Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

TITEL | 67 Über die vergangenen Jahre sind immer mehr vor allem xenogene Gewebetransplantate auf dem Markt erschienen. Grundsätzlich lassen sich in Deutschland zwei Arten beobachten: zum einen porcine, azelluläre dermale Matrizes (pADM), zum anderen kreuzvernetzte Kollagen-Matrizes (KM). Deckung gingivaler Rezessionen Dabei ist aus wissenschaftlicher Sicht zu beachten, dass vor allem die Anwendung von allogenen ADM, die in Deutschland eine untergeordnete Rolle spielen, umfangreicher dokumentiert ist als porcine ADM. So stellt der koronale Verschiebelappen in Kombination mit allogenen ADM (aADM) eine valide Option zur Gingivaverdickung und Wurzeldeckung dar und scheint den KM überlegen zu sein [Chambrone et al., 2022]. In der gleichen Übersichtsarbeit wurde aber zugleich die Bedeutung der befestigten Gingiva für den Erfolg der Ersatzmaterialien und Biologika herausgestellt. Eine andere, kürzlich erschienene Übersichtsarbeit verglich aADM und pADM mit BGT. Sind eine vollständige Wurzeldeckung und langfristige Stabilität das Ziel, ist das BGT weiterhin überlegen. Doch dies wird mit einer längeren Behandlungsdauer und einer höheren Morbidität erkauft [Halim und Sulijaya, 2024]. Eine frühe klinische Studie zur Anwendung einer nativen KM zur Rezessionsdeckung mit Tunneltechnik berichtete von nur 42 Prozent vollständiger beziehungsweise 71 Prozent mittlerer Wurzeldeckung im Vergleich zu 85 Prozent beziehungsweise 90 Prozent mit BGT [Aroca et al., 2013]. Die Anwendung einer kreuzvernetzten, volumenstabilen KM erzielte bessere Ergebnisse (durchschnittliche Wurzeldeckung 75 Prozent), jedoch fehlte eine Vergleichsgruppe [Barootchi et al., 2023]. Periimplantärer Volumenaufbau In Bezug auf aADM und Volumenaugmentationen wurde klinisch eine erfolgreiche Zunahme in vertikaler Abmessung von 0,62 mm und in horizontaler Breite von 1,72 mm nach sechs Monaten beschrieben, aber zur gleichen Zeit fand man eine Schrumpfung des post-operativen Volumens um mehr als 40 Prozent [Batista et al., 2001]. Bei der Anwendung von pADM zum Gewebeaufbau kommt es abhängig von der Defektform (singulär vs. muliple, Schaltlücke vs. Freiende) zu einem Volumenverlust von durchschnittlich 50 Prozent innerhalb der ersten sechs Monate, das gewonnene Volumen bleibt dann wohl aber bis zu 24 Monate stabil [Fischer et al., 2019]. Daneben wurde gezeigt, dass die vertikale Mukosaverdickung mittels aADM zu einer Reduktion des Knochenabbaus um Implantate führen kann [Puisys et al., 2015]. Eine weitere Arbeitsgruppe behandelte im Hundemodell chronische Kammdefekte mit einer porösen, kreuzvernetzten KM [Thoma et al., 2010]. Sie falteten eine 5 mm dicke KM zweimal und gewannen nach 84 Tagen 1,4 mm an Kammbreite. Dies spricht für eine starke Resorption oder Kompression des Materials. Man könnte spekulieren, dass die Komprimierung der porösen Struktur, das zelluläre Einwachsen und/oder eine zu schnelle Resorption zu diesem eher geringen Volumengewinn geführt haben. Konklusion II Kollagenbasierte Weichgewebsersatzmaterialien bieten eine zum Teil gut dokumentierte Alternative zum etablierten Goldstandard des BGT, wenn Volumenverdickung, kürzere Behandlungsdauer sowie reduzierte Morbidität primäres Ziel sind und eine unvollständige Wurzeldeckung langfristig akzeptabel ist. Mit dem derzeitigen Kenntnisstand ist nicht klar, ob die beschriebenen KM oder ADM als reines Gerüst fungieren, das schnell von Fibroblasten, endothelialen und epithelialen Zellen besiedelt werden soll, oder ob die Transplantate nur als Platzhalter dienen, die schließlich resorbiert werden, während neues Gewebe gebildet wird. Eine schwammartige Struktur könnte schneller von Zellen besiedelt werden, jedoch auch unter Druck eher kollabieren. Ein direkter, klinischer Vergleich von ADM und KM liegt CME AUF ZM-ONLINE Update plastische Parodontalchirurgie: Transplantate & Heilungsbooster Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK.

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