Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

ZAHNMEDIZIN | 83 auf Kindern mit schwerwiegenden Diagnosen, die längere stationäre Aufenthalte in der Klinik bedingen, liegt der Fokus. Dentale Infektionen infolge unbehandelter kariöser Läsionen stellten für diese vulnerable Patientengruppe ein erhebliches Risiko dar, erklärte Aurin. Mit den im Rahmen eines Kunstund Lernprojekts an weiterführenden Schulen hergestellten Zahnputzperlen, die betroffene Kinder für gute Mundhygiene erhalten können, soll dem begegnet werden. „Die von Schülerinnen und Schülern gestalteten Perlen dienen somit als kreatives Konzept, um Patientinnen und Patienten in Kinderkliniken zur Zahnpflege zu motivieren und ihnen eine besondere Freude im belastenden Klinikalltag zu bereiten“, so Aurin. „Zugleich werden Schülerinnen und Schüler über die Bedeutung einer guten Mundhygiene informiert und für soziales Engagement sensibilisiert.“ Gruppenprophylaxe muss manchmal zauberhaft sein In seinem Festvortrag ging BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz auf „Das Gestern, Heute und Morgen der Prävention“ ein und würdigte die Bedeutung der Gruppenprophylaxe für die Mundgesundheit. Die Synergie der Fachkräfte in den zahnärztlichen Praxen und der Akteurinnen und Akteure der Gruppenprophylaxe in den Gemeinschaftseinrichtungen bezeichnete Benz als „ein absolutes Erfolgsrezept“, das sich in den vergangenen Jahrzehnten vielfach bewährt habe. Vor diesem Hintergrund warnte der BZÄK-Präsident davor, in Zeiten finanziell überlasteter Sozialversicherungssysteme bei der Gruppenprophylaxe zu sparen. Bei der Prävention zu kürzen, würde erhebliche Folgekosten in der zahnmedizinischen Versorgung nach sich ziehen. Die Investition in die Gruppenprophylaxe sei im Vergleich dazu extrem klein. Tag zwei stand unter dem Motto: Mitmachen! In zwei Workshops wurden das Puppenspiel und das Zaubern in der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe behandelt. „Diese beiden Fertigkeiten sind für Fachkräfte, die in Kitas und Schulen gehen, sehr wichtig“, erklärt DAJ-Geschäftsführerin Beckmann. „Sie müssen die Kinder begeistern können, um deren Aufmerksamkeit zu gewinnen. Voraussetzung dafür ist, dass sie im Umgang mit den Puppen oder den Zauberutensilien routiniert sind.“ Ein absolutes No-Go beim Puppenspiel sei zum Beispiel, die Puppe achtlos in die Ecke zu legen, wenn sie gerade nicht gebraucht werde. Denn, so Beckmann: „Für die Kinder ist sie eine reale Person.“ Ein weiterer Workshop thematisierte die Vielfalt der für Kindertageseinrichtungen verpflichtenden Kinderschutzkonzepte, die die Arbeit der Akteurinnen und Akteure der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe unmittelbar beeinflussen und manchmal auch einschränken können. In diesem Zusammenhang beschäftigten sich die Teilnehmenden mit den Kinderrechten, die 1989 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden. Kleine Tyrannen und ihre großen Untertanen Diplompädagoge und Erziehungsberater Matthias Bartscher bot einen Workshop mit dem Titel „Sind unsere Kinder Tyrannen – oder wir Eltern Untertanen?“ an. Seine These: Die Zahnpflege und die gesamte Mundgesundheit einschließlich einer gesunden Ernährung und Körperpflege sind paradigmatische Themen, bei denen Eltern meist beste Absichten haben, in der Praxis jedoch häufig frustriert sind. Im Laufe des Workshops gingen Bartscher und die Teilnehmenden der Frage auf den Grund, wie Eltern Kinder ernst nehmen, ihre Resilienz fördern und gleichzeitig notwendige Verhaltensweisen – wie zum Beispiel das Zähneputzen – durchsetzen können. Es wurden konsensorientierte Modelle vorgestellt, die diese Widersprüche auflösen. Die Brücke zur Gruppenprophylaxe: Aus Sicht des Pädagogen können Kindertageseinrichtungen Eltern dabei begleiten und anregen. Die Zusammenarbeit von Kita, Gruppenprophylaxe und Eltern bei der Mundgesundheit sei durchaus geeignet, zum Musterbeispiel elterlicher Kompetenzentwicklung zu werden. Gute Nachrichten für Prophylaxefachkräfte, die nicht in Bonn dabei waren: Die Vorträge und Workshops der DAJFortbildungstage werden im März 2025 in Magdeburg wiederholt. sth zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1845) Fotos: Steffi Beckmann/DAJ In den Workshops wurde mit verschiedenen Gegenständen gezaubert (oben) sowie gespannt zugehört, wie Handpuppen „lebendig“ werden (unten).

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