Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 5

36 | TITEL INTERVIEW MIT DER ZAHNÄRZTIN KATJA GRIETHE ZU FLUORID-FRAGEN BESORGTER ELTERN „Das Thema ist ein Dauerbrenner!“ Die Fluorid-Diskussion ist nicht neu, sondern ein fester Bestandteil der täglichen Praxis. Kinderzahnärztin Katja Griethe verrät, was sie kritischen Eltern mit Fragen rund um Fluorid antwortet – und wie sie mit Fluorid-Gegnern umgeht. Frau Griethe, wie häufig erleben Sie im Praxisalltag, dass Eltern skeptisch oder ablehnend gegenüber Fluorid sind? Katja Griethe: Das kommt regelmäßig vor. Insbesondere bei Neupatienten wird im Rahmen der Fluoridanamnese deutlich, dass nicht wenige Eltern eine ablehnende Haltung gegenüber Fluorid einnehmen. Bei langjährigen Patienten wurde das Thema bereits bei der Neuaufnahme ausgiebig besprochen und steht somit nicht mehr im Vordergrund. Haben Sie das Gefühl, dass die Skepsis gegenüber Fluorid in den letzten Jahren zugenommen hat? Das Thema ist in meinem beruflichen Alltag ein Dauerbrenner – schon seitdem ich in der Kinderzahnheilkunde tätig bin, begegnet mir immer mal wieder eine gewisse Fluorid-Skepsis. In den letzten 15 Jahren hat das Thema nicht signifikant zugenommen, sondern bleibt ein wiederkehrender Gesprächspunkt. Welche Bedenken äußern Eltern am häufigsten in Bezug auf Fluorid? Man muss da zwei Gruppen unterscheiden: Zum einen gibt es überzeugte Fluorid-Gegner, die sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben und an Theorien aus dem Internet glauben – etwa, dass Fluorid hochgiftig sei oder negative Auswirkungen auf den IQ und andere Körperfunktionen habe. Diese Ansichten werden oft mit großer Hartnäckigkeit vertreten. Zum anderen sind die meisten Eltern jedoch weniger ideologisch motiviert. Sie möchten schlicht das Beste für ihr Kind und greifen deshalb zu teuren, vermeintlich besseren Alternativen – etwa fluoridfreie „Bio“-Zahnpasten. Dabei herrscht oft nur eine diffuse Skepsis gegenüber Fluorid – eine Art vages Unbehagen, das selten genauer hinterfragt wird. Besonders bei kleinen Kindern besteht bei manchen Eltern die Sorge, dass sie fluoridhaltige Zahnpasta verschlucken könnten, was häufiger als Argument gegen deren Verwendung angeführt wird. Wie gehen Sie mit Eltern um, die Fluorid für ihr Kind strikt ablehnen? Das ist gar nicht so einfach. Schließlich hat man selbst im Studium eine fundierte Lehrmeinung vermittelt bekommen und setzt sich kontinuierlich mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinander. Wenn man dann auf Eltern trifft, die für sachliche Argumente nicht zugänglich sind und stattdessen ausschließlich an alternative Theorien glauben, kann das durchaus herausfordernd sein. Katja Griethe ist Zahnärztin mit dem Schwerpunkt Kinderzahnheilkunde in der Praxis „Kinderdentist“ in Berlin. zm115 Nr. 05, 01.03.2025, (326) Fotos: David Reimann, АльбинаСаженюк – stock.adobe.com

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