ZAHNMEDIZIN | 27 zm115 Nr. 04, 16.02.2025, (221) Abb. 4: Kontrolle nach sechs Monaten: Es zeigen sich an Zahn 26 entzündungsfreie gingivale und parodontale Zustände, die Patientin verwendet täglich eine Interdentalraumbürste als Hilfsmittel. Röntgenografisch zeigt sich im distalen Bereich des Zahnes 26 die Kastenelevation aus Komposit mit stufenlosem Übergang zur indirekten keramischen Deckrestauration. Fotos: Cornelia Frese, UKHD Lockerung oder erhöhte Sondierungstiefen. Die Patientin verwendet täglich eine Interdentalraumbürste als Hilfsmittel zur häuslichen Mundhygiene. Zur Kontrolle wird ein Zahnfilm angefertigt. Röntgenografisch zeigt sich im distalen Bereich des Zahnes 26 die Kastenelevation aus Komposit mit stufenlosem Übergang zur indirekten keramischen Deckrestauration (Abbildung 4). Synopse Kompositrestaurationen unterhalb der Schmelz-Zement-Grenze zeigen generell eine höhere Misserfolgsrate als Kompositrestaurationen mit schmelzbegrenzten Rändern [Kuper et al., 2012], was unter anderem den technischen Schwierigkeiten wie Trockenlegung, Blutungskontrolle und erschwerter Lichtpolymerisation im subgingivalen Bereich geschuldet sein dürfte. Zur Versorgung lokalisierter, tief subgingival reichender Defekte werden in der Literatur verschiedene zweiphasige Ansätze beschrieben, entweder mithilfe von Kompositmaterialien alleine oder mit unterschiedlichen Materialgruppen im Sinne von Hybridrestaurationen. In Bezug auf die hier gezeigte Hybridrestauration zeigen In-vivo- und In-vitro-Studien, dass keine erhöhten Randspaltbildungen am Interface zur Kastenelevation auftreten [Bresser et al., 2019; Frankenberger et al., 2012; Roggendorf et al., 2012]. Kastenelevationen können in tiefen approximalen Kästen das Risiko für Frakturen an der keramischen Deckrestauration senken, und eine Überkupplung von Höckern im Sinne eines Onlays erhöht die Bruchfestigkeit der Restauration [Bresser et al., 2020]. Ein systematisches Review aus dem Jahr 2023 konnte insgesamt 38 Publikationen (systematische Reviews, In-vitro- und In-vivo-Studien) zur Kastenelevation identifizieren [Eggmann et al., 2023]. Es zeigte sich, dass Kastenelevationen aus Komposit, die das suprakrestale Bindegewebsattachment nicht verletzen, mit der parodontalen Gesundheit vereinbar sind, wenn glatte und irritationsfreie Restaurationsränder vorliegen [Muscholl et al., 2022; Samartzi et al., 2022]. Voraussetzung für das subgingivale Einbringen von iatrogenen Restaurationsrändern ist allerdings die individuelle Beurteilung des parodontalen Zustands und des dento-gingivalen Komplexes an der Stelle des Defekts zum Beispiel durch bone sounding. Das Ausmaß der biologischen Breite variiert individuell stark in Abhängigkeit von der Lokalisation des Zahnes in der Mundhöhle, der betroffenenZahnfläche, dem Vorhandensein einer Restauration und parodontalen Erkrankungen [Schmidt et al., 2013]. Therapieentscheidungen für oder gegen eine Kastenelevation sollten daher fallbezogen und individuell abgewogen werden. Die derzeitigen Erkenntnisse und zahlreichen klinischen Fallberichte deuten darauf hin, dass die Kastenelevation ein biomechanisch vorteilhafter und praktikabler Ansatz für die Restauration von Zähnen mit lokalisierten subgingivalen Defekten ist und eine mögliche Alternative zur chirurgischen Kronenverlängerung darstellt. Allerdings ist die Evidenzlage aufgrund der verfügbaren Literatur bislang nicht stark genug und weitere, insbesondere randomisierte klinische Studien sind notwendig. SERIE „PRAXISTIPPS MIT KOMPOSIT“ Es gibt wenige Restaurationsmaterialien in der Zahnmedizin, die so häufig eingesetzt werden wie die Komposite. Und das Potenzial dieser vielfach für verschiedene Anwendungen modifizierten Materialgruppe ist noch lange nicht ausgeschöpft. Neben der klassischen direkten Restauration können schwierige Fälle oft substanzschonend und effizient mit Komposit gelöst werden. In der Serie „Praxistipps mit Komposit“ stellt Prof. Dr. Cornelia Frese kreative und innovative Lösungen mit Kompositmaterialien vor, die die Arbeit in der täglichen Praxis bereichern können. a b
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=