Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

TITEL | 33 lange gedauert, bis in Deutschland die Chancengleichheit in der Medizin verbessert worden sei. Ohne den Einfluss des Ärztinnenbundes „hätte es noch länger gedauert“, so der Minister. Er erinnerte an Medizinerinnen der ersten Stunde, wie die erste Zahnärztin in Deutschland, Henriette HirschfeldTiburtius, und deren Schwägerin, die Ärztin Franziska Tiburtius, die zu den Gründungsmitgliedern des Bundes gehörte. Beide Biografien seien typisch für die steinigen Lebenswege von Medizinerinnen damals in Deutschland gewesen. Lauterbach wies darauf hin, wie ungleich die Frauenanteile heute noch über die ärztlichen Disziplinen hinweg verteilt seien. So seien in den chirurgischen Fächern Ärztinnen unterrepräsentiert, in der Kinder- und Jugendmedizin hingegen gebe es mehr Frauen als Männer. Hier werde die Politik „manche Unwuchten" ausgleichen, versprach er. Prof. Dr. Mag. theol. Sabine Schleiermacher vom Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Charité Berlin referierte die Geschichte: Der Vorgängerverband des DÄB, der „Bund Deutscher Ärztinnen“ (BDÄ), wurde am 25. Oktober 1924 in Berlin gegründet, hatte 280 Mitglieder und repräsentierte damit etwa zwölf Prozent der Ärztinnen, die es damals in der Weimarer Republik gab. 1909 hatte das Großherzogtum Mecklenburg als letzter Staat des Deutschen Reiches Frauen erlaubt zu studieren. Davor mussten Frauen zum Studium in die Schweiz gehen. In der NS-Zeit wurde der BDÄ Ende 1936 aufgelöst. Ab 1946 formierten sich wieder erste lokale Ärztinnengruppen und am 18. März 1950 konstituierte sich der Deutsche Ärztinnenbund e.V. neu in München. zm114 Nr. 22, 16.11.2024, (1903) Gründungsversammlung des BDÄ: 1 = Prof. Lydia Rabinowitsch-Kempner, Mikrobiologin und Ehrenmitglied, 2 = Dr. Hermine Heusler-Edenhuizen, die erste Vorsitzende des BDÄ, ; 3 = Dr. Franziska Tiburtius, Ehrenmitglied und eine der ersten beiden Ärztinnen in Deutschland, Schwägerin von Dr. Henriette Hirschfeld-Tiburtius. der ersten Zahnärztin in Deutschland Foto: DÄB 100 JAHRE DEUTSCHER ÄRZTINNENBUND 25.10.1924: Der Bund Deutscher Ärztinnen (BDÄ) wird in Berlin gegründet. Ziel ist die Vertretung der beruflichen und sozialen Interessen von Ärztinnen und Zahnärztinnen, aber auch die Bearbeitung von gesundheitspolitischen Frauenfragen. Im ganzen Deutschen Reich gab es damals rund 2.500 Ärztinnen. 1933: Bereits im April vollzieht der BDÄ die von den Nazis betriebene Gleichschaltung. Im Juni werden alle Kolleginnen mit jüdischer Herkunft ausgeschlossen. 1933–1945: Mitglieder des Weltärztinnenbundes (MWIA) unterstützen geflüchtete Kolleginnen. 1934: Der BDÄ wird vom Weltärztinnenbund ausgeschlossen. 15.12.1936: Auflösung des BDÄ als Konsequenz aus der Reichsärzteordnung vom April 1936 1946: Erste lokale Ärztinnengruppen formieren sich nach dem Zweiten Weltkrieg. 18.3.1950: Gründung des Deutschen Ärztinnenbundes in München: Eines der ersten Ziele ist, die Benachteiligung von Ärztinnen bei der Niederlassung als Kassenärztin zu beseitigen. 1950: Der DÄB unterzeichnet das Genfer Gelöbnis des Weltärztebundes. 1951: Erster eigener DÄB-Kongress in Bad Pyrmont, seitdem zweijähriger Turnus 1952: Wiederaufnahme des DÄB in die MWIA 1976: Dr. med. Helga Thieme wird als erste Deutsche zur MWIA-Präsidentin gewählt. 1987: Das Junge Forum im DÄB für Ärztinnen bis 40 Jahre wird gegründet. 1990: Ärztinnen aus den neuen Bundesländern werden Mitglied im DÄB. 1999: Prof. Dr. med. Marion Kiechle wird die erste Ordinaria für Frauenheilkunde in Deutschland. 16.9.1999: DÄB-Kongress begründet die Gendermedizin in Deutschland. 2001: Prof. Dr. med. Doris Henne-Bruns wird die erste Ordinaria für Chirurgie in Deutschland. Das Forum 60 plus wird gegründet, ebenso das MentorinnenNetzwerk, eines der ersten Mentoringangebote in der Medizin in Deutschland. 2011: Das Forum 40 plus wird gegründet. 1.1.2018: Das unter Mitwirkung des DÄB ausgearbeitete novellierte Mutterschutzgesetz tritt in Kraft. 2021/2022: Seit Anfang der 2020er-Jahre entstehen vermehrt Ausschüsse, um DÄB-Themen vertieft zu bearbeiten. 2022: Der Weltärztinnenbund gründet die Senior-MWIA als internationale Vertretung für ältere Ärztinnen. 2022: Die Zukunftsabende des Jungen Forums für Medizinstudentinnen starten. 25.10.2024: Jubiläumsfeier zum 100. Gründungstag

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