Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

zm114 Nr. 22, 16.11.2024, (1918) 48 | POLITIK STUDIE DER KONRAD-ADENAUER-STIFTUNG Freie Arztwahl nur noch gegen Aufpreis? Der durchschnittliche Zusatzbeitrag der gesetzlichen Krankenkassen soll um 0,8 Prozent steigen. Um dieser Kostenexplosion gegenzusteuern, will eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung die freie Arztwahl nur noch gegen Aufpreis ermöglichen. Um eine gute Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, müsse man permanent die Strukturen anpassen, schreiben die Autoren Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), und Jochen Pimpertz, Ökonom am Institut der deutschen Wirtschaft (IW), in ihrem Impulspapier für die Konrad-Adenauer-Stiftung. Unter dem Titel „Mut zu neuen Ideen – Für eine dauerhafte Verlässlichkeit unseres Gesundheitswesens“ skizzieren sie die aus ihrer Sicht wesentlichen Probleme der GKV und stellen ihre Reformvorschläge vor. Deutschland verfüge grundsätzlich über ein leistungsfähiges Gesundheitswesen, betonen die Autoren: „Es genießt auch international hohes Ansehen, weil der medizinische Fortschritt bei uns weitgehend unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen bei Bedarf zur Verfügung steht. Jedoch führen neue Therapiemöglichkeiten sowie der demografische Wandel zu einem starken Wachstum der Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung. Die langfristige Deckung dieser Ausgaben über Beitragseinnahmen erscheint fraglich.“ Solidarität kostet ... Wenn man den solidarischen Charakter des Gesundheitswesens erhalten will, müsse man beherzt nach Möglichkeiten suchen, um die Wirksamkeit des Einsatzes von Personal und finanziellen Mitteln zu verbessern. Die Krankenversicherung leide an einem „überproportional starken Wachstum der Ausgaben“, macht Pimpertz klar. Pro Kopf stiegen die Ausgaben „seit über zwei Dekaden jedes Jahr um einen Prozentpunkt stärker als die beitragspflichtigen Einkommen“. Die Suche nach neuen Finanzierungsquellen sei aber keine nachhaltige Lösung, solange Fehlanreize im System bestehen bleiben. Ein Baustein seien dagegen marktwirtschaftliche Steuerungselemente. In der ambulanten Versorgung bräuchte es dazu Vertragsfreiheiten für Krankenkassen und Anbieter von ambulanten Versorgungsleistungen, vor allem aber ein Preissignal, das kostenbewusste Entscheidungen der Versicherten belohnt. Diese Probleme und Lösungen identifizieren Pimpertz und Hecken: 1. Demografischer Wandel: Die alternde Bevölkerung führe zu einem steigenden Bedarf an medizinischen und pflegerischen Leistungen, während die Zahl der Beitragszahler abnimmt. Dies sei eine finanzielle Herausforderung. 2. Effizienzsteigerung: Um die Solidität des Gesundheitssystems zu bewahren, sei es notwendig, den Einsatz von Personal und finanziellen Mitteln zu verbessern. Deutschland habe im internationalen Vergleich hohe Ausgaben, erziele aber nur durchschnittliche Ergebnisse. 3. Integration der Versorgung: Eine bessere Verzahnung der verschiedenen Sektoren könne die Qualität medizinischer und pflegerischer Leistungen zu erhöhen. 4. Kostenbewusstsein: „Preissignale“ würden das Kostenbewusstsein aller Beteiligten zu stärken, Foto: natali_mis - adobe.stock.com Die neue Studie plädiert für „innovative Ansätze“, um die Herausforderungen des Gesundheitssystems nachhaltig zu bewältigen und die Qualität der Versorgung zu sichern.

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