38 | PRAXIS zm115 Nr. 05, 01.03.2025, (328) FEHLERMANAGEMENT IN DER PRAXIS – TEIL 2 Anschuldigungen sind der falsche Weg Anke Handrock, Maike Baumann, Annika Łonak Fehler kosten Zeit, Nerven und Geld. Deshalb versuchen wir, Fehler so weit wie möglich von uns zu weisen – oft indem wir einen Schuldigen suchen, den wir dann anprangern. Warum Sie genau das nicht tun sollten, erfahren Sie hier. Wer kennt nicht den Spruch: „Wer nämlich mit h schreibt, ist dämlich.“ Vielleicht sind Sie ja mal von Ihren Eltern gefragt worden: „Warum hast Du denn schon wieder näHmlich geschrieben?“ Was soll man da antworten? – „Weil ich dämlich bin?“. Fehler sind aufgrund genau solcher Erfahrungen oft mit Scham oder sogar Angst belastet. Kinder, die Fehler machen, werden zur Rede und teilweise auch bloßgestellt. Es ist ihnen peinlich, sie fühlen sich schuldig und ärgern sich. Das führt dazu, dass tatsächlich viele Menschen zeitlebens Angst vor Fehlern haben und dazu neigen, sie zu verschweigen oder zu vertuschen. Falls sie „erwischt“ werden, winden sie sich mit Ausreden und Erklärungsversuchen heraus. Dabei macht es die Situation neurobiologisch nur noch schlimmer, wenn ich nach dem „Warum“ meines Fehlers gefragt werde. Denn dann denke ich den Fehler nochmal durch. Dabei vollziehe ich meine fehlerhafte Handlung innerlich ein weiteres Mal und begründe, weshalb ich ihn gemacht habe. Das führt im Gehirn dazu, dass die Wahrscheinlichkeit diesen Fehler zu wiederholen steigt. Fehler, Versehen oder Missgeschick? Wie kann man diese Schleife in der Praxis durchbrechen? Sie können je nach Kontext den Fehler alternativ als Missgeschick, Ungenauigkeit, Versehen, Unregelmäßigkeit oder auch als Abweichung bezeichnen. Die Tabelle rechts zeigt, welcher Begriff inwelcher Situation sinnvoll sein kann. Zudem kann es das offene Fehlermanagement erleichtern, nur die eigenen Fehler als Fehler zu bezeichnen, die der Mitarbeitenden aber als Abweichungen, Ungenauigkeiten und Chance zur Optimierung zu benennen. Wenn Sie als Chefin oder Chef ihre eigenen Fehler als solche ausgeben, wird in der Praxis klar, dass Fehler normal sind und es einen konstruktiven Weg gibt, darüber zu reden. Wie kann man nun konkret in der Praxis ansetzen, wenn mal wieder etwas schiefgelaufen ist? Eine neue Mitarbeiterin hat beispielsweise die Wurzelkanalinstrumente falsch in die Endo-Box einsortiert. Das Thema wird neutral und ohne Vorwurf angesprochen: „Sandra, mir ist aufgefallen, dass die Wurzelkanalinstrumente in der Endo-Box anders einsortiert waren, als es bei uns üblich ist. Lass uns das bitte kurz anschauen." Der Sachverhalt wird geklärt: „Es kann sein, dass ihr das in der Mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen durchbrechen Sie nicht die Fehlerschleife. Foto: JackF - adobe.stock.com
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