Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 3

zm115 Nr. 03, 01.02.2025, (154) 52 | POLITIK STUDIE DER UNI HEIDELBERG ZU GESUNDHEITSKOSTEN 640 Milliarden Euro für Zahnerkrankungen Karies, Parodontitis und Zahnverlust verursachen jedes Jahr Kosten in Höhe von 710 Milliarden US-Dollar, das sind 640 Milliarden Euro, zeigt eine neue Studie. Dabei erweisen sich vor allem zwei Erkrankungen als Kostentreiber. Für die Studie werteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums und der Medizinischen Fakultät der Universität in Heidelberg Daten aus 194 Ländern aus, die sich auf das Jahr 2019 bezogen. Die im Rahmen der Analyse ermittelten Gesamtkosten setzen sich zusammen aus direkten Kosten für die zahnmedizinische Versorgung in Höhe von rund 341 Milliarden Euro sowie indirekten Kosten durch Produktivitätsverluste infolge von Zahnerkrankungen in Höhe von rund 299 Milliarden Euro. Die meisten indirekten Kosten weltweit entstanden durch Zahnverlust und Parodontitis. Rund drei Viertel der gesamten Produktivitätsverluste entfielen laut der Studie allein auf diese beiden Erkrankungen. Hierzulande beliefen sich die direkten Ausgaben im Jahr 2019 auf insgesamt rund 27,8 Milliarden Euro beziehungsweise 334 Euro pro Kopf. Bei den Produktivitätsverlusten betrug die Summe 208 Euro. Die indirekten Kosten in Deutschland lagen bei 17,5 Milliarden Euro. Zum Vergleich: In Ländern mit niedrigem Einkommen wurden im Jahr 2019 jährlich durchschnittlich rund 0,47 Euro pro Kopf für die zahnmedizinische Versorgung ausgegeben. Das schloss Behandlung und Prävention mit ein. In Ländern mit hohem Einkommen waren es rund 233 Euro. Deutschland lag hier bei etwa 334 Euro proKopf. Auch Deutschland steht vor großen Herausforderungen „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Munderkrankungen weiterhin eine enorme wirtschaftliche Belastung für Einzelpersonen und die Gesellschaft darstellen“, resümieren die Autorinnen und Autoren. „Die Notwendigkeit einer umfassenderen und besseren Routineberichterstattung und Überwachung der wirtschaftlichen Auswirkungen von Munderkrankungen wird hervorgehoben. Angesichts der anhaltend hohen wirtschaftlichen Belastung durch Munderkrankungen kommt einer besseren Priorisierung kosteneffizienter Mundgesundheitsprogramme sowie einer bedarfsgerechten Kapazitätsplanung eine Schlüsselrollezu.“ Trotz der vergleichsweise hohen Aufwendungen für Zahngesundheit in Deutschland stehe die hiesige Versorgung vor Herausforderungen, betont Studienleiter Stefan Listl, Leiter der Sektion Mundgesundheit am Heidelberg Institute of Global Health und Professor für Translationale Gesundheitsökonomie an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg: „Zum Beispiel fehlen im ländlichen Raum zunehmend Zahnarztpraxen.“ Außerdem sei die kontinuierliche zahnärztliche Versorgung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen nicht immer gewährleistet. Dazu gehörten etwa Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf. sth Jevdjevic M, Listl S. Global, Regional, and Country-Level Economic Impacts of Oral Conditions in 2019. Journal of Dental Research. 2024;0(0). doi:10.1177/00220345241281698 Jedes Jahr verursachen vor allem Zahnverlust und Parodontitis weltweit enorme Kosten. Foto: Laura - stock.adobe.com

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