ZAHNMEDIZIN | 49 ein dreidimensionales Modell umgewandelt, das die anatomischen Strukturen, einschließlich der Fraktur und der umgebenden Gewebe, detailliert abbildete. Basierend auf diesem Modell wurde das patientenspezifische Implantat digital entworfen, mit besonderem Fokus auf der Wiederherstellung der natürlichen Form und Funktion der Orbitawand sowie auf der Gewährleistung eines optimalen Halts (Abbildung 2). Danach wurde das angefertigte Orbitamesh in Intubationsnarkose über einen transkonjunktivalen-transkarunkulären Zugang zur Rekonstruktion der medialen Orbitawand nach Reposition des in den Defekt dislozierten Weichgewebes eingesetzt (Abbildung 3) und am Infraorbitalrand mit drei Osteosyntheseschrauben fixiert. Die postoperative Bildgebung mittels DVT zur Lagekontrolle zeigte eine korrekte Position des Implantats – entsprechend der präoperativen Planung (Abbildung 4). Der postoperative Verlauf war komplikationslos. Die antibiotische und schmerzlindernde Therapie wurde fortgeführt und die regelmäßigen Visuskontrollen zeigten keine Auffälligkeiten. Am zweiten postoperativen Tag konnte der Patient nach einer abschließenden ophthalmologischen Untersuchung in gutem Allgemeinzustand mit rückläufiger Schwellung und abnehmendem Hämatom zur ambulanten Weiterbehandlung entlassen werden. In der ambulanten Nachsorge wurden regelmäßige Kontrollen durchgeführt. Eine operative Entfernung des eingesetzten Titanmeshs war aufgrund der unauffälligen Wundheilung nicht erforderlich. Diskussion Orbitafrakturen gehören zu den häufigsten Orbitaverletzungen und entstehen typischerweise durch direkte stumpfe Traumata, wie sie bei Sportverletzungen, Verkehrsunfällen oder durch Gewalteinwirkung auftreten [Go et al., 2002]. Solche Frakturen können eine Vielzahl klinischer Symptome hervorrufen, darunter Einschränkungen der Augenbewegung, Doppelbilder (Diplopie) und in schwerwiegenden Fällen sogar Erblindung [Motamedi et al., 2014]. Es gibt zwei Theorien zur Entstehung von Orbitafrakturen. Die hydraulische Theorie besagt, dass ein Schlag auf den Augapfel selbst durch eine Erhöhung des intraokulären Drucks den Druck auf den Orbitaboden und die mediale Wand überträgt, was zu einer Fraktur führt. Die Transmissionstheorie hingegen geht davon aus, dass eine Verletzung des infraorbitalen Randes durch die Weiterleitung der Krafteinwirkung einen Bruch des empfindlicheren Orbitabodens verursacht [Raflo, 1984; Patel et al., 2017]. In 27 bis 35 Prozent der Fälle erstreckt sich der Bruch auf die mediale Orbitawand. Diese Fraktur kann entweder isoliert auftreten oder in Kombination mit Frakturen des Orbitabodens sowie weiteren Mittelgesichtsfrakturen, wie beispielsweise einer Fraktur des nasoethmoidalen Komplexes oder der Maxilla [Osguthorpe, 1991; Nolasco und Mathog, 1995; Manolidis et al., 2002; Karahisarlioglu, 2021]. zm115 Nr. 01-02, 16.01.2025, (47) Abb. 2: Patientenspezifisches Implantat auf dem dreidimensional gefertigten Modell vor Insertion Foto: Peer W. Kämmerer Abb. 4: Das postoperative DVT zeigt eine suffiziente Versorgung der Fraktur. Fotos: Universitätsmedizin Mainz Abb. 3: Orbitamesh in situ Foto: Peer W. Kämmerer CME AUF ZM-ONLINE Rekonstruktion nach Orbitawandfraktur mittels patientenspezifischem Implantat Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. a c b
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