Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

46 | GESELLSCHAFT IM EINSATZ MIT DEN GERMAN ROTARY VOLUNTEER DOCTORS Warum ich in Nepal eine Zahnklinik aufbaute John Adderson Wahrscheinlich träumen viele nach dem Arbeitsleben von Ruhe und mehr freier Zeit. Ich aber nicht – daher entschied ich mich, noch einmal ein eigenes Projekt zu starten. Mein Ziel: denen zu helfen, die es sehr viel schwerer haben, an eine zahnmedizinische Versorgung zu kommen, weil sie abgelegen leben und kaum finanzielle Mittel haben. Seit 2012 bin ich im Ruhestand und war für den Hilfsverein German Rotary Volonteer Doctors (GRVD) zuerst als ehrenamtlicher Zahnarzt zwei Jahre in Ghana. Nun bin ich seit elf Jahren in Nepal tätig und zweimal im Jahr für jeweils sechs Wochen vor Ort. Anfangs betreute ich eine Praxis in der Kleinstadt Manthali, rund 130 Kilometer östlich der Hauptstadt Kathmandu. Weil es in Nepal außerhalb größerer Städte so gut wie keine Zahnarztpraxen gibt, habe ich schließlich 34 Kilometer weiter östlich in den Bergen, im Dorf Sanghutar, einen Bungalow gebaut und mit Spenden aus Deutschland als Zahnarztpraxis eingerichtet. Der Praxisbungalow befindet sich auf dem Gelände der Schule mit etwa 600 Schülerinnen und Schülern und macht somit den direkten Zugang zu denen möglich, die noch nie einen Zahnarzt gesehen haben. Für die Unterbringung des zahnärztlichen Personals habe ich noch ein Gästehaus gebaut, denn im Dorf gab es keine annähernd akzeptable Wohnmöglichkeit. Im Februar 2020 eröffnete die Praxis, unmittelbar vor der Corona-Pandemie. Zu Beginn gab es nur eine nepalesische Dentalhygienikerin. Dann kam der erste Lockdown, der fast sechs Monate dauerte. Wir mussten schließen. Die Praxis öffnete erst im September wieder. Flüge aus Deutschland waren nach Impfbeginn erst im März 2021 wieder möglich. Eine Zahnärztin wurde 2022 eingestellt, aber die Praxis litt, wie alle ländlichen Zahnarztpraxen in Nepal, unter Patientenmangel – obwohl ein riesiger Behandlungsbedarf besteht. Der Grund hierfür ist die bittere Armut der Bauernfamilien, sie leben von der Hand in den Mund und Geld für eine Zahnbehandlung gab es noch nie in ihrem Familienbudget. Über die Schulkinder erreichen wir auch die Eltern Seit 2023 betreut die Praxis in Sanghutar zwei weitere Schulen durch Zahnärzte und Zahnärztinnen, die über den Verein aus Deutschland kommen. Unser Ziel ist die Erziehung der insgesamt über 1.100 Schüler aller drei Schulen hin zur selbstständigen Mundhygiene und zur Zahnerhaltung. Prophylaxe und Fissurenversiegelungen sind dabei kostenlos, Füllungen sehr preiswert. Über die Schülerinnen und Schüler erreichen wir auch manche Eltern. Kommen sie mit Schmerzen in die Praxis und wünschen eine Extraktion, was in Nepal die Standardbehandlung ist, können wir sie meistens von einer Allen Hindernissen zum Trotz haben wir seit der Praxisgründung vielen helfen können – vor allem den Schulkindern. zm114 Nr. 22, 16.11.2024, (1916) Rechts neben der Schule befindet sich die Zahnklinik. Fotos: Adderson

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