Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

ZAHNMEDIZIN | 55 Zur Verwendung von Glasionomerzementrestaurationen als Alternative zu Kompositrestaurationen sprach die Leitliniengruppe eine konsensbasierte Empfehlung aus. Glasionomerzemente können in spezifischen Indikationsbereichen (unter anderem kleinere Kavitätengrößen, eingeschränkte Mitarbeit, erhöhtes Kariesrisiko) für die direkte Versorgung bei Klasse-I- und -II-Kavitäten an bleibenden Zähnen verwendet werden. Hierbei ist zu beachten, dass dafür nur solche Glasionomerzemente zum Einsatz kommen, die vom Hersteller für diese Indikation zugelassen sind. Indirekte Kompositinlays sollten hingegen nicht für die Versorgung von Klasse-I- und Klasse-II-Kavitäten angewendet werden. Der Vergleich der Effektschätzungen zeigt, dass direkte Kompositrestaurationen hier eine vergleichbare oder sogar höhere Überlebensrate als indirekte Kompositrestaurationen aufweisen. Die Empfehlung lautet daher, direkte Restaurationen zu bevorzugen, da sie nicht nur eine potenziell höhere Langlebigkeit bieten, sondern auch signifikant mehr Zahnsubstanz erhalten. ... mit Höckerersatz im Seitenzahnbereich Für die Höckerüberkappung bedarf es eines ausreichend stabilen und abrasionsfesten Materials, das durch okklusale Kräfte belastet werden kann und die anatomische und funktionelle Rekonstruktion des Zahnes ermöglicht. Die Evidenz zur Verwendung von Kompositmaterialien bei Seitenzahnkavitäten mit Höckerersatz zeigt in mehreren Studien gute Überlebensraten [Deliperi et al., 2006; ElAziz et al., 2020; Fennis et al., 2014]. Van Nieuwenhuysen et al. [2003] berichteten von hohen Versagensraten sowohl bei Komposit- als auch bei Amalgamrestaurationen (30,4 Prozent beziehungsweise 28,1 Prozent). Diese Daten sind jedoch aufgrund der Verwendung älterer Kompositmaterialien als veraltet zu werten. MERKE:ModerneKompositmaterialien sind leistungsfähig und entsprechen den Prinzipien der minimalinvasiven Zahnmedizin. Insofern ist die Höckerrestauration mittels Komposit möglich (Abbildung 2). Die Gruppe hat mit starkem Konsens die Empfehlung ausgesprochen, dass für Höcker-ersetzende Restaurationen insbesondere bei spezifischen Einflussfaktoren auf Zahn-, Mund- und Patientenebene (zum Beispiel eingeschränkte Compliance, schlechte Zugänglichkeit, komplexe funktionelle Rehabilitation) der Einsatz von indirekten Kompositrestaurationen erwogen werden kann. Die PICO-Frage schloss Teilkronen, die alle Höcker ersetzen, als Komparator aus, um eine methodisch saubere Abgrenzung zwischen den Versorgungen zu gewährleisten. Insofern war die vergleichende Bewertung von indirekten Teilkronen nicht Teil der Leitlinie und bleibt unbenommen eine valide Versorgungsart großer Zahnhartsubstanzdefekte im Seitenzahnbereich. zm114 Nr. 22, 16.11.2024, (1925) Prof. (apl) Dr. Cornelia Frese Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Mund-, Zahnund Kieferkrankheiten, Poliklinik für Zahnerhaltungskunde Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg Foto: Universitätsklinikum Heidelberg Univ.-Prof. Dr. Diana Wolff Ärztliche Direktorin der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde an der Mund-, Zahn- und Kieferklinik des Universitätsklinikums Heidelberg Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg Foto: Universitätsklinikum Heidelberg PD Dr. med. dent. Caroline Sekundo Poliklinik für Zahnerhaltungskunde der Klinik für Mund-, Zahn- und Kieferkrankheiten des Universitätsklinikums Heidelberg Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg Foto: privat DIREKTE KOMPOSITRESTAURATIONEN MIT HÖCKERERSATZ IM SEITENZAHNBEREICH Empfehlungen Konsensstärke Empfehlungsgrad Kompositrestaurationen können bei Kavitäten mit Höckerersatz im Seitenzahnbereich angewendet werden. Starker Konsens Indirekte Kompositrestaurationen können bei Kavitäten mit Höckerersatz im Seitenzahnbereich angewendet werden, insbesondere bei spezifischen Einflussfaktoren auf Zahn-, Mund- oder Patientenebene (z.B. eingeschränkte Compliance, schlechte Zugänglichkeit, komplexe funktionelle Rehabilitation u.a.). Starker Konsens * * Hierbei handelt es sich aufgrund der geringen Evidenz um eine konsensbasierte Empfehlung CME AUF ZM-ONLINE Teil 1: Indikationen für Kompositrestaurationen Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK.

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