Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 23

zm114 Nr. 23-24, 01.12.2024, (2000) 30 | ZAHNMEDIZIN AUS DER WISSENSCHAFT Welche Prothetik erhöht die Lebensqualität nach mikrochirurgischer Kieferrekonstruktion? Peer W. Kämmerer Größere Kieferdefekte können nicht nur funktionelle, sondern auch ästhetische und psychologische Einschränkungen nach sich ziehen. Eine vollständige Rehabilitation, die Funktion und Ästhetik vereint, ist ohne präzise abgestimmte prothetische Lösungen kaum denkbar. Eine Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums Salzburg hat untersucht, wie sich mikrochirurgische Eingriffe und deren prothetische Versorgung tatsächlich auf die Lebensqualität auswirken. Ausgeprägte Ober- und Unterkieferdefekte – verursacht durch Trauma, Infektionen, Osteonekrosen, angeborene Fehlbildungen oder die chirurgische Resektion von gut- oder bösartigen Tumoren – sind ein verbreitetes Problem in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Diese Defizite können funktionelle und ästhetische Beeinträchtigungen hervorrufen, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Für eine vollständige funktionelle und ästhetische Rehabilitation wird derzeit in vielen Fällen des konventionell nicht ersatzfähigen Lagers eine mikrochirurgische Rekonstruktion durch vaskularisierte Knochentransplantate empfohlen, gefolgt von einer prothetischen Versorgung. Diese Behandlungen sind jedoch komplex und müssen auf die individuelle Diagnose und die Anatomie des Patienten abgestimmt werden. Die vorliegende Studie untersuchte die Lebensqualität der Patienten nach mikrochirurgischer Kieferrekonstruktion und prothetischer Versorgung unter Berücksichtigung der zugrunde liegenden Erkrankung und des prothetischen Rehabilitationserfolgs. Material und Methoden Patientenkohorte Für diese retrospektive Analyse wurden die medizinischen Aufzeichnungen von Patienten aus dem Universitätsklinikum Salzburg analysiert, die zwischen Januar 2011 und Dezember 2018 eine mikrochirurgische Kieferrekonstruktion erhielten. In die Studie wurden 58 Patienten über 18 Jahre eingeschlossen, die zwischen Juni 2020 und Juli 2021 an einer Befragung zur Lebensqualität teilnahmen. Erfasst wurden neben demografischen Daten und der zugrunde liegenden Erkrankung auch der Typ der prothetischen Versorgung (zum Beispiel implantatgetragen oder herausnehmbar). Erhebungsinstrumente Die orale gesundheitsbezogene Lebensqualität (OHrQoL) wurde mit dem „Oral Health Impact Profile-49“ (OHIP49) gemessen, das den Einfluss von Mundgesundheitszuständen auf die Lebensqualität in sieben Kategorien bewertet: funktionelle Einschränkungen, körperliche Schmerzen, psychologisches Unwohlsein, körperliche und psychologische Beeinträchtigungen, soziale Beeinträchtigung und Handicap. Die allgemeine, krankheitsunspezifische Lebensqualität wurde mit dem „36-Item Short Form Health Survey“ (SF-36) erfasst, einem umfassenden Instrument zur Bewertung des allgemeinen Gesundheitszustands, unterteilt in physische, psychische und soziale Dimensionen. Für die Analyse wurden Korrelationen visualisiert und durch Medianwerte Implantatgetragene Versorgung eines Patienten, bei dem aufgrund eines Schussdefekts der Unterkiefer Regio 43 bis zum Kiefergelenk mit einem Fibulatransplantat rekonstruiert wurde (Chirurgie: Kämmerer, Prothetik: Krauss) Foto: Universitätsmedizin Mainz

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