Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

88 | GESELLSCHAFT LEBENSMITTELKENNZEICHNUNG IN DEN USA Der weite Weg zum Label Die US-Arzneimittelbehörde FDA will eine verbindliche Kennzeichnung für Lebensmittel und Getränke einführen. Anders als der freiwillige Nutriscore in Europa soll das Label auf den Verpackungen konkrete Angaben zum Gehalt von ungesättigten Fettsäuren, Salz und Zucker machen. Doch der Widerstand ist groß – nicht nur seitens der Industrie. Die Markierung sei nicht ausreichend, um die Gesundheit der Amerikaner zu schützen, urteilen einige Ernährungsexperten und Politiker, darunter auch Bernie Sanders, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses des US-Senats. Er plädiert für ein strengeres System und forderte im Februar dieses Jahres die FDA auf, „eine starke Kennzeichnung auf der Vorderseite der Verpackungen einzuführen, damit alle Verbraucher, insbesondere Kinder, erkennen können, welche Produkte gesundheitsschädlich sind“. Laut den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) sind in den USA 19,7 Prozent der Kinder und Jugendlichen adipös, bei den Erwachsenen sogar 41,9 Prozent. Während die Zahl adipöser Menschen laut Erhebungen zwischen 1960 und 1980 nur leicht – von 13,4 Prozent auf 15 Prozent – gestiegen ist, lag der Wert 1994 schon bei 23,3 Prozent, 2000 bei 30,9 Prozent [Flegal et al., 2002] und 2020 bei den besagten 41,9 Prozent. Dann reißt die Datenerfassung ab – wegen der Pandemie wurden seit März 2020 keine Erhebungen zum Thema mehr durchgeführt. Sind die hochverarbeiteten Lebensmittel schuld? „Andere Länder verstehen, dass Fettleibigkeit bei Kindern eine große Gesundheitskrise ist. Wir müssen dasselbe tun", fordert Sanders. Auf Tabaketiketten in den USA stehe schließlich auch nicht „hoher Teergehalt, hoher Nikotingehalt, hoher Gehalt an Karzinogenen“, sondern „Zigaretten verursachen Krebs“. In der Wissenschaft erhärtet sich die Erkenntnis, dass auch hochverarbeitete Lebensmittel (ultra-processed foods, kurz: UPF) mit Typ-2-Diabetes, Angina oder Herzinfarkt [Mezm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1850) Auch Guatemala, El Salvador, Costa Rica, Panama, Jamaika und Barbados planen ein Label. Weitere Projekte laufen laut dem Global Food Research Program in Ghana, Kamerun, Uganda, Äthiopien, Kenya, Tansania, Südafrika sowie in Pakistan, Indien und auf den Philippinen. Foto: Gobal Food Research Program

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