Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 23

88 | GESELLSCHAFT zm114 Nr. 23-24, 01.12.2024, (2058) UNTERSTÜTZEN SIE MERCY SHIPS! Mercy Ships Deutschland e.V. Kreis- und Stadtsparkasse Kaufbeuren IBAN: DE58 7345 0000 0000 5244 47 BIC: BYLA DE M1 KFB Oder über den QR-Code Website: www.mercyships.de Gaumenspalte aufweist. Die Idee ist, ihr eine Gaumenplatte für den Oberkiefer anzufertigen. Dafür habe ich erste Kontakte mit der Dentaltechnik in Freetown aufgenommen – und erfahren, wie aufwendig es ist, eine einfache Klammerprothese herstellen zu lassen. Am Ende entsprach die Platte leider nicht den Anforderungen; und so habe ich mir von den Handwerkern hier an Bord Draht erbeten, selber drei Klammern gebogen und mich dabei an alte Drahtbiege-Übungen erinnert. In Rücksprache mit dem vorstehenden MKG-Chirurgen der Organisation versuchen wir nun ein Tiefziehgerät oder einen 3-D-Scanner zu ordern, dann können wir Schienen und Verbandsplatten unkompliziert selbst herstellen. Besonders nah geht mir der Fall eines dreijährigen fröhlichen Jungen, dessen Gesicht durch einen hochvaskulären Tumor an Wange und Lippen entstellt ist. Wenn das operative Risiko eines Krankheitsbildes zu hoch ist, langfristig nicht Erfolg versprechend oder einer zu hohen Nachsorge bedarf, die im Land und durch uns nicht gewährleistet werden kann, werden manche Fälle für eine Operation abgelehnt. So auch sein Fall. Er ist ein Beispiel für viele, von denen wir niemals wieder hören werden. Jetzt habe ich einen gänzlich anderen Alltag – mit bereichernden und herausfordernden Seiten. Ich lebe ja nicht wirklich in Afrika, sondern auf einem Schiff in einem kleinen Universum für sich. Es gibt die Möglichkeit, jeden Tag beim Mittagessen interessante Menschen aus aller Welt kennenzulernen, Teil einer großen Lebensgemeinschaft zu sein, die vereint ist in einem höheren gemeinsamen Ziel. Ich genieße auch den Komfort, keinen Haushalt führen zu müssen. Am Wochenende kann ich an wunderschönen Stränden surfen gehen. Die Realität hier erdet und befreit mich Ich arbeite in einem zahnärztlichen Team, in dem alle hochmotiviert sind. Und ich muss vor der Behandlung nicht an die Kostenaufklärung denken, sondern kann mich auf das Eigentliche konzentrieren, mir die Zeit nehmen, die ich brauche. Dafür muss ich mich aber an Essenszeiten und Ausgangssperren halten, büße persönliche Freiheiten ein. Ich vermisse es, auf ruhigen, sauberen Wegen laufen zu gehen, und vor allem meine Freunde. Die Realität, die ich hier erlebe, erdet und befreit mich von meinen Illusionen, dass in der (Selbst-)Optimierung die Erfüllung liegt, oder dass wir das Leben allein meistern müssen. Wir sind dafür gemacht, aufeinander angewiesen zu sein. Das hat mich Afrika immer schon gelehrt und ich liebe es dafür. Menschen, die sich für eine andere Welt öffnen und darauf einlassen können, werden hier viel Freude bei einem Einsatz finden. Der Bewerbungsprozess kann sich etwas ziehen. Nichtsdestotrotz: Wir haben viel Arbeit und freuen uns zurzeit insbesondere über die Unterstützung durch ZFA. „ Alle zwei, drei Wochen neues Personal – das ist spannend und herausfordernd zugleich. Foto: 2024 Mercy Ships - Photo Credit Inge Wiersma 641 Crewmitglieder aus Medizin und Technik sind mit ihren Familien auf dem Schiff. Foto: Mercy Ships

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