Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 23

80 | GESELLSCHAFT US-DENTALKETTEN EXTRAHIEREN ERHALTUNGSWÜRDIGE ZÄHNE Das kommt dabei heraus, wenn Private Equity Implantate setzt Umfangreiche Recherchen von CBS Media und KFF Health News zeigen, dass US-Zahnärzte offenbar verstärkt erhaltungswürdige Zähne ziehen, um Implantate zu verkaufen. Jetzt reagieren die ersten Fachgesellschaften. Die American Association of Endodontists (AAE) erklärte, sie sei „alarmiert über die jüngsten Berichte von Zahnärzten, die unnötigerweise gesunde, behandelbare Zähne ziehen, um Zahnimplantate einzusetzen. Diese Praxis ist ein schwerwiegender Verstoß gegen ethische Standards und ein Vertrauensbruch für die Patienten.“ Auch die American Academy of Periodontology (AAP) äußerte sich besorgt. Die in den Berichten dargestellten Praktiken, vor allem die Vermutung, dass die zugrundeliegenden Entscheidungen „finanziell motiviert sein könnten, stellen ein ernstes Problem für die Patientenversorgung dar“. Aus einer monatelangen, Anfang November veröffentlichten Recherche von KFF Health News und CBS News geht hervor, dass in den USA das Geschäft mit Implantaten auch deshalb boomt, weil Zahnärzte – vor allem in großen Ketten in den Händen von Private-Equity-Gesellschaften – vermehrt erhaltungswürdige Zähne extrahieren, um Implantate setzen zu können. Die Journalisten interviewten dazu unter anderem zehn Experten, die unisono von einer Vielzahl von Fällen mit Überversorgung berichteten. Gleichzeitig hieß es in verschiedenen Klagen, Patienten seien in Implantatkliniken überredet, unter Druck gesetzt oder gezwungen worden, sich unnötig Zähne ziehen zu lassen. Der Bericht zitiert unter anderem Prof. William Giannobile, Dekan der Harvard School of Dental Medicine in Boston, Massachusetts. „Es gibt viele Fälle, in denen Zähne, die völlig in Ordnung sind, unnötigerweise entfernt werden“, sagte Giannobile. „Viele Zahnärzte machen das, weil diese Verfahren für sie finanziell viel vorteilhafter sind." „Umsatzdruck?“ – Kein Kommentar! Besonders pikant: Viele Zahnkliniken, die Implantate anbieten, gehören heute zu Ketten im Besitz von Private-Equity-Firmen. Diese haben den Berichten zufolge einen Großteil der Implantologie aufgekauft, hüllen sich zu den Vorwürfen aber in Schweigen. Beide Sender baten alle große US-Dentalketten um Interviews, doch ClearChoice, Aspen Dental, Affordable Care und Dental Care Alliance lehnten ab oder reagierten auch auf wiederholte Anfragen nicht. Auch der Branchenverband Association of Dental Support Organizations verweigerte eine Stellungnahme. Experten berichten von einer Vielzahl unnötiger Implantatversorgungen in den USA. Die Fachgesellschaften sind alarmiert. Foto: Dental Pro Content - stock.adobe.com zm114 Nr. 23-24, 01.12.2024, (2050)

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