GESELLSCHAFT | 47 Wurzelbehandlung überzeugen. Das vermeidet eine unangenehme und blutige Therapie, gelingt in der Regel und ist für uns auch wirtschaftlich besser. Im Augenblick decken die Einnahmen aber nur die Gehälter. Die GRVD unterstützen das Projekt und die Einsätze durch das Management, dazu kommen finanzielle Spenden und freiwillig helfende Zahnärztinnen und Zahnärzte aus Deutschland. Wir wollen zeigen, dass Praxen rentabel sein können Da es für unsere Patienten meistens ihr erster Zahnarztbesuch ist, wissen sie nicht, wie man auf einem Behandlungsstuhl Platz nimmt. Gelegentlich legten sich einige von ihnen auf das Fußende der Behandlungseinheit, des Öfteren wollten sich Patienten schon die Hände in der Speischüssel waschen. Es gibt ein Phänomen in Nepal, das mir dort niemand erklären kann: Anders als bei uns in Deutschland gibt es dort keinen Abszess ausgehend von einem infizierten Zahn, also keine „dicke Backe“. Nervtote Zähne verbleiben im Kiefer und lösen sich über Jahre hinweg auf. Falls sie trotzdem schmerzen, werden sie extrahiert. Unser langfristiges Ziel ist es, aufzuzeigen, wie eine moderne und hygienische Zahnarztpraxis im ländlichen Nepal wirtschaftlich betrieben werden kann – als Modellbeispiel für andere nepalesische Zahnärzte. Denn während in den Städten 20 Prozent der Bevölkerung leben, sind die restlichen 80 Prozent auf dem Land von fast jeglicher Zahnbehandlung ausgeschlossen. Die Niederlassung eines Zahnarztes auf dem Land wäre allerdings zurzeit ein finanzieller Selbstmord, da die Patienten ausbleiben. Es wird wohl Jahre dauern bis sich das mit den nächsten Generationen ändert. Mit Schülern, die wir betreuen, machen wir aber nun den Anfang. Ein sozialer Einsatz in Nepal kann sehr lehrreich sein Wir sind dankbar über jede Materialspende aus Deutschland. Für das kommende Jahr brauchen wir auch noch Volontäre. Interessenten können sich jederzeit bei den GRVD melden. Die Flugpreise nach Nepal sind zwar gestiegen, aber dafür sind die Lebenskosten für einen Europäer extrem niedrig. Ich bin der Ansicht, dass ein sozialer Einsatz im armen, friedlichen und freundlichen Nepal für jungen Menschen aus Deutschland sehr lehrreich sein. Der Kontrast zu unseren Lebensbedingungen, der umfassenden und modernen medizinischen Versorgung und unserem aufgeblähten materiellen Wohlstand regt uns wohlhabende Europäer unweigerlich zum Nachdenken an. Aus den angelsächsischen Ländern trifft man häufig Medizinstudierende, die eine Famulatur machen. Ich würde gerne mehr Deutsche sehen! Und wenn man sich nach dem Einsatz einmal ablenken will, geht es zum Trecking und River Rafting oder zum Sightseeing, etwa zu den drei Königsstädten, um die Kulturbauten zu bewundern, aber den Mount Everest muss man nicht unbedingt besteigen. Der abklingende Monsun Ende September brachte unerwartet starke Regenfälle mit Hochwasser und überdurchschnittlich viele Erdrutsche. In Kathmandu und an Flussufern sind zahlreiche Häuser zerstört worden. Für die Menschen sind die verschütteten Straßen und zerstörten Brücken verheerend – bei den wenigen Baumaschinen in Nepal wird die Wiederherstellung Monate dauern. Das Dorf Sanghutar war für einige Tage nicht zu erreichen, auch später nur umständlich mit dem Allrad-Auto über gefährliche Bergstraßen. Laut behördlichen Angaben fiel in dieser Saison so viel Regen wie seit Jahrzehnten nicht. n zm114 Nr. 22, 16.11.2024, (1917) John Adderson Zahnarzt im Ruhestand Foto: Adderson DIE GERMAN ROTARY VOLUNTEER DOCTORS (GRVD E.V.) ... sind eine humanitäre Hilfsorganisation, die von allen Rotary-Distrikten in Deutschland getragen wird. Der Verein kümmert sich um die Einsatzplanung und Organisation sowie um die Übernahme der Reisekosten und der Versicherung der Einsätze von den ehrenamtlich tätigen Ärzten und medizinischen Hilfskräften. Die Ziele vor Ort sind die Akutversorgung der Kranken, Hilfe zur Selbsthilfe für Partnerkliniken und die Stärkung der medizinischen Versorgung in den Einsatzländern. Die Mittel kommen durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Benefizveranstaltungen zusammen. Freiwillige Helfer, gerne auch Studierende, die sich für eine Auslandsfamulatur interessieren, Geld sowie Sachspenden werden stets gebraucht. Spendenkonto: Hypovereinsbank Kaufbeuren IBAN: DE83734200710002104008 BIC: HYVEDEMMXXX So kann der Steri in den Bergen von Nepal aussehen. Foto: Adderson
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