Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 23

32 | ZAHNMEDIZIN und Interquartilsabstände ergänzt. Aufgrund der kleinen und unbalancierten Gruppen wurde eine nichtparametrische ANOVA-basierte Testung mit einem Signifikanzniveau von p < 0,05 verwendet. Ergebnisse Die 58 Patienten hatten ein Durchschnittsalter von 59,6 Jahren (22 bis 88 Jahre). Die häufigsten Indikationen für die Kieferrekonstruktion waren maligne Tumoren (41,4 Prozent), benigne Erkrankungen (34,5 Prozent), LippenKiefer-Gaumen-Spalten (15,5 Prozent) und Osteoradionekrosen (8,6 Prozent). Die Mehrheit der Rekonstruktionen betraf den Oberkiefer (53,4 Prozent), in knapp einem Drittel der Fälle (27,6 Prozent) wurde ein ossäres Transplantat mit Weichgewebsanteil verwendet. Der durchschnittliche OHIP-49-Gesamtwert für die Kohorte lag bei 13,5 (Wertebereich 0 bis 115), wobei signifikante Unterschiede zwischen den Diagnosegruppen beobachtet wurden (p = 0,008). Die beiden Gruppen mit malignen Erkrankungen und mit Osteoradionekrose wiesen die schlechtesten OHrQoL-Werte auf, während Patienten mit benignen Erkrankungen und Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten die höchsten Werte erzielten. Eine ähnliche Tendenz zeigte sich bei der prothetischen Versorgung: Die besten OHrQoL-Werte wiesen Patienten mit implantatgetragenen, festsitzenden Prothesen auf, während Patienten mit herausnehmbaren Teilprothesen und jene ohne Prothese die niedrigsten Werte zeigten (p=0,042). Diagnosegruppen Die medianen OHIP-49-Gesamtwerte betrugen 25,5 für Malignome, 3,5 für benigne Erkrankungen, 7 für LippenKiefer-Gaumen-Spalten und 41 für Osteoradionekrosen, was signifikante Unterschiede zwischen den Diagnosegruppen aufzeigt (p = 0,008). Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Schweregrad der Grunderkrankung einen deutlichen Einfluss auf die Lebensqualität hat, insbesondere in Kategorien wie körperlicher Schmerz und funktionelle Einschränkungen. Prothetische Versorgungsgruppen Im Vergleich der prothetischen Versorgungsgruppen hatten Patienten mit implantatgetragenen Prothesen die besten OHrQoL-Werte, gefolgt von Patienten mit herausnehmbaren Vollprothesen und jenen ohne Prothesenversorgung. Patienten mit Teilprothesen schnitten am schlechtesten ab. Die Unterschiede zwischen diesen Gruppen waren signifikant (p = 0,048). Allgemeine Lebensqualität (SF-36) Die Medianwerte der SF-36-Subskalen lagen im gesamten Patientenkollektiv zwischen 72,5 und 100 von möglichen 100 Punkten. Es gab jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den Diagnose- und Prothesengruppen. Bemerkenswert war, dass Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten in allen Subskalen höhere Werte aufwiesen, während Patienten mit Osteoradionekrose die schlechtesten Werte verzeichneten, insbesondere im Bereich der allgemeinen Gesundheit. Eine signifikante Korrelation bestand zwischen dem OHIP-49-Gesamtwert und allen SF-36-Subskalen, wobei die stärkste Korrelation in den Bereichen allgemeine Gesundheit (ρ = -0,650), Vitalität (ρ = -0,610) und psychische Gesundheit (ρ= -0,540) zu beobachten war. Dies deutet darauf hin, dass die Mundgesundheit einen großen Einfluss auf die allgemeine physische und psychische Lebensqualität hat. Diskussion und Schlussfolgerung Die Studie zeigt, dass die Lebensqualität von Patienten nach mikrochirurgischer Kieferrekonstruktion stark von der zugrunde liegenden Erkrankung und der Art der prothetischen Versorgung abhängt. Patienten mit benignen Erkrankungen und jenen, die mit implantatgetragenen, festsitzenden Prothesen versorgt wurden, berichteten von der höchsten Lebensqualität. Demgegenüber litten Patienten mit Osteoradionekrose oder herausnehmbaren Teilprothesen sowie Patienten ohne Prothesenversorgung unter den schlechtesten OHrQoL-Werten. Ein limitierender Faktor der Studie ist natürlich die geringe Stichprobengröße, insbesondere bei Patienten mit herausnehmbaren Teilprothesen. Dennoch zeigt die Analyse, dass die mikrochirurgische Kieferrekonstruktion eine effektive Möglichkeit zur Verbesserung der Lebensqualität sein kann, wenn eine entsprechende prothetische Rehabilitation durchgeführt wird. „ Die Studie: Zeman-Kuhnert, K., Gaggl, A.J., Bottini, G.B., Wittig, J., Steiner, C., Lauth, W., & Brandtner, C. (2024): Quality of Life After Microvascular Alveolar Ridge Reconstruction with Subsequent Dental Rehabilitation. Journal of Clinical Medicine, 13(6229). https://doi. org/10.3390/jcm13206229. zm114 Nr. 23-24, 01.12.2024, (2002) AUS DER WISSENSCHAFT In dieser Rubrik berichten die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der zm regelmäßig über interessante wissenschaftliche Studien und aktuelle Fragestellungen aus der nationalen und internationalen Forschung. Die wissenschaftliche Beirat der zm besteht aus folgenden Mitgliedern: Univ.-Prof. (a.D.) Dr. Elmar Hellwig, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (bis 31.12.2023) Univ.-Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Universität Bonn Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, Charité – Universitätsmedizin Berlin Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, Universitätsmedizin Mainz Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt/ Stellvertr. Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Kämmerer

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