Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 1

zm115 Nr. 01-02, 16.01.2025, (34) 36 | ZAHNMEDIZIN Menschen mit einem reduzierten Speichelfluss sowie Menschen mit systemischen Erkrankungen, die eine Vielzahl von Medikamenten einnehmen (Polypharmazie). Eine Polypharmazie kann den Speichelfluss reduzieren [Heimes und Kämmerer, 2023].  Milchgebiss: Die Applikation von Fluoridlack zur Zahnschmelzhärtung ist seit Juli 2019 für alle Kinder vom sechsten Monat bis zum sechsten Geburtstag Kassenleistung. Der Lack kann unabhängig von einer Beurteilung des Kariesrisikos vom sechsten bis 72. Monat zweimal pro Kalenderhalbjahr aufgetragen werden. Für Kleinund Vorschulkinder ist Fluoridlack sowohl zur Prävention frühkindlicher Karies als auch zur Kariesarretierung bei Initialkaries empfehlenswert. Die Anwendung erfolgt in der Praxis oder in der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe [Schiffner, 2021; Zimmer, 2019]. FluoridMundspülungen und Fluoridgele sollten grundsätzlich erst nach dem sechsten Geburtstag eingesetzt werden, um das Risiko durch versehentliches Verschlucken zu minimieren [Toumba et al., 2019].  Kinder ab sechs Jahren, Jugendliche, Erwachsene: Fluoridlacke 2–4x/Jahr applizieren, Frequenz erfolgt risikoabhängig [Toumba et al., 2019]. Alternativ bei Allergie gegen Bestandteile des Fluoridlacks (Kolophonium): 1-prozentige Touchierlösung mit Aminfluorid 2–4x/Jahr. Fluoridlacke und die Touchierlösung können auch in der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe Anwendung finden. Gele mit 12.500 ppm Fluorid zu Hause 1 x wöchentlich oder alle 14 Tage anwenden. Mundspüllösungen mit 500 ppm Fluorid täglich anwenden. Bei gleichzeitig chronischer Gingivitis, vor allem infolge kieferorthopädischer Behandlung, Produkte mit Fluorid plus antimikrobiellen Wirkstoffen verwenden [IfK, Stärkende Fluoride].  erhöhtes Kariesrisiko bei Personen mit festsitzenden kieferorthopädischen Apparaturen: Zahnpasta mit 5.000 ppm Fluorid verwenden (ab 16 Jahren, verschreibungspflichtig, nicht erstattungsfähig durch die gesetzliche Krankenversicherung) [Benson et al., 2019]  erhöhtes Kariesrisiko im Alter: hochkonzentrierte 5.000-ppm-Fluoridzahnpasta (verschreibungspflichtig, nicht erstattungsfähig durch die gesetzliche Krankenversicherung) und Fluoridlacke anwenden. Bei Personen ohne erhöhtes Kariesrisiko sind Fluorid-Zahnpasten mit 1.450 ppm Fluorid und Fluorid-Mundspüllösungen ausreichend kariespräventiv [Toumba et al., 2019].  erhöhtes Wurzelkariesrisiko: Zahnpasta mit 5.000 ppm Fluorid halbiert das Risiko für Wurzelkaries im Vergleich zu herkömmlicher Fluoridzahnpasta [Ekstrand, 2016]. Häufigere Applikation von Fluoridlacken.  erhöhtes Kariesrisiko bei Personen mit reduziertem Speichelfluss: Intensiviertes Fluoridregime empfehlenswert, konkret Applikation von Fluoridlack und Fluoridgel zusätzlich zu Fluoridzahnpasten, gegebenenfalls Anwendung von fluoridhaltigen Mundspüllösungen [Luka et al., 2024; Gupta et al,, 2015]. Das Positionspapier: Zimmer S, Becker I, Einwag J, Hahne D, Jordan AR, Rojas G, Schaper A, Schäfer M, Schätze C, Schlüter N, Stangier P, Schulte A, Ziller S: Positionspapier des wissenschaftlichen Beirates der Informationsstelle für Kariesprophylaxe (IfK): Fluoride in der Kariesprophylaxe – Handlungsempfehlungen für die Praxis und fachliche Bestandsaufnahme. Zahnmed Forsch Versorg 2025; 5(01):1–19. Das vollständige Papier kann beim IDZ abgerufen oder über den QR eingesehen werden. *Fluoridhaltige Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid, ab der Teilnahme an der Familienverpflegung zusätzlich Speisesalz mit Fluorid Kariesprävention mit Fluorid im Säuglings- und frühen Kindesalter 1x Tablette mit Fluorid und Vitamin D 1x Tablette mit Fluorid und Vitamin D 1–2x Zähne putzen mit oder ohne Zahnpasta ohne Fluorid 2x Zähne putzen Zahnpaste mit Fluorid* in Reiskorngröße Eltern dosieren und putzen die Zähne 2–3x Zähne putzen Zahnpaste mit Fluorid* in Erbsengröße Eltern und Kita dosieren, Kind lernt das Putzen, Eltern putzen Zähne nach 1x Tablette nur mit Vitamin D 1–2x Zähne putzen Zahnpaste mit Fluorid* in Reiskorngröße 1x 1x 1x 1–2x 1–2x 2x 2–3x F F F F F Geburt Zahndurchbruch 12Monate 24 Monate (bis 6 Jahre) oder Mod. nach BZÄK ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

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