ZAHNÄRZTLICHE MITTEILUNGEN | WWW.ZM-ONLINE.DE Praxistipps mit Komposit In unserer neuen Serie werden kreative und innovative Lösungen mit Kompositmaterialien vorgestellt, die die tägliche Arbeit in der Praxis bereichern können. SEITE 24 Barrierefreies Webdesign Eine gute Praxiswebsite zeichnet sich durch einen leichten Informationszugang aus. Doch oft wird dabei nicht an alle Patientengruppen gedacht. SEITE 84 BZÄK zur GOÄ Der Entwurf der Gebührenordnung für Ärzte taugt nicht als Vorbild für die – überfällige – GOZ der Zukunft, stellt die Bundeszahnärztekammer klar. SEITE 14 FORTBILDUNG Parodontalchirurgie AUSGABE 21 | 2024 zm 31.10.2024, Nr. 21
PRÄZISIONSABFORMUNG VSXE® ONE EINZIGARTIGE MATERIALKOMBINATION FÜR EINFACHES HANDLING UND HÖCHSTE PRÄZISION Verändertes Kartuschensystem VSXE® ONE – meine neue NUMMER EINSfür die sichere Fixierung von Implantatpfosten und Primärkronen bei der Monophasen-Abformung. MEHR INFORMATIONEN ZUM PRODUKT ONE
EDITORIAL | 3 Alles Paro, oder was? Dann starten wir mit dieser Ausgabe eine Serie mit dem Titel „Praxistipps mit Komposit“. Es gibt wenige Restaurationsmaterialien in der Zahnmedizin, die so häufig eingesetzt werden wie die Komposite. Mit der Serie wollen wir zeigen, dass das Potenzial dieser vielfach fü r verschiedene Anwendungen modifizierten Materialgruppe noch lange nicht ausgeschöpft ist. Neben der klassischen direkten Restauration können schwierige Fälle oft substanzschonend undeffizient mit Komposit gelöst werden. Prof. Dr. Cornelia Frese stellt kreative und innovative Lösungen mit Kompositmaterialien vor, die die Arbeit in der täglichen Praxis bereichern können. Außerdem in dieser Ausgabe: Vor dem europaweiten Verbot von Dentalamalgam am 1. Januar 2025 haben sich die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung und der GKV-Spitzenverband auf eine Neuregelung verständigt. Wir stellen sie Ihnenvor. Viel Spaß bei der Lektü re Sascha Rudat Chefredakteur In dieser Ausgabe bekommen Sie eine volle Packung Parodontologie – um es salopp zu sagen. Unser aus drei Artikeln bestehender Fortbildungsteil befasst sich diesmal intensiv mit der Parodontalchirurgie. In seinem Vorwort betont der Präsident der deutschen Gesellschaft fü r Parodontologie, Prof. Dr. Henrik Dommisch, dass gingivale Rezessionen nicht nur ein ästhetisches Problem sind, das die Patientinnen und Patienten stört, sondern zu weiteren Schwierigkeitenfü hren können, wenn sie nicht ausreichend frü h adäquat behandelt werden. Da kommt die Parodontalchirurgie ins Spiel. Wie Dommisch erläutert, gibt es eine ganze Reihe parodontalchirurgischer Techniken, die fü r die Behandlung gingivaler Rezessionen entwickelt worden sind. Und wie so oft hat jede dieser Techniken ihre Stärken und auch Schwächen – und stellt jeweils unterschiedliche Anforderungen an das Behandlungsteam. Im ersten Beitrag geben wir einen Überblick zu zwei weit verbreiteten chirurgischen Verfahren der operativen Rezessionsdeckung: dem koronalen Verschiebelappen und der Tunneltechnik. Wo diese Techniken an ihre Grenzen kommen, weil die parodontale Rezessionen zu tief sind, können laterale Verschiebelappen zum Einsatz kommen. Diese wurden in den vergangenen Jahren methodisch deutlich weiterentwickelt. Im zweiten Beitrag unseres Fortbildungsteils werden die Indikationen und Techniken der lateralen Verschiebung genau erläutert und miteinander verglichen. Der dritte Beitrag befasst sich mit der plastischen Parodontal- und Implantatchirurgie, die in den vergangenen Jahrzehnten erhebliche Fortschritte gemacht hat, insbesondere bei der Behandlung von Gewebedefekten und ästhetischen Rekonstruktionen. Dabei spielen Bindegewebstransplantate und biologische Additiva zur Verbesserung der Wundheilung und der Geweberegeneration eine besondere Rolle. Mit diesem Fortbildungsteil wollen wir Ihnen den aktuellen Stand in Klinik und Wissenschaft aufzeigen und vorstellen, was heutzutage möglich ist – und wo die Grenzen liegen. In unserer Serie „Aus der Wissenschaft“ befasst sich der Autor mit der Frage, ob der Einsatz von autologen Blutplättchenkonzentraten (Platelet-Rich Fibrin = PRF) die Ergebnisse regenerativer parodontalchirurgischer Eingriffe bei vertikalen parodontalen Knochendefekten verbessert? In der aktuellen S3-Leitlinie zur Therapie der Parodontitis wird deren Verwendung aufgrund der limitierten Datenlage im Jahr 2019 noch nicht empfohlen. Inzwischen wird PRF in der Praxis auch in dieser Indikation zunehmend verwendet.Wirprü fen, ob das gerechtfertigt ist. Foto: Lopata/axentis
4 | INHALT 34 DrSmile zieht sich aus Österreich zurück Hat die Gegenwehr der Verbraucherschützer den Aligneranbieter aus dem Markt getrieben? 36 LAGH-Stellungnahme zu Fruchtsaugern Warum Fruchtsauger aus zahnmedizinischer Sicht und mit Blick auf die frühkindliche Entwicklung nicht empfohlen werden können. MEINUNG 3 Editorial 8 Leitartikel POLITIK 12 Amalgamverbot KZBV und GKV-SV einigen sich auf Neuregelung 14 BZÄK zum GOÄ-Enwurf Kein Vorbild für die GOZ der Zukunft 28 Hauptversammlung des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ) „Ich will mehr zuhören und verstehen!“ 34 Konzentrationsprozess am Alignermarkt DrSmile zieht sich aus Österreich zurück ZAHNMEDIZIN 18 US-Studie zur Beseitigung des Parodontitis-Schlüsselerregers Schmalspektrum-Antibiotikum gegen Fusobacterium gefunden 24 Praxistipps mit Komposit – Teil 1 Lückenschluss: Innovative Lösungen für die Sofortversorgung 36 LAGH-Stellungnahme zu Fruchtsaugern Kauen statt Nuckeln! 72 Interview mit PD Dr. Aarabi zur Mundgesundheits-App MuMi+ „Wir wollen präventives Verhalten etablieren“ 78 Aus der Wissenschaft Anwendungen von PRF in der regenerativen Parodontalchirurgie 82 Fortbildungstage der DAJ Volles Haus in Bonn 91 Aus der Wissenschaft Parodontitis erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse TITELSTORY 40 Fortbildung Parodontalchirugie 42 Koronaler Verschiebelappen und Tunneltechnik 50 Laterale Verschiebelappen zur Deckung parodontaler Rezessionen 62 Update plastische Parodontalchirurgie: Transplantate & Heilungsbooster Inhalt zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1766)
INHALT | 5 32 Gramm für Gramm zu 6,2 Millionen Euro 32 Jahre hat Dr. Gerhard Cube Zahngoldspenden für krebskranke Kinder gesammelt, jetzt übergibt er an die nächste Generation. PRAXIS 16 Oberlandesgericht Köln Schadenersatz nur bei Zusammenhang zum Behandlungsfehler 20 Interview mit Dr. Davinder Raju, Preisträger des „Sustainability Award“ der FDI „So nachhaltig wie vernünftig möglich“ 76 Arbeiten am Computer So bleiben die Augen wach und gesund 81 Oberlandesgericht München Weiterleitung beruflicher E-Mail kann Kündigung rechtfertigen 84 Barrierefreie Praxiswebsite Von guter Zugänglichkeit profitieren alle GESELLSCHAFT 32 Projektübergabe an die nächste Generation „Wir wollen auch in Zukunft verlässlich Zahngold sammeln“ 70 Europaweite Aktionswoche Mangelernährung zum Thema machen 74 Podcast Medizin trifft Zahnmedizin 88 Lebensmittelkennzeichnung in denUSA Der weite Weg zum Label 92 Philipp-Pfaff-Preis der Zahnärztekammer Berlin Journalistin Marion Marschall geehrt MARKT 95 Neuheiten RUBRIKEN 10 Ein Bild und seine Geschichte 59 Formular 60 Termine 93 Bekanntmachungen 94 Impressum 110 Zu guter Letzt Foto: Cornelia Schwarz Titelfotos: Jochen Tunkel zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1767) TITELSTORY 40 Fortbildung Parodontalchirurgie Gingivale Rezessionen sind mehr als ein ästhetisches Problem.
Studien belegen: LISTERINE ist sicher und bietet zusätzlichen Nutzen für die Mundgesundheit Im zahnmedizinischen Praxisalltag nimmt die Individualprophylaxe beträchtlichen Raum ein und angesichts des wachsenden Bewusstseins für die Mund- und Zahngesundheit in der Bevölkerung ist davon auszugehen, dass Nachfrage und Compliance der Patient:innen weiter steigen werden. Voraussetzung für die Umsetzung von erfolgversprechenden zahnmedizinischen Prophylaxestrategien ist daher die Kenntnis über evidenzbasierte Handlungsempfehlungen, die dazu beitragen, Qualität, Effizienz und Output der Versorgung zu optimieren. Ein wichtiger Baustein dafür sind leitliniengerechte Instruktionen zum häuslichen mechanischen1 und chemischen2 Biofilmmanagement. Entstehung des oralen Biofilms und Biofilmmanagement Zur Vorbeugung parodontaler Erkrankungen und Erhaltung der Mundgesundheit ist über die üblichen Praxisleistungen hinaus eine gründliche, tägliche Mundraumpflege durch die Patient:innen selbst unerlässlich. Zu einer „Best Practice Prophylaxe“ für Mund- und Zahngesundheit gehören neben professionellen Zahnreinigungen in der Praxis auch Instruktionen durch Prophylaxeexpert:innen zum häuslichen mechanischen und chemischen Biofilmmanagement gemäß der S3-Leitlinie1,2. Bei Letzterem empfiehlt sich die zweimal tägliche 3-fach-Prophylaxe, bestehend aus Zähneputzen, Interdentalreinigung und Anwendung einer Mundspülung mit antibakterieller Wirkung. Wie schnell sich der dentale Biofilm nach dem Zähneputzen neu bildet und wie durch die 3-fach-Prophylaxe die Reifung und vollständige Entwicklung des Biofilms gehemmt wird, verdeutlicht ein Schaubild (Abb. 1). Wissenschaftliche Evidenz zum effektiven häuslichen Biofilmmanagement Als wirksamste Methode zur Prophylaxe parodontaler Erkrankungen gilt die regelmäßige Entfernung des Biofilms. Als Wegbereiter einer fortschrittlichen Mundpflege unterstützt LISTERINE dabei bereits seit 145 Jahren und hat sich mit zahlreichen wissenschaftlichen Studien zur Wirksamkeit einen festen Stellenwert in der Dentalhygiene gesichert. Eine Metaanalyse, in die Daten von über 5.000 Proband:innen aus fast 30 Langzeitstudien (6 Monate) eingeflossen sind, zeigt demnach, dass die zweimal tägliche zusätzliche Anwendung einer Mundspülung wieLISTERINE mit ätherischen Ölen die Chance (Odds Ratio) auf plaquefreie Zähne im Vergleich zur rein mechanischen Zahnreinigungverachtfacht.3 Zwei weitere Studien liefern ebenso relevante Ergebnisse zur Wirksamkeit: So ermöglicht die Mundspülung eine 4,6-mal höhere interproximale Plaque-Prävention zusätzlich zum Zähneputzen im Vergleich zu Zähneputzen + täglicher Anwendung von Zahnseide durch Dentalhygieniker:innen4* (Abb. 2) und zu 28 Prozent mehr interproximaler Plaque-Reduktion verglichen mit der Kombination aus Zähneputzen und dem Gebrauch von Zahnseide5** (Abb. 3). LISTERINE mit ätherischen Ölen bekämpft Bakterien im gesamten Mundraum Mit LISTERINE können bedarfsgerechte Mundspülungen für die Plaquekontrolle, Kariesprävention und den Schutz vor Zahnfleischproblemen empfohlen werden. Für den langfristigen Einsatz*** geeignet sind vor allem Produkte, die ätherische Öle enthalten, da bei diesen keine Verfärbungen zu erwarten sind6 undes zu keiner nachweisbaren Zunahme potenziell opportunistischer Pathogene kommt7. Mit Thymol, Menthol, Eucalyptol und Methylsalicylat enthalten LISTERINE Mundspülungen bis zu vier ANZEIGE Abb. 1 Reifung des oralen Biofilms Foto: Kenvue / Johnson & Johnson GmbH
Johnson & Johnson Platz 2 41470 Neuss www.kenvue.com/de-de Kenvue Johnson & Johnson GmbH verschiedene ätherische Öle, denen antibakterielle Eigenschaften zugeschrieben werden.2LISTERINE hilft den Patient:innen dabei, ihre Mundgesundheit zu erhalten, indem es bis zu 99,9 Prozent der nach dem Zähneputzen verbleibenden Bakterien bekämpft, die Plaque verursachen können.8 Keine nachgewiesenen negativen Auswirkungen durch alkoholhaltige Mundspülungen Die Sicherheit von LISTERINE Mundspülungen wird durch verschiedene Studien belegt. In zahlreichen Untersuchungen der letzten 40 Jahre konntenkeine negativen Auswirkungen durch die Anwendung alkoholhaltiger Mundspülungen nachgewiesenwerden.9, 10, 11 LISTERINE Mundspülungen haben außerdemkeine negativen Auswirkungen auf das Gleichgewicht der oralen Bakterien.7,12Studien weisen zudem nicht darauf hin, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen der Verwendung von LISTERINE Mundspülungen und Mundtrockenheit gibt.13, 14 Wer trotzdem lieber auf Alkohol in Mundspülungen verzichten will, wird auch bei LISTERINE fündig. Mit dem aus insgesamt 11 Sorten bestehenden Portfolio bietet die Marke bedarfsgerechte Produkte, wahlweise mit und ohne Alkohol, für alle Altersgruppen (je nach Sorte ab 6 bzw. 12 Jahren) und für unterschiedliche Prophylaxebedürfnisse wie Karies-, Zahnfleisch- und Zahnsteinschutz. Gut zu wissen: In einer 6-monatigen Studie zeigte sichkein statistisch signifikanter Unterschied hinsichtlich der Wirksamkeit gegen Plaque zwischen einer alkoholhaltigen Mundspülung und alkoholfreien Sorten.15 * Anhaltende Plaque-Prävention über dem Zahnfleischrand bei Anwendung nach Anweisung über 12 Wochen nach professioneller Zahnreinigung. Die Anwendung der Zahnseide wurde von einem:er Dentalhygieniker:in durchgeführt. ** Anhaltende Plaque-Reduzierung über dem Zahnfleischrand bei Anwendung nach Anweisung für 12 Wochen nach einer Zahnreinigung. Die Anwendung von Zahnseide wurde unter Aufsicht durchgeführt. Verwenden Sie Listerine immer in Ergänzung zur mechanischen Reinigung (3-fachProphylaxe). *** Studien über 6 Monate. 1S3-Leitlinie: Häusliches mechanisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis. AWMF-Registernummer: 083-022, Stand: November 2018, Amendment: Dezember 2020. 2 S3-Leitlinie: Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis. AWMF-Registernummer: 083-016, Stand: November 2018, Amendment: Dezember 2020. 3 Araujo MWB, Charles C et al. Meta-analysis of the effect of an essential oil-containing mouthrinse on gingivitis and plaque. JADA. 2015; 146(8): 610-622. 4 Bosma ML et al. Efficacy of Flossing and Mouthrinsing Regimens on Plaque and Gingivitis: A randomized clinical trial. J Dent Hyg. 2022; 96(3):8-20. 5 Milleman J, et al. Comparative Effectiveness of Toothbrushing, Flossing and Mouthrinse Regimens on Plaque and Gingivitis: A 12-week virtually supervised clinical trial. J Dent Hyg. 2022; 96(3):21-34. 6 Charles CH, Mostler KM, Bartels LL, Mankodi SM. Comparative antiplaque and antigingivitis effectiveness of a chlorhexidine and an essential oil mouthrinse: 6-month clinical trial. J Clin Periodontol. 2004 Oct;31(10):878-84. 7 Minah GE et al. Effects of 6 months use of an antiseptic mouthrinse on supragingival dental plaque microflora. J Clin Periodontol. 1989 Jul;16(6):347-52. 8 Johnson & Johnson internal study: FCLGBP0048. Johnson & Johnson 2021. 9 Aceves Argemí R, González Navarro B, Ochoa García-Seisdedos P, Estrugo Devesa A, LópezLópez J. Mouthwash with alcohol and oral carcinogenesis: systematic review and meta-analysis. J Evid Based Dent Pract. 2020;20(2):101407. 10 Food and Drug Administration. Oral health care drug products for over-the-counter human use; antigingivitis/antiplaque drug products; establishment of a monograph; proposed rules. Part Ill. Fed Regist. 2003;68(103):32232-32287. 11 La Vecchia C. Mouthwash and oral cancer risk: an update. Oral Oncol. 2009;45(3):198-200. 12 Walker C, Clark W, Tyler K, Ross N, Dills S. Evaluation of microbial shifts following long-term antiseptic mouthrinse use [abstract]. J Dent Res. 1989;68:412. Abstract 1845. 13 Fischman SL, Aguirre A, Charles CH. Use of essential oil–containing mouthwashes by xerostomic individuals: determination of potential for oral mucosal irritation. Am J Dent. 2004;17(1):2326. 14 Kerr AR, Corby PM, Kalliontzi K, McGuire JA, Charles CA. Comparison of two mouthrinses in relation to salivary flow and perceived dryness. Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral Radiol. 2015;119(1):59-64. 15 Lynch MC et al.: The effects of essential oil mouthrinses with or without alcohol on plaque and gingivitis: a randomized controlled clinical study. BMC Oral Health. 2018 Jan 10;18(1):6. Abb. 2 Reduktion des interproximalen TPI nach 12 Wochen im Vergleich zur Kontrolle§4 Abb. 3 Interproximale Plaque-Reduktion nach 12 Wochen#5
Als Ernst Jessen 1897 in Straßburg die erste große Untersuchung zur Mundgesundheit von Schulkindern im deutschen Reich durchführte, waren die Ergebnisse dramatisch schlecht: 93 Prozent der Kinder hatten im Durchschnitt 7,5 kariöse Zähne. Der günstige Zucker aus heimischer Produktion hatte in kurzer Zeit seinen Zerstörungszug durch die Münder gestartet. Besonders deutlich fiel das den Zeitgenossen bei den Kindern auf, vermutlich weil man sich noch daran erinnern konnte, dass es diese Zerstörung früher nicht gab. Die Schulzahnklinik – eine Lösung auf Zeit Ernst Jessen hatte 1888 bereits den zahnärztlichen Unterricht an der Universität Straßburg begründet und entwickelte dort nun eine Lösung, die für die folgenden 30 Jahre die Kinderzahnmedizin in Deutschland bestimmen sollte. 1902 gründete er die vermutlich erste Schulzahnklinik der Welt mit dem Ziel, die Kinder dort nicht nur zu untersuchen, sondern auch zu behandeln. Die Politik sprang sofort auf den Zug auf und mit wachsender Geschwindigkeit wurden bis 1932 schließlich 1.000 häufig kommunale Schulzahnkliniken gegründet. In der NS-Zeit passten sie nicht mehr in das ideologische Bild. Nach dem Krieg gewann im Westen die freie Zahnarztwahl die Oberhand: Kollektive Untersuchung, aber individuelle Behandlung. 1949 wurde dazu der „Deutsche Ausschuss für Jugendzahnpflege“ (DAJ) gegründet, der auf der längeren Zeitachse dann die Gründung von Landesarbeitsgemeinschaften (LAGen) initiierte. Dualismus aus Gruppen- und Individualprophylaxe In der ersten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS) 1989 war der DMFT-Index der Zwölfjährigen mit 6,4 nicht so viel besser als in Jessens Untersuchung, dies aber immerhin mit deutlich höherer „Filled“-Komponente. Als erste Reaktion wurden die Individualprophylaxe-Leistungen eingeführt und der präventive Siegeszug bei Kindern und Jugendlichen begann. Demöffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) und den LAGen mit ihren vielen Tausend ehrenamtlich engagierten Kolleginnen und Kollegen kommt dabei eine ganz wichtige Rolle zu: n Sie erreichen Kinder, die bislang nicht zahnärztlich betreut werden, und sie motivieren alle anderen. n Sie setzen früh das Ritual, Mundpflege als wichtigen Teil der Körperpflege zu verstehen. n Sie prägen und schulen Multiplikatoren: Hebammen, Erzieherinnen und Lehrer. Die individuelle Betreuung in den Praxen kann darauf aufbauen und den positiven Effekt verstärken, verstetigen und ins erwachsene Leben überführen. Kommt jetzt die Karies zurück? Nach 1989 stellte sich die Mundgesundheit der Kinder mit jeder weiteren DMS besser dar bis hin zu einem DMFT-Fabelwert von 0,47 im Jahr 2014. Fabelwerte sind aber keine Garantie, dass es nicht auch wieder in die andere Richtung geht. Zwei Gründe könnten tatsächlich dafür sprechen. Einmal besteht ein Zusammenhang zwischen der Mundgesundheit und der sozialen Situation. Da geht die Schrere in Deutschland gerade wieder auseinander. Zudem nahm in der Corona-Zeit die Betreuung durch ÖGD, LAGen und Zahnärzte ab. Aber es könnte auch noch einen dritten Aspekt geben, nämlich dass Fabelwerte „kariesmüde“ machen – die Patienten genauso wie uns. Schweizer Studien zeigen, wie schnell die Probleme wieder loslaufen, wenn das präventive Engagement nachlässt. Deshalb scheinen jetzt drei Punkte wichtig: n Die Arbeit des ÖGD und der LAGen muss gestärkt werden – und sie sollten sich auch nicht nur auf Risikokinder konzentrieren. Niemand weiß, wie viele der anderen Kinder ins Risiko kommen, wenn die Motivation nachlässt. n Zahnärztinnen und Zahnärzte sollten die Aufmerksamkeit für FU- und IP-Leistungen stärken. n Und ja, wer noch nie Karies hatte, versteht das Problem nicht. Aber hier hilft vielleicht eine Erkenntnis aus der DMS 5: 78 Prozent der Zwölfjährigen haben Gingivitis. Blutstropfen motivieren und helfen später auch bei der gedanklichen Umstellung hin zur Parodontitisprävention. Seien Sie gespannt auf die Ergebnisse der DMS 6: Am 17. März 2025 wird sie in der Bundespressekonferenz vorgestellt. Sich wieder neu auf die Ziele der Prävention zu fokussieren, macht aber jetzt schon Sinn! Prof. Dr. Christoph Benz Präsident der Bundeszahnärztekammer Gibt es so etwas wie „Kariesmüdigkeit“? 8 | LEITARTIKEL Foto: Georg Johannes Lopata – axentis.de
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zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1772) 10 | GESELLSCHAFT Am California Boulevard 913 E in Pasadena, USA, wird lege artis gearbeitet, dafür steht Zahnarzt Michael Osborne mit seinem Namen. Das 1963 eröffnete Lokal „Pie 'n Burger“ gilt Kennern der Kulinarik als Tempel der US-amerikanischen Esskultur. Die Spezialitäten: saftige Cheeseburger, süße Milchshakes und Kokosnuss-Baiser-Torte. Der Legende nach aß Osborne in den seither unveränderten Räumen als Zehnjähriger mit seiner Großmutter zusammen einen Burger – und einen Erdbeerkuchen. Ab 1972 begann er dann im Pie 'n Burger zu arbeiten, war während seines Zahnmedizinstudiums an der University of Southern California erst Küchenhilfe und später Tellerwäscher. Nach dem Studium entschied er sich gegen eine eigene Praxis und für die Übernahme des Restaurants – das US-TV-Sender heute unisono als Kult abfeiern. Sichtlich gern verrät Osborne den Journalisten sein Geheimnis: Alles werde exakt so gehandhabt wie 1963. Ein Beispiel gefällig? Erst durch einen dosierten Schlag mit einer Konservenbüchse aus Kennedys Zeiten wird aus einem faustgroßen Hackbällchen ein Burger-Patty. Für 13 bis 24 Euro bekommt man somit nicht nur 300 Gramm Beef im mit Butter gerösteten Weißmehlbrötchen, sondern das Ticket für eine Zeitreise gratis obendrauf. Auf Tripadvisor schwärmt Kundin Carita N: „The actual restaurant ... looks like it hasn't been updated in a long time – however, that is the actual charm of the place!“ Bedauerlicherweise, fügt sie hinzu, war sie nach ihrem Sandwich mit Pommes so voll, dass sie keine der 25 verschiedenen Pies mehr probieren konnte. Es liest sich wie ein Kompliment. n Foto: Youtube – Big Ten Network, Dennis – stock.adobe.com EIN BILD UND SEINE GESCHICHTE
#whdentalde video.wh.com W&H Deutschland GmbH office.de@wh.com wh.com Piezochirurgie für Implantmed - jetzt als einfaches Add-on. Moderne Piezochirurgie für Ihr Implantmed. Das Piezomed Modul ist der Game Changer in der Piezochirurgie. Als einfache Add-on-Lösung kann es mit Implantmed Plus kombiniert werden. Damit durchbricht W&H erstmals Grenzen in der chirurgischen Anwendung. Geballte Kompetenz verschmilzt zu einem faszinierenden modularen System. Der Durchbruch in der oralen Chirurgie Jetzt zum Aktionspreis! Mehr Infos:
zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1774) 12 | POLITIK AMALGAMVERBOT KZBV und GKV-SV einigen sich auf Neuregelung Vor dem europaweiten Verbot von Dentalamalgam am 1. Januar 2025 haben sich die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) und der GKV-Spitzenverband (GKV-SV) auf eine Neuregelung verständigt. Auch ab dem 1. Januar 2025 bleibt der grundsätzliche GKVAnspruch auf Zahnfüllungen ohne Mehrkosten bestehen, obwohl ab diesem Zeitpunkt Amalgam für die zahnärztliche Behandlung in der EU in der Regel nicht mehr verwendet werden darf. Auf eine entsprechende Anpassung der bestehenden Regelungen haben sich die KZBV und der GKV-SV im Bewertungsausschuss verständigt. „Die angepassten BEMA-Regelungen sorgen dafür, dass alle GKV-Versicherten mit qualitativ hochwertigen modernen amalgamfreien Zahnfüllungen nach den Regeln der zahnärztlichen Kunst ausreichend und zweckmäßig mehrkostenfrei versorgt werden können“, erklärten die beiden Selbstverwaltungsorgane in einer heute veröffentlichten gemeinsamen Pressemitteilung. Gleichzeitig könnten die Patientinnen und Patienten – wie bisher gegen private Zuzahlung – darüber hinausgehende Füllungsleistungen wählen, ohne ihren Sachleistungsanspruch dem Grunde nach zu verlieren. Die Krankenkasse übernehme dann die Kosten in Höhe der GKV-Versorgung, die von den Selbstverwaltungspartnern im Einheitlichen Bewertungsmaßstab für zahnärztliche Leistungen (BEMA) neu definiert worden ist. Wie bisher entscheide der behandelnde Zahnarzt oder die behandelnde Zahnärztin in Abstimmung mit den Patienten und Patientinnen, welches konkrete Füllungsmaterial im jeweiligen Einzelfall verwendet wird, hieß es weiter. Martin Hendges, KZBV-Vorstandsvorsitzender, erklärte dazu: „Mit der gemeinsam erarbeiteten Regelung von KZBV und GKV-Spitzenverband haben unsere Patientinnen und Patienten auch weiterhin Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Füllungstherapie, die dem aktuellen Stand der Zahnmedizin entspricht. Mit der erreichten Neuregelung ist als grundlegende Kassenleistung im Seitenzahnbereich die Versorgung mit sogenannten selbstadhäsiven Materialien ohne Zuzahlung der Versicherten möglich, in Ausnahmefällen können auch BulkfillKomposite zum Einsatz kommen. Hendges: „Die Entscheidungsfreiheit bleibt erhalten" Darüber hinaus können sich die Patientinnen und Patienten wie bisher für Alternativen entscheiden, während die Krankenkasse auf jeden Fall die Kosten für die im BEMA festgelegte Füllung übernimmt.“ Neben einer guten Grundversorgung bleibe daher die gewohnte Entscheidungsfreiheit ohne finanzielle Einbußen aufrechterhalten. Damit habe man in kürzester Zeit eine praktikable Lösung gefunden, „ohne unsere Patientinnen und Patienten in eine Versorgungslücke laufen zu lassen, die von der Politik auf EU-Ebene mit einem Amalgamverbot ohne Übergangsregelungen fahrlässig geschaffen worden wäre. Das Thema Amalgam ist damit bis auf zahnmedizinisch zwingende Fälle Geschichte“, fügte Hendges hinzu. Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, ergänzte: „Gemeinsam mit der KZBV haben wir uns auf geeignete, wirtschaftliche und praxiserprobte Füllungsmaterialien für alle Zahnfüllungen geeinigt. Dadurch können unsere GKV-Versicherten wie bisher qualitätsgesichert versorgt werden, ohne aus der eigenen Tasche Mehrkosten zahlen zu müssen. Dies zeigt, dass die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen auch unter den aktuell sehr schwierigen finanziellen Bedingungen lösungsorientiert arbeitet, um die gesundheitliche Versorgung der Patientinnen und Patienten zu verbessern.“ sr Hintergrund: Am 14. Juli 2023 hatte die Europäische Kommission ihren Vorschlag für eine Änderung der EU-Quecksilberverordnung (Verordnung (EU) 2017/852) vorgelegt, der in die Verordnung (EU) 2024/1849 vom 13. Juni 2024 mündete. Die geänderte Verordnung beinhaltet insbesondere folgende relevante Regelung: Ab dem 1. Januar 2025 darf Dentalamalgam in der Union nicht mehr für die zahnärztliche Behandlung verwendet werden – es sei denn, der Zahnarzt beziehungsweise die Zahnärztin erachtet eine solche Behandlung wegen der spezifischen medizinischen Erfordernisse bei der jeweiligen Patientin beziehungsweise dem jeweiligen Patienten als zwingend notwendig. Foto: Tanapat Lek Adobe Stock
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zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1776) 14 | POLITIK BZÄK ZUM GOÄ-ENTWURF Kein Vorbild für die GOZ der Zukunft Eine GOZ-Novelle ist aus Sicht der BZÄK längst überfällig. Vom vorliegenden Entwurf der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) müsse diese aber unabhängig sein. Auch innerhalb der Ärzteschaft ist der GOÄ-Entwurf umstritten. Vom Tag seiner Vorlage an wurde der von Bundesärztekammer (BÄK) und PKV-Verband erarbeitete GOÄ-Vorschlag in der Ärzteschaft kontrovers diskutiert. Am 10. Oktober 2024 kündigte die BÄK an, den Entwurf in ein Clearingverfahren zu übergeben. Die BZÄK begrüßt, dass die BÄK der Diskussion innerhalb des Berufsstands Raum gibt und eine Folgenanalyse des komplexen Entwurfs ermöglicht. Eine neue GOÄ ist aus Sicht der zahnärztlichen Standesvertretung grundsätzlich ein Fortschritt und dringend notwendig. Die Gesetzgebung müsse ihrer Verpflichtung zur regelmäßigen Anpassung der Gebührenordnungen bei allen Berufen gleichermaßen nachkommen und nicht willkürlich selektieren. „Grundlage für eine neue Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) kann der kolportierte GOÄ-Entwurf aber nicht sein“, merkt die BZÄK an. Der aktuell diskutierte GOÄ-Vorschlag trage die Handschrift einer Erstattungsordnung. „Namentlich eine Abschaffung des bewährten Gebührenrahmens kommt für die Zahnärztinnen und Zahnärzte auf keinen Fall infrage“, stellt BZÄK-Vizepräsidentin Dr. Romy Ermler klar. Ein Gebührenrahmen erlaube eine individuelle Bemessung nach Schwierigkeitsgrad und Zeitaufwand. Gerade das sehr patientenindividuelle zahnärztliche Leistungsspektrum mit seiner Vielzahl von Behandlungsalternativen lasse sich mit einer Festgebühr nicht transparent abbilden. Ermler: „Eine Gebühr, die den individuellen Besonderheiten Rechnung trägt und diese ausweist, ist gelebter Patientenschutz.“ „Der Gebührenrahmen muss bleiben“ Die derzeit geltende GOZ sei noch vor der Wiedervereinigung Deutschlands in Kraft getreten, ruft die BZÄK-Vizepräsidentin nochmals in Erinnerung. Die Zahnmedizin habe sich – ebenso wie die betriebswirtschaftlichen Anforderungen des Berufs – in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch verändert. Völlig unabhängig von den BÄK-Überlegungen sei eine GOZ-Novelle „mehr als überfällig“, betonte Ermler. Zeitgleich mit der Ankündigung des Clearingverfahrens verteidigte die BÄK den erarbeiteten Entwurf: „Zu bewerten ist dabei zunächst die Tatsache, dass der PKV-Verband mit Blick auf die Folgen für die Beitragsentwicklung der Privatversicherten die ärztlicherseits vorgelegten Gebühren nur mit teils deutlichen Reduzierungen akzeptiert.“ Die Rückmeldungen der ärztlichen Verbände hätten aber auch Fragen zur Folgenabschätzung aufgeworfen. „So merken einige Verbände Abwertungen im Vergleich zur geltenden GOÄ an, die aus den aufwendigen Folgenabschätzungen sowohl aufseiten der Bundesärztekammer als aufseiten des PKV-Verbandes bisher nicht ersichtlich sind“, teilte die BÄK mit. Diese sollten in dem angestrebten Clearingverfahren von BÄK und allen beteiligten ärztlichen Verbänden sowie Fachgesellschaften diskutiert werden. sth Die BZÄK begrüßt die aktuelle Diskussion über den GOÄ-Entwurf, sieht darin aber keine geeignete Grundlage für eine neue GOZ. Foto: Andrey Popov - stock.adobe.com
Unsere Meilensteine. Seit Gründung unseres Unternehmens vereinen wir Erfahrung mit Innovationsgeist. Das Ergebnis: Fortschrittliche, zuverlässige Produkte aus regionaler Produktion. Mehr erfahren unter: www.duerrdental.com Jetzt Aktionsangebote sichern! Früher war ein Zahnarztbesuch oft von starken Schmerzen geprägt, während das Sichtfeld des Zahnarztes erheblichen Einschränkungen unterlag. 2014 Mit der Tyscor-Serie setzt Dürr Dental bereits seit 10 Jahren neue Maßstäbe und steigert Energieeffizienz sowie Performance durch Radialtechnologie. 1964 DÜRR DENTAL revolutionierte die Zahnmedizin mit der „Orosuc“-Absaugung, die angenehmere und liegende Behandlungen ermöglichte. DRUCKLUFT | ABSAUGUNG | BILDGEBUNG | ZAHNERHALTUNG | HYGIENE Die Erfindung der Absaugung. Eine Bilderbuchgeschichte.
16 | PRAXIS zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1778) OBERLANDESGERICHT KÖLN Schadenersatz nur bei Zusammenhang zum Behandlungsfehler Auch wenn ein Zahnarzt gegen zahnärztliche Standards verstoßen hat, haftet er nicht automatisch für alle weiteren Entwicklungen der Behandlung. Entscheidend ist, ob es eine Verbindung zum Behandlungsfehler gibt. Das zeigt ein Urteil des Oberlandesgerichts Köln. Das Oberlandesgericht (OLG) Köln wies mit dem kürzlich veröffentlichten Urteil die Klage gegen einen Zahnarzt aus dem Raum Aachen ab. Dieser hatte einer Patientin ein Implantat im Oberkiefer gesetzt. Anders als standardmäßig vorgesehen, hatte er später das Abutment entfernt, ohne das Implantat sofort mit einer Abdeckschraube zu versehen. Wegen einer Entzündung mit Fistelbildung musste das Implantat später wieder entfernt werden. Das OLG wertete die fehlende Abdeckschraube nun zwar als groben Behandlungsfehler, dennoch blieb die Schadenersatzklage ohne Erfolg. Denn ein Sachverständiger habe die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenhangs mit der späteren Entzündung nahe Null angesetzt und dies überzeugend begründet, so das Gericht. Behandlungsfehler ja, Schadenersatz nein Zweck der Abdeckung sei es danach, das Einwachsen von Gewebe von oben zu verhindern. Nach unten sei das Implantat aber geschlossen. Auch ohne Abdeckung könnten durch das Implantat daher keine Bakterien in den Kieferknochen gelangt sein. Entsprechend sei es nicht Schutzzweck der verletzten Sorgfaltsregel, Entzündungen zu verhindern, so das OLG weiter. Die Schadenersatzpflicht von Ärzten und Zahnärzten werde aber „durch den Schutzzweck der verletzten Norm begrenzt“. Der entstandene Schaden sei daher nicht dem Behandlungsfehler, sondern „dem allgemeinen Lebensrisiko und damit dem Risikobereich der Geschädigten zuzurechnen“. Im Streitfall hatte die Patientin dem Zahnarzt noch mehrere weitere Fehler vorgeworfen. Diese konnte sie nach Überzeugung des OLG aber nicht ausreichend belegen. Daher wiesen die Kölner Richter die Schadenersatzklage vollständig ab. Die Revision zum Bundesgerichtshof ließen sie nicht zu. Martin Wortmann Vorinstanz: Landgericht Aachen Az.: 11 O 369/21 Urteil vom 30. November 2022 Oberlandesgericht Köln Az.: 5 U 151/22 Urteil vom 26. Juni 2024 Foto: Dental Pro Content - stock.adobe.com
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zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1780) 18 | ZAHNMEDIZIN US-STUDIE ZUR BESEITIGUNG DES PARODONTITIS-SCHLÜSSELERREGERS Schmalspektrum-Antibiotikum gegen Fusobacterium gefunden US-Wissenschaftler haben ein Antibiotikum gefunden, dass gezielt Fusobacterium nucleatum abtötet, ohne das orale oder gastrointestinale Mikrobiom zu schädigen. Die Beseitigung des ParodontitisSchlüsselerregers sei eine wichtige Strategie zur Bekämpfung der Krankheit, erklärt Dr. Alpdogan Kantarci, der für die American Dental Association (ADA) die Studie leitete. „Mit der Zunahme Antibiotika-resistenter Superbugs stellt die Möglichkeit, den gefährlichen Erreger mit einem Schmalspektrum-Antibiotikum gezielt abtöten zu können, einen signifikanten Paradigmenwechsel dar.“ Aktuelle Behandlungen für Parodontalerkrankungen konzentrierten sich darauf, ihr Fortschreiten zu verlangsamen. Die Studie, die von „Flightpath Biosciences Inc." finanziert und im Journal of Oral Microbiology veröffentlicht wurde, fand heraus, dass Hygromycin A (FP-100) wirksam war, Fusobacterium nucleatum sowohl in vitro als auch in einem Mausmodell auszurotten. Das Potenzial reicht über den Mund hinaus „Die Ergebnisse waren so klar: Mit FP-100 können wir Fusobacterium nucleatum aus der Mundhöhle entfernen, die Gewebezerstörung umkehren und das Fortschreiten der Krankheit verhindern, ohne das nützliche Mikrobiom zu schädigen“, führt Kantarci aus. Dabei reiche das Potenzial für FP-100 über den Mund hinaus, denn Fusobacterium nucleatum wird mit gesundheitlichen Problemen wie Darmkrebs, Frühgeburten und Alzheimer in Verbindung gebracht. Das gegen Fusobacterium so erfolgreiche Antibiotikum war ein Zufallsfund. Es wurde von Forschenden auf der Suche nach Behandlungen gegen Borrelia burgdorferi gefunden – das Bakterium, das Lyme-Borreliose verursacht. Wie ein trojanisches Pferd, das unentdeckt im Körper reist „Fusobacterium ist ein heimtückischer Erreger“, sagt Kantarci. „Studien zeigen, dass es von der Mundhöhle zu anderen Orten gelangen kann, wo es andere Krankheiten verursacht. Wir haben kürzlich eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass Fusobacterium wie ein trojanisches Pferd in menschliche Zellen gelangen und unentdeckt zu anderen Körperteilen reisen kann." Darum sei die Beseitigung der Bakterien in der Mundhöhle auch eine systemische Prävention. DasADA-Institut„Forsyth„und„Flightpath Biosciences“ haben eine Kooperationsvereinbarung zur Untersuchung von Therapien zur Bekämpfung von Parodontitis abgeschlossen und eine gemeinsame Patentanmeldung für FP100 eingereicht. Sie planen, das Potenzial des Antibiotikums in klinischen Studien weiter zu erforschen und seine Anwendung auf andere Erkrankungen auszuweiten, die durch Fusobacterium nucleatum verursacht werden. FP-100 befindet sich derzeit in einer klinischen Phase-I-Studie, um seine Sicherheit und Verträglichkeit bei Menschen zu untersuchen. mg Die Studie: Yakar, N., Unlu, O., Cen, L. et al.: Targeted elimination of Fusobacterium nucleatum alleviates periodontitis. Journal of Oral Microbiology, 16(1). https://doi. org/10.1080/20002297.2024.2388900 Da Fusobacterium nucleatum auch mit Darmkrebs, Frühgeburten und Alzheimer assoziiert ist, stellt die gezielte Ausschaltung des Bakteriums in der Mundhöhle eine systemische Präventionsmaßnahme dar, argumentieren die Forschenden. Foto: Dr_Microbe - stock.adobe.com
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20 | PRAXIS INTERVIEW MIT DR. DAVINDER RAJU, PREISTRÄGER DES „SUSTAINABILITY AWARD“ DER FDI „So nachhaltig wie vernünftig möglich“ Umweltschutz auch in der Praxis zu leben, ist dem englischen Zahnarzt Dr. Davinder Raju aus Sussex wichtig. Er hat dafür ein webbasiertes Konzept entwickelt und ist für seine Nachhaltigkeitsbemühungen mit dem Sustainability Award der FDI ausgezeichnet worden. Selbst wenn die Zahnmedizin nie zu 100 Prozent umweltschonend sein wird, zählt für ihn jeder Schritt in die (richtige) Richtung. Herr Dr. Raju, was macht für Sie nachhaltige Zahnmedizin aus? Dr. Davinder Raju: Für mich ist das ein ganzheitlicher Ansatz – die Verflechtung von Umweltbewusstsein mit einer maßgeschneiderten Patientenversorgung, einem motivierten Team und natürlich der Rentabilität der Zahnarztpraxis. Eine umfassend nachhaltige Ausrichtung ist zwar nicht möglich, aber mit kleinen Strategien kann jeder einiges positiv bewirken. Das Ganze sehe ich auch nicht als Trend, sondern als eine Bewegung, die das gesamte zahnmedizinische Ökosystem aus Zahnärzten, Herstellern, Lieferanten, Gemeinden und Patienten mitnimmt. Wie setzen Sie Nachhaltigkeit in Ihrer Praxis konkret um? Bei den Patienten setzen wir voll und ganz auf Prävention, Früherkennung und Therapien mit möglichst minimalen Eingriffen. Es ist logisch, dass fast alle Zahn- und Parodontalerkrankungen geringe Umweltkosten verursachen, wenn sie durch präventive Maßnahmen verhindert oder abgemildert werden können. Der ethisch und moralisch Imperativ heißt also: Verhindern, was vermeidbar ist! Prävention spart Ressourcen. Darüber hinaus betonen wir den Zusammenhang zwischen der Mundgesundheit und der systemischen Gesundheit. Wir erzeugen Strom vor Ort mit Solarzellen auf dem Dach der Praxis. Jede zusätzliche Energie beziehen wir von Anbietern erneuerbarer Energien. Wir heizeneffizient. Effektiv ist es auch, Patiententermine – wann immer möglich – zu bündeln, zum Beispiel die PZR mit der Kontrolle oder der Behandlung zu verbinden. Oder Familienangehörige gemeinsam in die Praxis zu bestellen, um Anfahrtswege zu sparen. Wie bringen Sie Ihre Mitarbeiter dazu, sich zu engagieren? Wir versuchen, ein positives und unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen. Damit wollen wir unsere Mitarbeiter binden und dazu motivieren, unsere Philosophie der Nachhaltigkeit intrinsisch mitzutragen. Dafür bieten wir zum Beispiel eine Menstruationspolitik und Coachings an. Vor allem nehmen wir uns regelmäßig Zeit, um Ideen auszutauschen und das Verantwortungsbewusstsein zu fördern. Wir schreiben Umweltbewusstsein auch direkt in die Stellenbeschreibungen, so dass von Anfang an klar ist, dass Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil der Rolle und der täglichen Aufgaben eines jeden ist – und nicht nur ein schöner Gedanke bleibt. Um dem Ganzen auch ein Gesicht zu geben, haben wir „Nachhaltigkeitsbeauftragte“ ernannt. Sie leiten die neuen Initiativen an und sind erste Ansprechpartner. Das alles folgt der Überzeugung, dass Unternehmen, die ein hohes Maß an ökologischer und sozialer Verantwortung zeigen, in der Regel auch engagiertere Mitarbeiter haben. Gerade Jüngeren ist das wichtig bei der Jobsuche. Ein hohes Engagement führt zu höherer Produktivität und niedrigeren Fluktuationsraten. Auch das ist letztendlich nachhaltig. Was raten Sie Ihren Kollegen, wo fängt man am besten an? Ich weiß, die Praxisleitung ist bereits ein Vollzeitjob. Deshalb macht das mit den „Nachhaltigkeitsbeauftragten“ Sinn. Suchen Sie nach jemandem, der sich für das Thema begeistert und im besten Fall das Team mitreißen kann. Mit seiner Hilfe können Maßnahmen und Projekte angegangen werden, ohne den Praxisinhaber oder andere Teammitglieder zu überfordern. Konkret kann diese Person dann die aktuelle Umweltbelastung der Praxis bewerten, umweltfreundliche Alternativen recherchieren und einen Plan zur schrittweisen Einführung nachhaltigerer Praktiken entwickeln. Ich rate dazu, erst einmal kleine Schritte zu gehen und lieber eine Dynamik aufzubauen, die dazu beiträgt, eine Kultur der Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz zu fördern. Schauen Sie, was direkt machbar ist und was langfristiger geplant werden muss, dann aber einen spürbaren Effekthat. Für mehr Klarheit hilft das Konzept im Sinne „so nachhaltig wie vernünftig möglich“. Dieser Ansatz erkennt an, dass eine perfekte Nachhaltigkeit in der Zahnmedizin aufgrund der wesentlichen Sicherheitspraktiken derzeit nicht erreichbar ist, dass aber in vielen anderen Bereichen erhebliche Verbesserungen möglich sind. Er ermutigt Zahnärzte, Nachhaltigkeit als eine Reise und nicht als ein Ziel zu betrachten und Veränderungen schrittweise umzusetzen, wo dies sicher und machbar ist. zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1782) Dr. Davinder Raju Foto: Dr Raju
PRAXIS | 21 Was glauben Sie, warum haben Zahnärzte oft eine falsche Vorstellung von Nachhaltigkeit? Das hat mehrere Gründe. Hartnäckig hält sich die wahrgenommene Kostenbarriere: Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass die Einführung nachhaltiger Praktiken teuer sei. Man konzentriert sich möglicherweise auf die Anfangsinvestition, ohne die langfristigen Kosteneinsparungen und das Potenzial für eine stärkere Patientenbindung zu berücksichtigen. Eine „Alles-oder-nichts-Denkweise“ hemmt vieledamit gemeint ist der Glaube, dass die Bemühungen um Nachhaltigkeit vergeblich sind, wenn die Zahnmedizin nicht zu 100 Prozent nachhaltig sein kann – etwa, weil Einwegplastikgeräte und andere wichtige Praktiken notwendig sind. Dann gibt es noch die inneren Widerstände gegen Veränderungen. In Zahnarztpraxen gibt es oft etablierte Routinen und Verfahren – diese zu ändern, um nachhaltige Praktiken zu integrieren, kann entmutigend sein. Besonders dann, wenn die Vorteile nicht sofort ersichtlich sind. Der oft stressige Arbeitsalltag macht das Vorhaben nicht gerade einfacher. Nachhaltigkeit wird als zusätzliche Belastung empfunden. Außerdem ist der Bereich bis heute leider kein fester Bestandteil in der zahnärztlichen Ausbildung. Der Bereich gehört für mich als Teil des Kerncurriculums ins Grundstudium. Außerdem sind Zahnärzte in erster Linie darauf fixiert, sich auf unmittelbare klinische Ergebnisse zu konzentrieren. Die langfristigen, umfassenderen Auswirkungen nachhaltiger Praktiken auf die Gesundheit der Patienten und der Umwelt werden möglicherweise weniger beachtet oder in den Vordergrund gestellt. Zudem mangelt es an klaren Leitlinien von Zahnärzteverbänden oder Aufsichtsbehörden. Ohne diese fühlen sich Zahnärzte möglicherweise unsicher, wie sie nachhaltige Praktiken wirksam umsetzen können. Wie können die Patienten einbezogen werden? Ermutigen Sie Ihre Patienten, zu Hause nachhaltige Mundpflegepraktiken anzuwenden und bieten Sie in Ihrer Praxis umweltfreundliche Optionen an. Sie können als positives Vorbild auftreten. Betonen Sie die Verbindung zwischen guten Mundgesundheitsgewohnheiten und Nachhaltigkeit. Erklären Sie Ihren Patienten, wie präventive Maßnahmen den Bedarf an ressourcenintensiven Behandlungen reduzieren und damit die Umweltbelastung verringern. Mit RecyclingAngeboten in der Praxis können Patienten ihre Zahnpflegeartikel ordnungsgemäß recyclen. Ein erheblicher Anteil des ökologischen Fußabdrucks macht die Anfahrt des Patienten mit dem VerbrennerAuto aus. Ermutigen Sie Ihre Patienten, – wenn möglich – öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, mit dem Fahrrad zu fahren oder zu Fuß zum Termin zu gehen. Erwägen Sie Anreize für Patienten, die sich für umweltfreundliche Transportmöglichkeiten entscheiden. Wo es möglich ist, sollten Fernkonsultationen und -kontrollen durchgeführt werden. Dies kann besonders nützlich sein für Nachkontrollen, Erstkonzm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1783) Irgendwo muss man anfangen. Raju stieg erst mal aufs Dach und ließ Solar-Panels installieren: „Der vor uns liegende Weg mag nicht immer einfach sein, aber er ist zweifellos notwendig und lohnend.“ Foto: Dr Raju Die vier Gewinner des diesjährigen Sustainability Award der FDI, in der Mitte (3.v.l.) Raju gemeinsam mit seiner Frau und Mitgründerin Subpreet (4.v.r.) Foto: FDI
zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1784) 22 | PRAXIS sultationen oder kleinere Anliegen, die keine persönlichen Besuche in der Praxis erfordern. Was war die Motivation für die Gründung von „Greener Dentistry Global“ (GDG) und was macht das Toolkit so besonders? Uns fehlen spezifische, akkreditierte Programme für eine nachhaltige Zahnmedizin. Diese Erkenntnis und meine Liebe zur Natur haben mich dazu gebracht, GDG zu gründen. Das Ziel war es, ein webbasiertes Toolkit zu entwickeln, das anderen Zahnärzten dabei hilft, Nachhaltigkeit effektiv in ihre Praxis zu integrieren. Ich wollte aber auch eine Plattform schaffen, auf der wir als Berufsstand Fachwissen, Ideen und Produktmeinungen austauschen. Das Toolkit selbst gliedert die Nachhaltigkeit in überschaubare Schritte und Bereiche wie Wege, Energieverbrauch, klinische Maßnahmen und alltägliche Abläufe sowie biologische Vielfalt. Um die Glaubwürdigkeit zu gewährleisten und Greenwashing zu verhindern, haben wir ein Akkreditierungsprogramm eingeführt, das von den Praxen den Nachweis ihrer Nachhaltigkeitsinitiativen verlangt. Was bedeutet der Preis der FDI für Sie? Der Award ist eine große Ehre für das Dove Holistic Dental Centre. Und auch eine Genugtuung, da unsere Bemühungen von der FDI anerkannt wurden. Das bestätigt unseren ganzheitlichen Ansatz – und dass nachhaltige Praktiken langfristig auch die wirtschaftliche Effizienz erhöhen können. Die Auszeichnung gilt der kollektiven Leistung unseres engagierten Teams. Das Preisgeld haben wir für die Pflanzung von Obstbäumen in unterprivilegierten Gebieten im Rahmen des „Greener Dentistry Global's Reforestation Program“ gespendet. Diese Initiative trägt zur Wiederherstellung der Umwelt bei und unterstützt den nachhaltigen Lebensunterhalt, da die Gemeinden die Früchte ernten und verkaufen können. Das ist eine wunderbare Möglichkeit, einen dauerhaften positiven Einfluss zuschaffen, der weit über unsere Zahnarztpraxis hinausgeht. Das Gespräch führte Laura Langer. DER FDI-SUSTAINABILITY-AWARD Mit ihrem Nachhaltigkeitspreis würdigt die World Dental Federation (FDI) Zahnärzte, Praxen und ihre Teams, die sich um umweltschonende Maßnahmen bemühen. Die Auszeichnung ist mit einem (kleinen) Preisgeld verbunden und möchte gleichzeitig die weltweite Aufmerksamkeit für solch ein Engagement fördern. Jedes Jahr werden insgesamt vier Preise verliehen und die Gewinner im Rahmen der Preisverleihung auf dem FDI-Weltkongress bekanntgegeben. Für den Wettbewerb können sich Zahnärzte und ihre Teams auf der Website (fdiworlddental.org) anmelden. Sie müssen allerdings im Mitgliedsverband der FDI sein. Die Bewerbungen werden jährlich im Juli vom FDI-Komitee geprüft – etwa, daraufhin wie wirkungsvoll und innovativ die umgesetzten Maßnahmen sind, ob die Patienten einbezogen wurden und ob die Initiative in Zukunft fortgesetzt und erweitert werden soll. „Nachhaltige Zahnmedizin stellt die Mundgesundheit der Gesellschaft sicher und versucht gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck zu minimieren“ – das Team von Raju ist all in! Foto: Dr Raju
Erfolg leichtgemacht – für jede Praxis • gebrauchsfertige Spritze • kein Schrumpfen – bioaktiv – biokompatibel – hoher pH-Wert • für kalte und warme Obturationstechniken geeignet (1) 24 Monate nach der Behandlung betrug die Erfolgsrate nach weichen Kriterien 91,0% in der BrF-Gruppe und 90,4% in der BrRCS-Gruppe (p=0,0003). Die Ergebnisse der klinischen Studie (Clinicaltrial.gov/NCT04757753) werden derzeit von Experten geprüft. (2) Ng, Y.-L., Mann, V., Rahbaran, S., Lewsey, J., & Gulabivala, K. (2007). Outcome of primary root canal treatment: Systematic review of the literature – Part 1. International Endodontic Journal, 40, 921–939. Medizinprodukt der Klasse III – Zertifiziert durch BSI (2797) für MDR/EU-Konformität. Die Ergebnisse der klinischen Studie (Clinicaltrial.gov/NCT04757753) werden Septodont GmbH Felix-Wankel-Str. 9, 53859 Niederkassel, Deutschland Telefon: +49 (0) 228 971 26-0 · E-Mail: info@septodont.de · www.septodont.de BioRoot™ Flow Bioaktiver mineralischer Wurzelkanal-Sealer Übertrifft mit 91%die in der Literatur nachweisbaren klinischen Erfolgsraten bei primärer Wurzelkanalbehandlung(2) von 82–90%. 91% klinischer Erfolg nach 2Jahren(1)
24 | ZAHNMEDIZIN PRAXISTIPPS MIT KOMPOSIT – TEIL 1 Lückenschluss: Innovative Lösungen für die Sofortversorgung Cornelia Frese Einzelzahnlücken können in jedem Alter vorliegen. Eine patientenzentrierte Planung verlangt oftmals nach einer semipermanenten Lösung für eine Sofortversorgung, bis Planung und Vorbehandlungen abgeschlossen sind und die Lücke definitiv geschlossen werden kann. Der erste Teil der Serie „Praxistipps mit Komposit“ zeigt die Therapieoption einer faserverstärkten Kompositbrücke (FRC-Brücke) mit Umarbeitung eines Originalzahns bei einem geriatrischen Patienten. Der 85-jährige Patient stellte sich auf Überweisung von Kollegen der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie in der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde vor. Der Zahn 11 war, da nicht erhaltungsfähig, einige Tage zuvor extrahiert worden. Der Patient wünschte bis zur Implantation in regio 011 eine festsitzende semipermanente Versorgung. Er hat eine koronare Herzerkrankung, Herzrhythmusstörungen, einen implantierten Defibrillator und ist mit den Medikamenten Plavix und Aspirin antikoaguliert. Der Originalzahn 11 wurde dem Patienten nach Extraktion von den chirurgischen Kollegen ausgehändigt, er brachte ihn zur Sitzung mit (Abbildung 1). Bei einer Umarbeitung des Originalzahns 11 zum Pontic wird zunächst die Länge bis zur Kieferkammauflage ausgemessen und markiert, dann die übrige Wurzel abgetrennt und die Pulpakammer ausgehöhlt (Abbildung 2). Anschließend wird der Originalzahn angeätzt, abgespült und mit Luft getrocknet; Primer und Adhäsiv werden aufgetragen. Zur Ausformung des Pontics wird Restaurationskomposit auf den Originalzahn unter Beachtung einer eiförmigen Gestaltung der Basalfläche aufgebracht, das Pontic ausgearbeitet und in einem Lichtschutzgefäß gelagert. Aufgrund der Okklusionsverhältnisse im Frontzahnbereich ist palatinal am Pfeilerzahn 21 im inzisalen Drittel eine Rillenpräparation (circa 2 mm tief und 2,5 mm breit) angezeigt zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1786) Abb. 1: 85-jähriger Patient mit 23 eigenen natürlichen Zähnen und drei Implantaten: Vorstellung in der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde mit Zustand nach Extraktion des nicht erhaltungsfähigen Zahnes 11 und dem Wunsch nach einer festsitzenden Sofortversorgung bis zur Implantation in regio 011 SERIE „PRAXISTIPPS MIT KOMPOSIT“ Es gibt wenige Restaurationsmaterialien in der Zahnmedizin, die so häufig eingesetzt werden wie die Komposite. Und das Potenzial dieser vielfach für verschiedene Anwendungen modifizierten Materialgruppe ist noch lange nicht ausgeschöpft. Neben der klassischen direkten Restauration können schwierige Fälle oft substanzschonend und effizient mit Komposit gelöst werden. In der Serie „Praxistipps mit Komposit“ stellt Prof. Dr. Cornelia Frese kreative und innovative Lösungen mit Kompositmaterialien vor, die die Arbeit in der täglichen Praxis bereichern können. Fotos: Cornelia Frese, UKHD
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