Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 23

82 | PRAXIS zm114 Nr. 23-24, 01.12.2024, (2052) 30 JAHRE PRAXIS-COACHINGS „Chefs sollten heute mehr bieten als nur Geld“ Bei Störungen im Team kommen Chefinnen und -chefs auf Zahnärztin Dr. Anke Handrock zu. Andere wollen sich mit einem korrekten Mitarbeiterumgang auf einen erfolgreichen Start vorbereiten lassen. Seit 2002 ist ihre Tochter, Maike Baumann, als approbierte Psychologin Teil des Teams. Die beiden verraten, was die Praxen bewegt. Frau Dr. Handrock, Frau Baumann, weswegen suchen Teams heute Ihren Rat? Dr. Anke Handrock: Da ist beispielsweise der Wunsch der Führung, dass das Team an einem Strang zieht und nicht gegeneinander arbeitet. Oder etwa die Problematik, dass eine Stelle einfach nicht besetzt werden kann. Das hat meist einen systemischen Grund, der selten etwas mit dem Nachwuchs zu tun hat. Oder der neue Chef hat den abgehenden Vorgänger nicht richtig gewürdigt, das Team nimmt ihm das vielleicht übel und lässt ihn das spüren. Er ist sich dessen aber womöglich nicht bewusst. Im Coaching gibt es Methoden, das herauszufinden. Das wären schon mal drei Gründe: Teamzusammenhalt, Praxisausrichtung und Übernahme. Maike Baumann: Die Dynamik in vielen Teams wird durch die verschiedenen Generationen am Arbeitsplatz verändert. Da treffen alteingesessene Mitarbeitende, die in einem sehr hierarchischen, sehr fordernden, manchmal auch abwertenden Jobumfeld sozialisiert wurden, auf junge Kollegen, die das so nicht kennen. Diese gehen eher wieder, wenn sie schlecht behandelt, geknechtet, wenig wertgeschätzt und schlecht entlohnt werden. Die Arbeitsethik ist so verschieden wie die alte und die neue Arbeitswelt. Wertesysteme und Sichtweisen sind von unterschiedlichen Sozialisationen beeinflusst, damit gibt es Reibungspunkte. Dem jungen Nachwuchs wird aktuell ja fast hinterhergelaufen – und das bei teilweise noch unvollständiger Qualifikation. Sie kommen in einen Arbeitnehmermarkt, dabei hat Arbeit in ihrem Leben eine andere Gewichtung. Da gibt es viel Unverständnis füreinander. Man braucht also Übersetzungsarbeit. Wenn man diese leistet, zum Beispiel mittels Perspektiv-Übernahme, oder schaut, welche Ressourcen die jeweilige Generation hat, kann das gesamte Team davon profitieren. Handrock: Mit den jungen Generationen Z und Alpha haben wir kollegialen Nachwuchs in den Praxen, der kein Problem mit der Digitalisierung hat. Auch Mediennutzung hat er faktisch besser drauf und damit den Älteren etwas ganz Wesentliches voraus. Das gab es so noch nie, denn eigentlich ist es ja so, dass die Älteren automatisch mehr Erfahrung haben. Jetzt nicht mehr! Das muss man erst einmal schlucken. Im nächsten Schritt sollte man aber versuchen, den Wert darin zu sehen. Dann kann man neue Synergien finden und Projekte starten. Außerdem brauchen wir heute fast ein Jahr Grundsozialisation für die Herstellung der Ausbildungsfähigkeit. Wenn wir die haben, funktioniert es besser. Die Corona-Jahre haben Lücken in die Bildungsbiografien der Jungen gebrannt. Dafür können sie nichts. Merkt der Nachwuchs, dass man sie fördert und sie auch etwas davon haben, sie mal lobt und die Kanäle bedienen lässt, die für sie funktionieren, dann kann es besser zusammen klappen. Wie läuft ein Coaching ab? Baumann: In der Regel melden sich Praxisführungen bei uns, weil sie nicht mehr weiterkommen und Hilfe von außen brauchen. Dann schauen wir gemeinsam: Was ist der Ist-Zustand, wo soll es hingehen? Wo sind die Fallstricke? Was wurde schon probiert? Wir schulen dann zum Beispiel Mitarbeiter mit Kommunikationsstrategien, so dass jene auch den Umgang mit schwierigen Patienten allein bewerkstelligen können. Unterstützt werden wir nach Bedarf von TraumaPsychologen und anderen Spezialisten, die zu uns in die Kurse kommen. Zusammengefasst sind die CoachingSäulen in der Zahnarztpraxis der Umgang mit schwierigen Patienten, die ängstlich, misstrauisch oder traumatisiert sind, das patientengerechte und qualitätsorientierte Beratungsgespräch für eine bestmögliche Behandlung sowie Team-Themen wie Mitarbeitergewinnung und -bindung, etwa mit Kürzlich sind die Coaches mit Therapiehund Kojak in neue Räumlichkeiten in Berlin-Charlottenburg gezogen, denn die Nachfrage nach Workshops wächst: „Es ist immer besser, sich die Fähigkeiten anzueignen, als dauerhaft Hilfe von außen zu benötigen.“ Foto:

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