zm115 Nr. 04, 16.02.2025, (230) 36 | TITEL handlung notwendig. Da es sich bei den BFRBDs in erster Linie um Verhaltensstörungen handelt, reicht es nicht aus, allein die körperlichen Schäden zu behandeln. Ohne die verhaltensbedingte beziehungsweise psychosoziale Ursache zu behandeln, treten die Konsequenzen wiederholt auf. Beispielsweise heilen die Verletzungen, die durch eine Cavitadaxia auftreten, bei Unterlassen des Beißens von allein ab, sodass keine weitere Behandlung notwendig ist. Die oben genannten Vulnerabilitätsfaktoren von Cavitadaxia und Onychophagie, beziehungsweise die sensorischen Auslöser, können jedoch mit Hilfsmitteln eingedämmt werden. Bei Cavitadaxia können beispielsweise Zahnschienen, die die Wangen vor dem direkten Biss mit den Zähnen schützen, oder Gele, die die Hautoberfläche der Wangeninnenseiten glätten, unterstützend hinzugezogen werden [Schmelzeisen, 2022]. Bei der Behandlung von Wach-Bruxismus können ebenfalls Zahnschienen hilfreich sein, die Zahnabrasionen beziehungsweise Verhaltensmuster unterbrechen und das Kiefergelenk entlasten. Dabei sollte jedoch auf Einschränkungen im Alltag geachtet werden, die bei Bruxismus im Schlaf keine Rolle spielen. Bei Onychophagie kann man einer betroffenen Person raten, durch eine Maniküre das Beißen zu verhindern oder eine Nagelfeile zur Ausbesserung von Unebenheiten mit sich zu tragen. Auch bitterer Nagellack kann hier unterstützen. Auch die Verwendung von Fidget Toys (Zappelspielzeug) kann bei den verschiedenen BFRBDs helfen, indem man die Hände beschäftigt. Was Zahnärzte tun können Wurde die BFRBD durch das Erfragen des Verhaltens bestätigt, sollte die Patientin oder der Patient zunächst über das Störungsbild und die Behandlungsmöglichkeiten aufgeklärt werden. Da aktuell kein Medikament für die Behandlung von BFRBDs zugelassen ist, stellen psychotherapeutische Ansätze aktuell die Methode der Wahl dar [Farhat et al., 2020]. Wie bei anderen psychischen Erkrankungen gibt es die Möglichkeit, von den Krankenkassen finanzierte Therapien (vor allem Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapie und systemische Psychotherapie) aufzusuchen. Gehen andere psychische Erkrankungen mit der BFRBD einher und besteht ein starker Leidensdruck, ist eine Psychotherapie empfehlenswert. Hier stellt das „Habit Reversal Training“ (HRT) den aktuellen Goldstandard dar [Skurya et al., 2020]. Das HRT hat zum Ziel, die schädigende Verhaltensweise (zum Beispiel das Kauen an der Wangeninnenseite) durch eine alternative Handlung zu ersetzen. Diese Alternative ist eine starre, antagonistische Haltung, beispielsweise das Drücken der Zunge an den Gaumen bei Cavitadaxia. Diese Abb. 3: Darstellung der Entkopplung: Die Hand wird kurz vor Ausführung der BFRBD in einer abrupten Bewegung umgelenkt, Variante A: Bilder 1, 2, 4 und 5, Variante B: Bilder 1 und 3 (siehe Text). Foto: Moritz et al. HILFE ZUR SELBSTHILFE Als Zahnärztin oder Zahnarzt können Sie Patienten ermuntern, sich selbst zu helfen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten: Über den QR finden Sie Selbsthilfemethoden mit ausführlichen Erklärungen, die kostenlos heruntergeladen werden können. Dort finden sich auch Hintergrundinformationen zu den Störungsbildern und Tipps für den Alltag. (Weitere Informationsseiten bietet beispielsweise die Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V.) Um das Wissen über Störungsbilder und deren Behandlungsmethoden zu vertiefen – und 10 CME-Punkte zu sammeln –, können Sie an der kostenpflichtigen OnlineSchulung BFRBDs teilnehmen. Die Schulung eignet sich sowohl für medizinisches Personal (behandelnde Personen) als auch für betroffene Personen. Sie enthält Hintergrundwissen zu allen BFRBDs und Behandlungsmethoden sowie ausführliche Anleitungen zur Selbsthilfe.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=