morbidität beiträgt, gleichzeitig jedoch die Entnahme anspruchsvoll gestalten kann und das zu gewinnende Volumen im Vergleich zu den oben beschriebenen, gängigeren Transplantaten reduziert. Während vom lateralen Gaumen auch mehrfach entnommen werden kann, ist dies vom Tuber nicht möglich. Studien zeigen, dass bei der Verwendung eines tBGT in einem Mukosalappen im Vergleich zu einem Mukoperiostlappen signifikant mehr keratinisierte Mukosa gewonnen werden kann (4,5 mm vs. 0,5 mm) [Puisys et al., 2021]. Ein Nachteil könnte jedoch die Neigung zu einer übermäßigen Wundreaktion sein, insbesondere wenn dicke Transplantate (> 3 mm) verwendet werden, was zu einer exostoseartigen Erscheinung führen kann [Tavelli et al., 2019a]. Der Versuch, eine derartige überschüssige Gewebeheilung zu entfernen, kann jedoch zu einer noch weiter überschießenden Reaktion führen [Gluckman et al., 2019]. Der genaue Pathomechanismus ist nicht bekannt, jedoch könnten Unterschiede in der Kollagenvernetzung und Fibroblastenreifung ursächlich sein. Ansonsten eignen sich die Transplantate zur gedeckten Einheilung bei singulären Rezessionen an Zahn und Implantat, zum Ponticaufbau oder zur Gewebsverdickung im Rahmen der Sofortimplantation. Konklusion I Bindegewebstransplantate spielen eine zentrale Rolle in der plastischen Parodontal- und Implantatchirurgie. Ihre Anwendung ermöglicht die effektive Behandlung von Weichgewebsdefekten und trägt wesentlich zur Verbesserung der ästhetischen Ergebnisse bei. Die Wahl der Entnahmestelle und -technik sollte sorgfältig abgewogen werden, um die besten klinischen und ästhetischen Ergebnisse zu erzielen. Während das sBGT aufgrund seiner Vorhersagbarkeit und ästhetischen Ergebnisse in vielen Fällen aus Sicht des Autors bevorzugt wird, bieten dBGT und tBGT spezifische Vorteile, insbesondere in Bezug auf die langfristige Stabilität, die Zunahme an befestigter Gingiva/Mukosa und die Weichgewebsverdickung. Weitere klinische Vergleichsstudien wären wünschenswert, um die Unterschiede der Transplantate und somit Empfehlungen für deren klinische Anwendungen klarer herauszuarbeiten. Xenogene Weichgewebsersatzmaterialien Das Weichgewebsmanagement oder -augmentationen sowohl in der Parodontologie als auch in der dentalen Implantologie werden, wie oben beschrieben, meist mit autogenem Gewebe vom Gaumen durchgeführt. Um die Morbidität der Patienten und das intra-/ postoperative Komplikationsrisiko zu reduzieren, kann jedoch auch – wie im Bereich der Knochenaugmentation – auf xenogene Alternativen meist zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1826) Abb. 3: BGT zur Verdickung von 32–42 und Deckung der Rezession 31 mittels lateral geschlossenem Tunnel Abb. 4: Wundverschluss mit Aufhängenähten über den lingualen Retainer sowie Adaptionsnähten zur nahezu vollständigen Abdeckung des BGT über der Rezession Abb. 6: Weitere Wundheilung zum Zeitpunkt der Nahtentfernung nach zehn Tagen und vielversprechender Verdickung des Gewebes Abb. 7: Vorläufiges Endergebnis nach drei Monaten mit sichtbarem Creeping Attachement sowie Volumenzunahme von 32–42 entsprechend der Dimension des BGT; vollständige Deckung der freiliegenden Wurzeloberfläche bis zur Schmelz-ZementGrenze Fotos: Kai Fischer Abb. 5: Frühe Wundheilung fünf Tage postoperativ ohne besondere Auffälligkeiten Abb. 2: Klinische Ausgangssituation mit singulärem Rezessionstyp 1 nach Cairo et al. regio 31 sowie dünnem gingivalem Phänotyp bei ausreichender Vestibulumtiefe: Ursächlich war hier die Prominenz der Zahnwurzel, das Lippenband hatte – entgegen häufiger Vermutungen – keinen Einfluss.

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