Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 3

76 | GESELLSCHAFT Majestätisch thront das tibetischbuddhistische Kloster Kopan hoch über Kathmandu. Für uns war das auf Anhieb ein spektakulärer Ort. Er schien fast nicht von dieser Welt – so ruhig und friedlich, als existiere der stressige Alltag zu Hause nicht. Im vergangenen September durften wir, zwei Zahnärztinnen aus München, an einem ganz besonderen Projekt teilnehmen. Am Fuße der Alpen groß geworden, sehnten wir uns nach einem fernen Ort mit noch höheren Bergen und stießen auf das „Project Yeti“, das zwei Dentalkliniken in Nepal betreibt. Gegründet wurde es 2012 von dem australischen Zahnarzt Dr. Georgos Mannos, der selbst aus einer armen griechischen Einwandererfamilie stammt und benachteiligten Menschen etwas zurückzugeben wollte. Die Anfänge des Projekts seien holprig gewesen, erzählt er: „Alles begann mit einem leeren Raum, der nur über einen Stromanschluss und eine tragbare Aseptico-Einheit mit wenigen Instrumenten und begrenzten Materialien verfügte. Stromausfälle waren an der Tagesordnung und eine Nonne ohne zahnärztliche Erfahrung assistierte uns.“ Zweimal pro Jahr, im Frühjahr und im Herbst, reisen seitdem internationale Teams aus Zahnärzten, Dentalhygienikern und Assistenten nach Nepal. Heute ist die Klinik mit zwei stationären und zwei mobilen Behandlungseinheiten ausgestattet. Zusammen mit weiteren Zahnärzten aus Australien, Großbritannien und Tschechien behandelten wir vor allem die kleinen Mönche im Alter von zehn bis 16 Jahren. Sie stammen oft aus ärmlichen Verhältnissen und sind von ihren Eltern in der Hoffnung auf ein besseres Leben ins Kloster geschickt worden. Auch andere Mönche sowie Angestellte des Klosters und Nonnen, die nebenan wohnen, kamen als Patientinnen und Patienten zu uns. Von der Alltagshektik in die absolute Kloster-Ruhe Wir konnten uns über eine erstaunlich gute Ausstattung mit Verbrauchsmaterialien freuen, die alle im Laufe der Zeit durch Spenden zusammengetragen wurden. Uns standen digitale Röntgengeräte, Autoklaven, VDW-Endomotoren und vieles mehr zur Verfügung. Die Eingewöhnung an unseren neuen Die Mönche waren sehr um unser Wohlergehen bemüht und begleiteten uns bei Bedarf auch in die Stadt zum Einkaufen. zm115 Nr. 03, 01.02.2025, (178) Fotos: Deborah Clement Wir freuten uns sehr über die überraschend gute Ausstattung in der Dental Clinic. Lediglich Handschuhe in kleineren Größen haben wir mitgebracht. „PROJECT YETI“ IM KLOSTER KOPAN IN NEPAL Auch kleine Mönche lieben Schoki und Kekse Deborah Clement, Melissa Dirsch Unter dem „Dach der Welt“, in einem nepalesischen Kloster, überraschte uns die hohe Compliance der großen wie der kleinen Patienten. Die formt sich vor allem aus der buddhistischen Philosophie der Mönche. Selbst eine schmerzhaftere Behandlung wirkte manchmal fast wie eine Meditation.

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