Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 1

40 | MEDIZIN NEOTAM MIT DARMSCHÄDEN ASSOZIIERT Wird der nächste Süßstoff zum Problem? In den vergangenen Jahren haben mehrere Studien gezeigt, dass Süßstoffe erhebliche Gesundheitsrisiken bergen. Mit Neotam gerät nun ein neues Produkt auf den Prüfstein. Einer neuen Untersuchung zufolge verursacht der Nachfolger des umstrittenen Süßstoffs Aspartam unter anderem die Apoptose von Darmepithelzellen. Neotam ist ein Süßstoff, der aus Aspartam und 3,3-Dimethylbutyraldehyd synthetisiert wird. Seine Süßkraft ist etwa 7.000- bis 13.000-mal stärker als die von Haushaltszucker (Saccharose). Zutatenlisten weisen ihn mit der Zulassungsnummer E 961 aus. In erster Linie wird er zum Süßen von Lebensmitteln verwendet, aber auch als Geschmacksverstärker eingesetzt, da er die Aromen von Früchten, Vanille, Minze und Schokolade intensiviert. Seit Dezember 2009 ist Neotam in der EU zugelassen. Bereits 2007 war die dazu nötige Sicherheitsuntersuchung durch die European Food Safety Authority (EFSA) erfolgt. Nach „Prüfung aller Daten zur Stabilität, zu den Abbauprodukten und zur Toxikologie“ kam das Gremium seinerzeit zu dem Schluss, „dass Neotam für die vorgeschlagenen Verwendungszwecke als Süßstoff und Geschmacksverstärker unbedenklich ist“ [EFSA, 2007]. 11 von 21 Süßstoffen am Markt werden neu bewertet Das Gremium legte seinerzeit eine zulässige tägliche Aufnahmemenge (Acceptable Daily Intake, ADI) von 0 bis 2 mg/kg Körpergewicht/Tag fest. Konservative Schätzungen deuteten demnach darauf hin, „dass eine Überschreitung der ADI bei den vorgeschlagenen Verwendungsmengen sehr unwahrscheinlich ist". Aktuell läuft bei der EFSA eine Neubewertung von E 961 (Neotam), E 420 (Sorbit), E 421 (Mannitol), E 950 (Acesulfam K), E 952 (Cyclamat), E 955 (Sucralose), E 962 (Aspartam-Acesulfamsalz), E 965 (Maltit), E 966 (Lactit) und E 967 (Xylit). Denn einige von ihnen wurden in wissenschaftlichen Studien wiederholt mit Gesundheitsproblemen assoziiert [Debras et al. 2022; Schiffman et al., 2023; Witkowski et al., 2024]. Die Neotam-Studie zeigt zum ersten Mal, dass die Süßstoffexposition dazu führen kann, dass sich zuvor gesunde Darmbakterien verändern und in die Darmwand eindringen – was zu Gesundheitsproblemen wie ReizdarmE 961 (Neotam) ist einer von aktuell 21 in der EU zugelassenen Süßstoffen. Für einige von diesen verdichtet sich durch wissenschaftliche Studienergebnisse der Verdacht, dass der Verzehr eine gesundheitsschädigende Wirkung hat. Foto: luchschenF - stock.adobe.com ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. zm115 Nr. 01-02, 16.01.2025, (38)

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