76 | GESELLSCHAFT MIT ZAHNÄRZTEN OHNE GRENZEN IN TANSANIA In Afrika haben wir richtig viel dazu gelernt Gwendolin Sztankay, Friedrich Burkhardt Das Staatsexamen gerade in der Tasche, war uns klar, so schnell kommt die Chance zu einem Auslandseinsatz nicht wieder. Kurz darauf ging es nach Ostafrika. Jetzt sind wir wieder zu Hause und stellen fest: Von diesen zwei Wochen haben wir unendlich profitiert. Während der Vorbereitung aufs Staatsexamen merkten wir: Wir wollen noch einmal raus und bei einem Hilfseinsatz mitwirken. Unsere Auslandsfamulatur 2023 in Nepal hatte uns total begeistert. Also bewarben wir uns ganz kurzfristig bei den Zahnärzten ohne Grenzen, den Dentists without Limits Federation (DWLF). Die Organisation hatte direkt Verwendung für uns und so ging es – als frisch gebackene, richtige Zahnärzte – im Oktober für knapp zwei Wochen nach Tansania in Ostafrika. Mithilfe der DWLF-Zentrale organisierten wir Führungszeugnis, Diplom, Visa und Flugtickets. In Nürnberg trafen wir unseren Gruppenleiter Manfred Adelmann, beim Zwischenstopp in Istanbul lernten wir mit Dr. Thomas Czekalla den Vierten im Bunde kennen. Wir freuten uns sehr über unsere beiden Mitreisenden, da sie nicht nur eine Menge Arbeitserfahrung, sondern auch viel Witz und Humor mitbrachten. Nicht ganz unwichtig bei so einem intensiven Einsatz! Die Anreise ist beschwerlich – und beeindruckend zugleich Bis wir schließlich an unserem Einsatzort in Litembo ankamen, vergingen jedoch noch viele Stunden. Von Istanbul flogen wir nach Daressalam und von dort weiter nach Songea. Ab dem Flughafen Songea, der nur eine Hütte mit Wellblechdach ist, ging es mit einem Toyota Land Cruiser über Schotterpisten ins Litembo Hospital. Unser erster Eindruck nach der Ankunft: Das ist eine größere „Stadt“, auch wenn sie nur aus ein paar Wellblechhütten, dem Krankenhaus und der dort ansässigen Diözese besteht. Wir wurden im „Doctors House“ nett empfangen und bekamen gleich ein reichhaltiges Essen (was uns allerdings nach zwei Wochen zum Hals raushängen sollte, denn in diesem Teil Tansanias gibt es morgens, mittags und abends immer nur Kraut, Bohnen undReis). Nach einer kurzen Pause brachen wir mit der mobilen Klinik auf in die Health Centers der kleineren Dörfer, um dort medizinische Hilfe zu leisten. Zur Einheit gehörten auch ein Gynäkologe, ein Internist und ein Ophtalmologe. Diese ersten Tage Arbeit waren toll. Nicht nur, weil wir einer Menge Patienten helfen konnten, sondern auch, weil unsere Route am Malawisee entlangführte – ein wunderschönes Panorama. Jegliche medizinische Hilfe in diesem Teil Tansanias wird von der Kirche organisiert. Daher standen unsere Stationen auf dem Boden von Gotteshäusern oder Klöstern. Da die medizinische Karawane nur einmal im Jahr vorbeikommt, war die Zahl der Patienten entsprechend hoch. Kaum waren wir morgens um acht an den jeweiligen Einsatzorten eingetroffen, füllten sich die Höfe und Gänge vor den Kirchen gleich mit Hunderten Menschen. Unser Rekord: 70 Extraktionen an einem Tag In den ersten Tagen waren wir noch etwas zögerlich bei der Entscheidung, welche Zähne wir extrahieren und welche nicht. Doch nachdem wir die ersten 100 Patienten behandelt hatten, fiel uns diese Entscheidung immer leichter, auch wenn es nicht schön ist, gerade bei jungen Patienten Zähne im sichtbaren Bereich zu ziehen. Nur leider bleibt einem dort keine andere Möglichkeit, weil diese Menschen tatsächlich nur einmal im Jahr einen Zahnarzt sehen (oder auch nie wieder) und nicht regelkonform versorgte Zähne schnell zu tödlichen Komplikationen führen können. Eine weitere Sache, die uns Kopfzerbrechen bereitete, war die Stromverzm115 Nr. 01-02, 16.01.2025, (74) WIR FREUEN UNS ÜBER UNTERSTÜTZUNG! Zahnärzte ohne Grenzen e.V. Evangelische Bank IBAN: DE16 5206 0410 0005 0161 69 BIC: GENODEF1EK1 Website: www.dwlf.org Uns hat besonders beeindruckt, wie tapfer die Kinder während der Behandlung waren. Foto: Gwendolin Sztankay
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