Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 4

56 | ZAHNMEDIZIN SELTENE DIFFERENZIALDIAGNOSE BEI KIEFERZYSTEN Die dysgenetische, nicht odontogene Zyste (Kleestadt-Zyste) Hannes Kittel, Jan-Philipp Geppert, Philipp Stockmann Bei unklaren Schwellungen im Kieferbereich müssen entzündliche Prozesse, benigne oder maligne Tumoren und Zysten differenzialdiagnostisch voneinander abgegrenzt werden. Histologisch lassen sich Kieferzysten eindeutig als von Epithel ausgekleidete, flüssigkeitsgefüllte Hohlräume mit und ohne Bezug zum zahnbildenden Organ beschreiben. Allerdings verläuft die Pathogenese verschiedener Zystenformen unterschiedlich und hat darüber Einfluss auf den therapeutischen Behandlungsweg, wie der nachfolgende Patientenfall zeigt. Eine 49-jährige Patientin wurde wegen einer unklaren Schwellung im Bereich des Nasenbodens überwiesen. Allgemeinanamnestisch zeigten sich bis auf ein bekanntes, suffizient behandeltes Asthma bronchiale keine Auffälligkeiten. Einen exakten Zeitpunkt des erstmaligen Auftretens einer Schwellung konnte die Patientin nicht benennen. Die Raumforderung sei sehr langsam über mehrere Wochen ohne Einschränkung des Allgemeinzustands gewachsen. Bei der klinischen Untersuchung imponierte extraoral eine schmerzfrei palpable Schwellung im Bereich der linken Oberlippe und des linken Nasenflügels, die Nasolabialfalte auf der betroffenen Seite war verstrichen. Die Sensibilität im Innervationsgebiet des Nervus trigeminus war seitengleich und unauffällig. Intraoral zeigte sich vestibulär in regio 21 bis 23 eine prallelastische, fluktuierende Schwellung. Die Zähne 12, 21, 22, 23 und 24 reagierten im Kältetest positiv und auf Perkussion negativ. Sonstige Auffälligkeiten bei der enoralen Untersuchung ergaben sich nicht. Nach Anfertigung einer Panoramaschichtaufnahme bestand der Verdacht auf das Vorliegen einer Zyste. Zur genaueren dreidimensionalen Diagnostik wurde eine native Computertomografie veranlasst. Im Übergangsbereich des linken Nasenvorhofs zur Nasenhaupthöhle imponierte eine runde, homogene Verschattung, die die Apertura pririformis im dorsalen zm115 Nr. 04, 16.02.2025, (250) a a b

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