Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 4

TITEL | 33 eigenen Prävalenzstudie auf Basis einer repräsentativen Stichprobe von 1.481 US-Amerikanerinnen und Amerikanern sind im Laufe ihres Lebens etwa 7,9 Prozent der Bevölkerung von Cavitadaxia mit psychischen und/oder physischen Folgen betroffen [Moritz et al., 2023a]. In dieser Studie galt sichtbares körperliches Verhalten als Kriterium für eine BFRBD. Die Punktprävalenz liegt bei 3,2 Prozent [Houghton et al., 2018]. Insgesamt liegen jedoch nur wenige Schätzungen der Prävalenzraten vor. Das durchschnittliche Ersterkrankungsalter liegt bei etwa 15 Jahren [Moritz et al., 2023b]. Risikofaktoren für Cavitadaxia sind unebene Stellen an der Wangeninnenseite oder den Lippen und die Neigung zu Wundenund Narbenbildung in diesen Bereichen. Als Auslöser fungiert häufig Stress, wobei Cavitadaxia sowohl als temporäre Reaktion auf zeitlich begrenzte Stressoren (beispielsweise in Prüfungsphasen) wie auch als langfristiges Verhalten auftreten kann [Flaitz und Felefli, 2000]. Die typischen Symptome von Cavitadaxia sind Verletzungen der Mundschleimhaut, die sich durch verdickte Schleimhautareale mit einer unregelmäßigen Oberfläche auszeichnen und eine weiße Linie im Gewebe der Wangeninnenseite bilden. Diese Linie verläuft zumeist parallel zur Okklusionsebene, kann jedoch in Fällen, bei denen die Wangenschleimhaut mit den Fingern zwischen die Zähne gedrückt wird, auch weiter ausgedehnt sein [Schmelzeisen, 2022]. Darüber hinaus können in seltenen Fällen Erytheme, fokale Ulzerationen, Erosionen, Abszesse, Ödeme sowie Einblutungen in die Haut als Folgen von Cavitadaxia auftreten [Flaitz und Felefli, 2000]. Verletzungen, die nicht durch das Beißen entstanden sind (beispielsweise chronische Entzündungen), können durch das Lippen-Wangen-Beißen verstärkt werden. Die bereits vorhandenen oder entstehenden Verletzungen in der Mundschleimhaut lösen den Drang, auf die Lippen oder die Wangen zu beißen, erneut aus und verstärken das Verhalten. Da das Verhalten oft unbewusst auftritt, wird es in der Anamnese häufig verneint. Die Verletzungen bedürfen in vielen Fällen keiner medizinischen Behandlung [Schmelzeisen, 2022]. Onychophagie Unter dem Begriff Onychophagie versteht man das Kauen an den Nägeln (Abbildung 1) mit psychischen und/ oder körperlichen Beeinträchtigungen als Folge. Die Lebenszeitprävalenz dieser Störung liegt bei etwa elf Prozent [Moritz et al., 2023a], die Punktprävalenz bei 20 bis 30 Prozent [Lee und Lipner, 2022]. Die durchschnittliche Ersterkrankung tritt mit etwa neun Jahren früher auf als bei anderen BFRBDs [Moritz et al., 2023b]. Im Erwachsenenalter kommt Onychophagie seltener vor. Wird das Verhalten bewusst ausgeführt, dann häufig mit dem Ziel, Unebenheiten am Nagel oder der umliegenden Haut „auszubessern“. Andere Auslöser, die ebenfalls unbewusstes Nägelkauen auslösen, sind starker Stress, Nervosität, Neigung zu Perfektionismus zm115 Nr. 04, 16.02.2025, (227) Dr. med. dent. Jesper Delfs Kieferorthopädie in Lübeck, Kücknitzer Hauptstr. 2, 23569 Lübeck Foto: privat Dr. med. dent. Natascha Bruhn Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Poliklinik für Kieferorthopädie Martinistr. 52, Gebäude Ost 58, 20246 Hamburg Foto: UKE Unternehmenskommunikation Lucy Seute Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Martinistr. 52, Gebäude West 37, 20246 Hamburg Foto: privat M.Sc. Stella Schmotz Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Martinistr. 52, Gebäude West 37, 20246 Hamburg Foto: privat LucaHoyer Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Martinistr. 52, Gebäude West 37, 20246 Hamburg Foto: Henning Fix Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Steffen Moritz Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Martinistr. 52, Gebäude West 37, 20246 Hamburg moritz@uke.uni-hamburg.de Foto: UKE Unternehmenskommunikation

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