Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 1

GESELLSCHAFT | 47 zm115 Nr. 01-02, 16.01.2025, (45) MIT DEM DENTALMUSEUM DURCH 2025 – TEIL 1 Goodbye Amalgam! Der Auftakt der Geschichten aus dem Dentalmuseum markiert gleichzeitig das Ende einer Geschichte. Entdeckung, Aufstieg, Blüte und nun Untergang eines Werkstoffs: Die Amalgam-Vitrine in Zschadraß konserviert, was aus dem Praxisalltag immer mehr und weiter verschwindet. Herr Haesler, Sie müssen sofort kommen, die schmeißen hier alles weg!“ Da er den Wert der firmeneigenen Sammlung im DegussaArchiv einschätzen konnte, setzte er sich ins Auto und fuhr gleich los. Eingesammelt hat er etwa diese AmalgamFlakons aus den 1920er-Jahren, daneben liegen Muschelhälften, in denen die Amalgam-Partikel anfangs händisch gemörsert wurden. Nach Prof. Walter Hoffmann-Axthelm wird Amalgam in China schon ab dem 7. Jahrhundert nach Christi erwähnt, sicher aber um 1505 durch LiShih-chen. Die Zusammensetzung: 100 Teile Quecksilber, 45 Teile Silber und 900 Teile Zinn. Der Ulmer Stadtarzt Johann Stocker beschreibt in seinem Arzneibuch „Praxis autea“ 1528 ein Amalgam, das er für ein Zahnloch „härtet wie Stein“. Die Veröffentlichung erschien erst nach seinem Tod und wurde später noch einmal von dem Lübecker Stadtarzt Dornkreilius 1601 weitergegeben. Etwa um 1826 führte in Paris Auguste Onesime Taveau Amalgam zur Füllung ein und nannte diese „Silberpaste“. Die größten Probleme bestanden in der Schwarzfärbung des Amalgams, es war porös und die Schrumpfung war zu groß. Prof. Adolph Witzel beseitigte letzte Bedenken in seinem Buch „Das Füllen der Zähne mit Amalgam“ im Jahr 1899 – Amalgam war soweit entwickelt, dass es nutzbar war. Nachdem es sich auch in Europa etabliert hatte, entfachte der Berliner Chemiker Prof. Alfred Stock mit seinem Bericht über „Die Gefährlichkeit des Quecksilberdampfes“ 1926 die Mutter aller Amalgam-Diskussionen. Hier könnte man abbiegen. Die Degussa-Flakons verweisen auch auf eine Firmen-Geschichte. Als ehemals größter Hersteller von Amalgam war die „Deutsche Gold- und Silber-ScheideAnstalt“ massiv „in die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes verwickelt“ (Wikipedia). Aber das ist eine andere Geschichte. Das Ende der Amalgam-Geschichte ist bekannt: Anfang des Jahres zog die EU die ökologische Reißleine, nun also: „time to say goodbye“. mb In Teil 2 dreht sich alles um einen rotierenden Bohrerständer. Fotos: zm-mg, tjut – stock.adobe.com „

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