zm114 Nr. 23-24, 01.12.2024, (1988) 18 | ZAHNMEDIZIN die benötigten Programme zur Verfügung und übernehmen Funktionen bis hin zur Terminerinnerung für die Patienten per SMS. Mit etwas größer dimensionierten Programmpaketen begleitet die Cloud eine Praxis auch beim Wachstum in mehrere Standorte. Der Zugriff auf Daten und Software gelingt dann ortsunabhängig. Wird die Ortsangabe „von überallher“ ausgeschöpft und ein Zugriff beiBedarf auch vom Sofa oder vom Urlaubsstrand erlaubt, so empfehlen sich besonders hohe Datenschutzstandards. Dennoch kann eine solche Cloud-Lösung flexibel bleiben, mit Windows- ebenso wie mit Mac-Rechnern harmonieren und bei der Einrichtung einfach funktionieren: schlicht den mitgelieferten Browser installieren und fertig – alles Weitere läuft im Hintergrund. Vorteile beim Workflow, bei der Dokumentation ... Eine wesentliche Teilaufgabe dentaler Clouds kann das Bildmanagement sein. Über die reine Ablage hinaus sollen Röntgen-, Intraoral-, demnächst vielleicht auch MRT-Aufnahmen, einzelnen Patienten zugeordnet werden und gleichzeitig für die Weiterverarbeitung zur Verfügung stehen. „Weiterverarbeitung“ kann dabei heißen, dass eine Röntgenaufnahme für die softwaregestützte Erstellung eines Zahnstatus und anschließend für diagnostische Zwecke verwendet wird. Oder Röntgenbilder und intraorale Scans werden für ein implantologisches Backward-planning gematcht. Das Backward-planning ist das große Feld der (digitalen) Kommunikation zwischen Praxis und Labor. Heute ermöglichen Cloud-Plattformen die Auftragsvergabe und den Informationsaustausch. Auf diese Weise können die einzelnen „Jobs“ innerhalb eines kompletten oder teildigitalen Workflows flexibel zwischen Praxis und Labor aufgeteilt werden. Zahnarzt und Zahntechniker klinken sich einfach ein und wieder aus – genau an den Stellen, wo sie gebraucht werden. So entstehen prothetische Arbeiten unter Verwendung von CAD/CAM oder 3-D-Druck, so lassen sich auch kieferorthopädische Apparaturen herstellen oder spezielle Arbeitsschritte besonders effektiv in den Workflow integrieren, etwa die Modellherstellung. Die Cloud hängt dabei nicht an einer bestimmten Praxis oder an einem bestimmten Labor, sondern ist für alle Beteiligten über eine Internetverbindung erreichbar. Dabei kann über die Cloud eine Vernetzung mit dem Wunsch-Labor erfolgen, oder die Praxis kann für bestimmte Arbeiten einen speziellen Anbieter suchen. Das kann ein klassisches zahntechnisches Labor sein oder auch ein Zentralfertiger oder ein industrieller Service. Einen Zeitvorteil bietet dabei die automatische Dokumentation für jeden Patientenfall. Je komplexer der Fall ist, desto dankbarer ist ein Praxisteam, wenn die Cloud beziehungsweise die dort im Hintergrund laufenden Programme ihm einen Großteil der vielen Details innerhalb einer einzigen Dokumentation abnehmen. Vorteile bringen Cloud-Plattformen auch für die Patienten-Kommunikation: Spezielle Tools führen umfangreiches Bildmaterial zusammen (Patientenfotos, Röntgenaufnahmen, Intraoralscans) und präsentieren übersichtlich und anschaulich im Rahmen der Patientenberatung. Das hilft den Patienten, ihre orale Situation und die Vorschläge zu Prophylaxe und Therapie besser zu verstehen. Der Patient kann sich nach dem Gespräch in der Praxis auch alles zu Hause auf dem Endgerät seiner Wahl noch einmal ansehen. Auf dieser breiten Basis kann dann im wörtlichen Sinne ein „informed consent“ erfolgen. Wiederum auf einer anderen Ebene liegen Cloud-Funktionalitäten, die sich auf Wartung, Maschinendiagnose und Fehlerbehebung erstrecken. Das läuft grundsätzlich wie beim Auto: Fährt es in einen Graben, löst es selbsttätig Alarm aus, ruft – wo nötig – einen Krankenwagen, den Abschleppdienst und informiert im Idealfall auch noch einen Techniker, wo das Problem liegt. In ähnlicher Weise meldet sich ein Cloudfähiger Kompressor beim Praxisteam und gegebenenfalls bei einem externen Techniker (beispielsweise im Dentaldepot), informiert alle Beteiligten über anstehende Wartungen, den notwendigen Austausch von Verschleißteilen und etwaige Funktionsfehler oder ungewöhnliche Vorkommnisse. Kleinere Probleme lassen sich per Ferndiagnose eruieren und können sogar über die Cloud behoben werden. ... und bei der Kommunikation mit den Patienten Wie verschiedene Cloud-Services ausgestaltet sind, liegt in ihrem Zweck begründet – da reicht das Spektrum von engen Speziallösungen bis zu umfassenden Funktionspaketen. Bei einigen Cloud-Diensten steht die vorausschauende Instandhaltung der Versorgungssysteme einer Praxis im Vordergrund (Kompressoren, Sauganlagen, Betriebswasser). Andere haben sich aus einer digitalen Praxisverwaltung heraus entwickelt und integrieren nun eine geeignete Software zur Steigerung der Patientenzufriedenheit, für einen klimagerechten Betrieb und für eine Verbesserung der ökonomischen Grundlagen der Praxis. Wieder andere Services legen den Fokus auf eine sichere und komfortable Datenübertragung zwischen Laboren, Kliniken und Praxen. Ziel ist eine unmittelbare Verfügbarkeit aller benötigten Daten für einen nahtlosen digitalen Workflow, beispielsweise vom Intraoralscan bis zur gefrästen oder gedruckten Krone oder Brücke – unabhängig vom Standort. Zum Gesamtbild gehören natürlich auch die Kosten der Cloud-Nutzung und der zugehörigen Software. Hier sind verschiedene Modelle am Markt zu finden – von nutzungsabhängigen Einzelabrechnungen bis hin zu Flatrate-Angeboten. Auf der IDS 2025 in Köln können Sie sich umschauen und direkt mit den Fachleuten der Anbieter am Messestand über zahnmedizinische Clouds sprechen. Dr. Christian Ehrensberger Schwanthalerstr. 27, 60594 Frankfurt am Main cu_ehrensberger@web.de Foto: privat
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