80 | ZAHNMEDIZIN zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1842) berechnet. Die Verzerrungspotenziale der einzelnen Studien wurden mit dem Cochrane Risk of Bias (RoB2-)Tool bewertet. Ergebnisse Nach umfangreichen Literaturrecherchen in verschiedenen Datenbanken und anschließendem Abstract- und Volltext-Screening konnten 55 RCTs mit insgesamt über 1.000 Patienten eingeschlossen werden. Im Ergebnis führte die Verwendung von OFD/PRF zu statistisch signifikanter Reduktion von PPD und verbesserten CAL und RBF im Vergleich zu OFD. Dies basierte auf der Auswertung von 22 Studien (über 400 Patienten), von denen fünf ein niedriges, 16 ein unklares und eine ein hohes Verzerrrungspotenzial aufwiesen. Keine Vorteile für OFD/PRF fanden sich, wenn es mit entweder OFD/PRP, OFD/EMD, OFD/BM oder OFD/ BG verglichen wurde. Die Zugabe von PRF zu OFD/BG führte nach Analyse von 17 vergleichenden Studien zu signifikanten Verbesserungen von PPD, CAL und RBF im Vergleich zu OFD/BG allein. Die Zugabe eines BG oder eines der Biomoleküle Metformin, Bisphosphonate, Statine zu OFD/PRF führte zu statistisch signifikanten Verbesserungen von PPD, CAL und/oder RBF im Vergleich zu OFD/PRF allein, allerdings wurde dies nur in sehr wenigen Studien untersucht. Diskussion Als wesentliches Ergebnis der vorliegenden systematischen Übersicht gibt es eine umfassende Datenbasis mit deutlicher Evidenz dafür, dass die Verwendung von PRF zu signifikant verbesserten, klinischen Ergebnissen bei vertikalen parodontalen Defekten im Vergleich zur alleinigen Zugangslappenoperation führen kann. Das Ausmaß dieses zusätzlichen Gewinns fällt dabei vergleichbar zu dem mit den bisher empfohlenen regenerativ wirksamen Biomaterialien erzielten Gewinn aus. Dies zeigt sich auch bei Analyse derjenigen Studien, die einen direkten Vergleich von PRF mit den etablierten regenerativen Verfahren angestellt hatten. Ist also damit zu rechnen, dass PRF in einer demnächst anstehenden Aktualisierung der S3-Leitlinie zur Therapie der Parodontitis in die Liste der regenerativ wirksamen Verfahren aufgenommen werden wird? In der vorliegenden Publikation wird zurecht darauf hingewiesen, dass dafür überzeugende 12-Monatsdaten vorliegen müssen. Dies ist allerdings nur für acht der insgesamt 55 Studien der Fall, da alle anderen Studien über einen postoperativen Zeitraum von nur sechs bis maximal neun Monaten berichteten. Außerdem – und auch darauf weist die vorliegende Arbeit hin – fehlen bislang Daten aus humanhistologischen Untersuchungen, die belegen, dass der Einsatz von PRF tatsächlich zu einer echten parodontalen Regeneration führt. Auch gibt es bislang noch keine belastbaren Daten zu patientenbezogenen Endpunkten (etwa Patientenzufriedenheit, postoperative Komplikationen, Schmerzen) sowie zu Kosten-Nutzen-Analysen. Eine weitere interessante Beobachtung der vorliegenden Arbeit war, dass es offenbar bisher noch keine standardisierten Zentrifugationsprotokolle gibt und hier ebenfalls weiterer Forschungsbedarf besteht. Bedeutung für die Praxis Als Fazit für die klinische Praxis kann gefolgert werden: n Mittlerweile liegen überzeugende Daten dafür vor, dass die klinischen Ergebnisse einer Zugangslappenoperation zur Therapie von vertikalen parodontalen Knochendefekten durch den Einsatz von PRF signifikant verbessert werden können. n Die Ausmaße dieser zusätzlichen Verbesserungen entsprechen denjenigen, die mit den bisher durch die S3Leitlinie empfohlenen regenerativen Biomaterialien erzielt werden. n Es gibt bislang nur wenige 12-Monats- und keine Langzeitdaten, keine standardisierten Protokolle und keine humanhistologische Evidenz. n Die Applikation autolog gewonnener Wachstumsfaktoren zur Verbesserung der parodontalen Wundheilung und Geweberegeneration ist unter vielen Gesichtspunkten (zum Beispiel der Sicherheit) potenziell sehr attraktiv, allerdings stehen Kosten-Nutzen-Kalkulationen und Daten zur Patientenakzeptanz noch aus. Die Studie: Miron RJ, Moraschini V, Estrin N, et al. Autogenous platelet concentrates for treatment of intrabony defects—A systematic review with meta-analysis. Periodontology 2000. 2024;00:1-38. doi:10.1111/prd.12598. Univ.-Prof. Dr. med. dent. Dr. med. Søren Jepsen, MS Direktor der Poliklinik fü r Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde, Zentrum fü r Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Bonn Welschnonnenstr. 17, 53111 Bonn Foto: privat
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