42 | POLITIK EIGENTÜMERWECHSEL BEIM ALIGNERANBIETER Sendepause bei DrSmile Ein Vierteljahr ist es her, dass die Schweizer Straumann Gruppe den Aligneranbieter DrSmile an die spanische Impress Group im Austausch gegen Unternehmensanteile übergab. Das Versprechen lautete damals: Der Verkauf wird das Patientenerlebnis verbessern, Bestandskunden werden selbstverständlich weiterbehandelt. Tatsächlich ist DrSmile aber seit Monaten nicht mehr zu erreichen. Nach eigenen Angaben betreibt die Impress Group ein „Klinik-Netzwerk mit mehr als 110 Filialen“ in Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Großbritannien, den USA und der Ukraine. Mit dem Zukauf erweiterte sie ihr Geschäftsgebiet auf Deutschland, die Niederlande und Schweden. DrSmile firmiert immer noch unter eigenem Namen, das Logo wurde nur um den Zusatz „Powered by Impress“ erweitert. Ansonsten herrscht auf der deutschen Website des Anbieters unverändert Marketingsprech: Verkauft wird ein „neues Lächeln“, natürlich mit Rabatt – mehr als 150.000 angeblich „zufriedene Kund*innen“ und mehr als „130 unabhängige Zahnärzt*innen“ bürgen für Qualität. Auf der Website herrscht Funkstille Eine Qualität, die DrSmile nach Ansicht von Kundin Marion Nehler (Name geändert) nicht mehr hat. Die Impress Group zeige „keinerlei Interesse an bestehenden Behandlungen“ lautet ihre Vermutung. „DrSmile ist über keine Kanäle erreichbar“, schreibt sie den zm. Anders sei dies lediglich über die Neukunden-Hotline, aber über die würden bestehende Patienten „abgewimmelt“. „Meine Behandlung ist Gott sei dank soweit abgeschlossen, aber ich benötige dringend Retainer. Aktuell habe ich nur die letzte Schiene und die kann ich leider nicht ewig tragen. Ich hoffe noch irgendeinen Kontakt herstellen zu können, bevor sich die Schiene lockert und die Zähne sich wieder verschieben.“ „Kontakt herzustellen“ erweise sich aber als unmöglich, sowohl über die Hotline als auch über den Chat. Auf Nachrichten via Instagram und WhatsApp gebe es auch keine Reaktion, so Nehler. Sie habe den Eindruck, dass sich DrSmile im norddeutschen Bereich komplett zurückgezogen hat. „Über das Buchungstool erhält man nur die Info, dass der Standort aktuell keine Termine vergibt.“ In ihrer Not hat die junge Frau darum je einen Brief an eine Berliner und eine Markkleeberger Adresse von DrSmile mit der Bitte um Weiterbearbeitung ihres Falles gesandt. Allerdings hat sie mit DrSmile beziehungsweise der im Impressum genannten Berliner Urban Technology GmbH gar keinen Vertrag abgeschlossen. Im vergangenen Herbst schlüsselte das Wiener Handelsgericht in einem gegen DrSmile ergangenen Urteil (Az.:43 Cg 79/22y vom 31. Oktober 2024) die unklaren und unzulässig formulierten AGB auf. Geklagt hatte der Verein für Konsumenteninformation (VKI), damit DrSmile Verbraucher transparent über die Identität der Vertragspartner unterrichtet und unzulässige Haftungsausschlüsse unterlässt. Als der VKI Recht bekam, zog sich der Aligneranbieter im November 2024 mit sofortiger Wirkung vom österreichischen Markt zurück. Laut den Ermittlungen des Gerichts betreibt die Urban Technology GmbH nur den Webauftritt der Marke, kümmert sich Nach dem Verkauf an die spanische Impress Group ist DrSmile auf keinem Kanal mehr zu erreichen, beklagen Patienten mit laufenden Behandlungen auf Social Media sowie gegenüber der Verbraucherzentrale und der zm-Redaktion. Foto: Riko Best – stock.adobe.com zm115 Nr. 04, 16.02.2025, (236)
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