Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 1

52 | PRAXIS TEAMFÜHRUNG Wenn der Winterblues die Laune trübt In der dunklen Jahreszeit fällt es vielen Menschen schwerer, motiviert zu bleiben. Die niedergelassene Zahnärztin Dr. Claudia Bellen hat in einem Workshop mit ihrem Team nach Auswegen aus dem sogenannten Winterblues gesucht. Das Thema haben wir in einem Workshop aufgegriffen, in dem es übergeordnet um Motivation und Resilienz ging“, berichtet Bellen, die seit 2005 eine Praxis in Neuwied, Rheinland-Pfalz, führt. „Beide Eigenschaften sind mir als Praxischefin sehr wichtig, denn sie sind die Voraussetzung dafür, dass wir als Team funktionieren und unsere Patientinnen und Patienten sich wohlfühlen.“ In einer Umfrage von Statista in Zusammenarbeit mit YouGov haben knapp 60 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer angegeben, sich zumindest manchmal vom Winterblues betroffen zu fühlen. Sie berichteten, unter Antriebs- und Energielosigkeit zu leiden. „Weitere Symptome sind Lustlosigkeit, etwas zu unternehmen, ein erhöhtes Schlafbedürfnis, Niedergeschlagenheit, Melancholie und das Bedürfnis, mehr Zeit zu Hause zu verbringen“, schreibt Statista. Die Ursachen für den Winterblues – in der Fachsprache auch saisonale affektive Störung (SAD) genannt – sind nicht vollständig verstanden (siehe Kasten). Eine wasserdichte wissenschaftliche Analyse, was wirklich hinter dem Winterblues steckt, ist Praxischefin Bellen nicht so wichtig. „Viele der Kolleginnen – und da schließe ich mich durchaus ein – fühlen ihn einfach und haben sich einen Workshop gewünscht, in dem es darum geht, wie man diese Zeit gut übersteht“, sagt die Zahnärztin. Für sie als Chefin habe dieses Anliegen Sinn gemacht, auch vor dem Hintergrund, das Team für das immer sehr stressige, vierte Quartal zu stärken. Dr. Susanne Woitzik, die den Workshop geleitet hat und Bellen schon seit vielen Jahren bei Themen wie TeamEntwicklung und Praxiswerte begleitet, bestätigt, dass das Stresslevel in zahnärztlichen Praxen am Jahresende enorm steige. „Das bedeutet, es muss sehr viel Energie in die tägliche Arbeit gesteckt werden. Gleichzeitig fällt es vielen aufgrund des winterlichen Wetters schwer, in der Freizeit frische Energie zu tanken“, so die Trainerin. Damit war das zentrale Thema des Workshops gesetzt: Wie gelingt dieser Spagat in den kalten und dunklen Monaten? Sie können Ihr Team auch „winterlich“ motivieren Wichtig ist aus Woitziks Sicht vor allen Dingen, in der Freizeit einen Ausgleich zu finden, der zu den eigenen Bedürfnissen passt. „Die Einen erholen sich am besten allein, zum Beispiel bei einem guten Buch, die Anderen tanken zm115 Nr. 01-02, 16.01.2025, (50) GIBT ES DEN BLUES WIRKLICH? DAS STECKT HINTER DEN SYMPTOMEN Laut dem „Dorsch Lexikon der Psychologie“ gehört die saisonal abhängige affektive Störung, umgangssprachlich „Winterdepression“ genannt, in den aktuellen Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM-5 zu den rezidivierenden depressiven Störungen. Die Diagnose kann gestellt werden, wenn erstens ein regelmäßiger zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Auftreten von depressiven Episoden und einer bestimmten Jahreszeit (zum Beispiel Winter) besteht und es zweitens regelmäßig zu einer vollständigen Remission ebenfalls in der gleichen Jahreszeit (zum Beispiel im Frühling) kommt. Diese depressiven Episoden müssen drittens zwei Jahre in Folge mit saisonalem Bezug aufgetreten sein. In dieser Zeit sollten keine depressiven Episoden ohne saisonalen Bezug beobachtet worden sein. Viertens sollte die Zahl der depressiven Episoden mit saisonalem Bezug im Lebenszeitverlauf die Zahl der nicht saisonal gebundenen Episoden deutlich übersteigen. Laut Dorsch tritt die saisonal abhängige affektive Störung in höheren Breitengraden gehäuft vor. „ Foto: sergio34 - stock.adobe.com Vielen Menschen fällt es aufgrund des winterlichen Wetters schwer, in der Freizeit frische Energie zu tanken. Dr. Susanne Woitzik, Trainerin

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=