Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 4

GESELLSCHAFT | 73 Foto: steheap - stock.adobe.com Ergebnis: Die Menge der verschriebenen Opioide ging in beiden Studieneinrichtungen im Laufe der Zeit über alle demografischen Merkmale und Kohorten hinweg deutlich zurück. Der Mittelwert der pro Patient verschriebenen Morphin-Milligramm-Äquivalente sank signifikant von 143,01 im Zeitraum 2011 bis 2016 auf 72,09 im Zeitraum 2017 bis 2021. Nach Ansicht der Autoren ist dies „ein Beleg dafür, dass die zahnärztlichen Leistungserbringer auf die Opioidkrise reagiert haben". Die Beobachtung deckt sich in etwa mit den Erfolgen in der Humanmedizin: So meldet die zuständige Arbeitsgruppe bei der American Medical Association (AMA) in ihrem Overdose Epidemic Report 2024, dass die Zahl der Opioid-Verschreibungen seit 2012 um 51,7 Prozent gesunken sind. Diese Verringerung der Verschreibungen habe jedoch „nicht zu einem signifikanten Rückgang der Drogen-bedingten Sterblichkeit geführt“. Als Gründe führt die AMA an: „ Krankenversicherungen und andere Kostenträger hielten sich weiterhin nicht an die Bundes- und Landesgesetze, die eine Gleichbehandlung für psychische Erkrankungen und Substanzkonsumstörungen vorschreiben. „ Apotheken beschränkten die Medikamente gegen Opioidkonsumstörung, was für Betroffene zu zusätzlichen Hindernissen beim Zugang zu Buprenorphin und Methadon führe. „ Krankenversicherungen machten Alternativen zu Opioiden weiterhin unerschwinglich oder versähen sie mit administrativen Hürden. Die ADA fordert, dass evidenzbasierte Maßnahmen zur Schadensbegrenzung künftig stärker unterstützt werden müssen, darunter Zentren zur Prävention von Überdosierungen oder Programme zur Spritzenversorgung. Sie verweist darauf, dass der Zugang zu Naloxon und anderen Medikamenten zur Behandlung von Überdosierungen Hunderttausenden das Leben gerettet habe. Robert F. Kennedy Jr. – zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe designierter US-Gesundheitsminister der Trump-Administration – hat indes einen weniger evidenzbasierten Vorschlag unterbreitet, wie er die anhaltende Opioidkrise angehen will: durch Drogenrehabilitation auf „WellnessFarmen“. Dabei handelt es sich nicht um eine völlig neue Idee. Die Farmen basieren auf einem als „therapeutische Gemeinschaft“ bekannten Modell, das sich stark auf die Unterstützung durch Gleichgesinnte und verhaltenstherapeutische Lösungen für die Sucht stützt, im Gegensatz zu Medikamenten-gestützten Behandlungsstrategien wie der Methadon- oder Buprenorphintherapie, die darauf abzielen, das starke Verlangen nach Opioiden zu unterdrücken. Letztere halten viele Mediziner, darunter auch Forscher des nationalen Gesundheitsinstituts NIH, für den Goldstandard in der Suchtbehandlung. Die Folgen eines Armbruchs Trotzdem favorisiert Kennedy den verhaltenstherapeutischen Ansatz. Finanziert werden soll der für Betroffenekostenlose Besuch der Farmen durch eine neue Steuer auf Cannabis-Verkäufe, die Einnahmen von bis zu 8,5 Milliarden Dollar pro Jahr einbringen soll. Auf diese Weise könnten sich Betroffene in diesen Einrichtungen „so viel Zeit nehmen können, wie sie brauchen, um clean zu werden“, erklärte Kennedy, nach dessen Vorstellung die Menschen auf den Wellness-Farmen auch an berufsausbildenden Maßnahmen teilnehmen, mindestens aber lernen könnten, ihre eigenen Bio-Lebensmittel anzubauen. So hat Kennedy es selbst erlebt, als er 2024 als Kandidat für die US-Präsidentschaft für den Dokumentarfilm „Recovering America“ quer durch das Land reiste, um Drogenbehandlungsprogramme kennenzulernen. Dabei besuchte er eine Farm in Texas, die ein Mann gegründet hat, nachdem sein ehemals heroinabhängiger Sohn in einer vergleichbaren Einrichtung einen bis heute erfolgreichen Entzug durchmachte. Ursache für den Beginn der Sucht war damals eine Opioidverschreibung nach einem Armbruch. mg zm115 Nr. 04, 16.02.2025, (267) ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. DIE SACKLERS MÜSSEN MILLIARDEN ZAHLEN Die Familie Sackler, die mit ihrer Firma Purdue Pharma das umstrittene Schmerzmittel Oxycontin vermarktet hat, muss mit dem Konzern Milliarden US-Dollar zur Beilegung von Klagen zahlen. Auf die Sackler-Familie entfallen 6,5 Milliarden, auf das Pharmaunternehmen 900 Millionen US-Dollar, teilte die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James mit. Geklagt hatten 15 Bundesstaaten, Kommunen und Tausende betroffene Einzelpersonen. Die Familie Sackler habe versucht, auf Kosten der Patienten Gewinne zu erzielen und eine zentrale Rolle bei der Ausbreitung der OpioidKrise gespielt, sagte James. Die Vereinbarung ist die größte ihrer Art, muss aber noch gerichtlich genehmigt werden. Eine mehr als eine Milliarde niedrigere Ausgleichszahlung hatte der Oberste Gerichtshof der USA 2024 abgelehnt, weil sie reiche Mitglieder der Sacklers vor weiteren Klagen schütze.

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