Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

ZAHNMEDIZIN | 73 Dabei untersuchen wir Akzeptanz, Nutzung und Wirkung der App in verschiedenen Szenarien: Schule, Praxen, Hebammenversorgung. Welche kurzfristigen und welche langfristigen Ziele verfolgen Sie mit MuMi+? Wie kann die App Nutzern helfen, ihre Mundgesundheit zu verbessern? Daten zur Mundgesundheit und Mundgesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen mit Migrationsgeschichte sowie insbesondere von Schwangeren mit Migrationsgeschichte sind insgesamt kaum vorhanden. Das MuMi+ Projekt verfolgt als kurzfristiges Ziel, eine bessere Datenlage und eine genauere Einschätzung der Risikofaktoren für eine schlechte Mundgesundheit zu schaffen, umdaraus zielgenauere präventive Strategien und Maßnahmen zu entwickeln. Das langfristige Ziel des MuMi+ Projekts ist eine wissenschaftlich fundierte Schulungs-App „Für Alle“ – vom Mutterleib bis ins hohe Alter. Im Rahmen des Projekts wird nicht nur bei den Teilnehmenden, sondern auch bei den beteiligten gesundheitlichen Fachkräften das Bewusstsein für individuelle und sozial- wie kulturgeprägte Bedarfe, Verhaltensweisen und Risikofaktoren angehoben. Durch Sensibilisierung und Wissensvermittlung können für Mundhygiene schlechte Verhaltensmuster erkannt und präventives Verhalten etabliert werden. Ein weiteres Ziel besteht in der Selbstwirksamkeitserfahrung, das heißt mit dem eigenen Verhalten die persönliche gesundheitliche Situation verbessern zu können. Sie haben 1,4 Millionen Euro Förderung für die Entwicklung der beiden neuen Module erhalten. Könnten Sie deren Aufbau und die Inhalte etwas näher beschreiben? Die MuMi+ App soll wie die VorgängerApp nach Themengebieten und verschiedenen Säulen strukturiert sein. Im Mittelpunkt steht die Prävention (Verhaltensweisen, Mundhygiene, Ernährung). Darüber hinaus sind aber auch Risikofaktoren, Anatomie, das deutsche Gesundheitssystem und weitere Themen relevant. Für die Entwicklung von Modul 1 sollen möglichst viele Bildmaterialien und Piktogramme mit möglichst wenig Text, aber mit vielen Gambling-Komponenten eingesetzt werden, um die Attraktivität der App für Kinder zu steigern. Im Rahmen einer Fokusgruppe mit einer Hamburger Schulklasse und Gesprächen mit IT-Expert:innen konnten folgende Funktionen als wichtige Bestandteile der App eruiert werden: Gamification, Multiplayer-Elemente, Entertainment in der Form von Videos, Belohnungssysteme, die Möglichkeit der Charaktergestaltung. Die Entwicklung der App wird während der gesamten Zeit durch einen pädagogischen Experten begleitet. Bei Modul 2 spielt nicht nur die eigene Mundgesundheit der werdenden Mutter eine Rolle, sondern auch die Mundgesundheit von Kleinkindern. Der kultursensiblen Umsetzung der App-Inhalte kommt insgesamt ein hoher Stellenwert zu. Mit der frühzeitigen Erkennung von schlechten Verhaltensmustern der Mundhygiene und einer Etablierung eines präventionsorientierten Inanspruchnahmemusters könnte sich zukünftig eine günstigere gesundheitsökonomische Kosten-Nutzen-Relation ergeben. Insbesondere für Menschen mit Zugangsschwierigkeiten zur zahnärztlichen Versorgung aufgrund von sprachlichen Barrieren oder kulturspezifischen Aspekten kann die MuMi+ App ein barriere- und kostenfreies Tool darstellen und somit zur Verbesserung der Versorgung beitragen. Gibt es bereits Feedback zur App von Nutzerinnen und Nutzern oder aus der Zahnärzteschaft? Die Rückmeldungen zu den Ergebnissen und zum Projekt sind äußerst positiv und zeigen, dass enormer Bedarf für die Förderung der Mundgesundheit dieser Zielgruppen gesehen wird. Wir erhalten Anfragen zur Nutzung der MuMi-App von niedergelassenen Kolleg:innen aus ganz Deutschland. Auch ich gebe meinen Patient:innen die App gern an die Hand. Ebenso zeigen Gesundheitsämter, Schulgesundheitsfachkräfte, Sozialbehörden und Personen, die explizit mit Flüchtlingen zusammenarbeiten, Interesse. Auch von außerhalb Deutschlands erreichen uns immer wieder Anfragen zur Nutzung der App und der Fragebögen, die im Projekt entwickelt wurden. Das Thema und unsere Projekterfahrungen sind zudem auf nationalen und internationalen Kongressen sehr gefragt. Auch von unseren App-Nutzer:innen selbst konnten wir im Rahmen der Evaluation der Studie Feedback einholen, was nun in die Entwicklung der MuMi+ App einfließen kann. Das Gespräch führte Dr. Nikola Lippe. zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1835) Die MuMi-App ist in unterschiedliche Themenblöcke aufgebaut, die in drei unterschiedliche Säulen unterteilt sind: 1. „Was sollte ich tun?“, 2. „Was sollte ich wissen?“ und 3. „Wer kann mir helfen?“. Foto: Screenshot aus der MuMi-App

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