Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 5

42 | ZAHNMEDIZIN AUS DER WISSENSCHAFT Sind Pathologien am Zahnhals häufiger als gedacht? Søren Jepsen Gingivale Rezessionen führen zu freiliegenden Wurzeloberflächen und können mit der Entstehung von nicht-kariösen Zahnhartsubstanzdefekten einhergehen, was bei den Betroffenen wiederum zu Hypersensitivitäten des Dentins führen kann. Eine aktuelle, groß angelegte Studie hat die Häufigkeit dieser Zustände in sieben europäischen Ländern untersucht. In der Zahnhalsregion können unterschiedliche Pathologien und Zustände auftreten, die Probleme bereiten. ZielderaktuellenMulticenterstudiewar die Bestimmung der Prävalenz und der damit verbundenen Risikoindikatoren für Dentinüberempfindlichkeit (DH), erosiven Zahnhartsubstanzverlust (ETW) und Gingivarezession (GR) mittels klinischen und Fragebogendaten. Material und Methode Unter der Leitung von Prof. Nicola West von der Universität Bristol wurde eine epidemiologische Querschnittsstudie an sieben Zentren in sieben europäischen Ländern (Deutschland, England, Italien, Irland, Portugal, Schweiz und Spanien) bei systemisch gesunden Erwachsenen (≥ 18 Jahre) durchgeführt. Die Teilnehmer füllten einen Fragebogen zu Mundhygiene, Ernährung, Lebensstilfaktoren sowie zu eventuellen Schmerzen und deren Auswirkungen auf die Lebensqualität aus. Außerdem fand eine umfangreiche klinische Untersuchung durch kalibrierte Untersucher zur Bestimmung von Dentinhypersensitivität (DH) per Schiff Score sowie Fragebogen (ja/nein), erosivem Verlust von Zahnhartsubstanz (Erosive Tooth Wear = ETW) mittels Basic Erosive Toothwear Examination (BEWE), gingivaler Rezession (GR in mm) und des gingivalen Phänotyps statt. Zähne mit Karies oder Restaurationen im Zahnhalsbereich und endodontisch behandelte Zähne waren von der Untersuchung ausgeschlossen. In dieser ersten Publikation wurden nun zunächst die auf Probandenebene ausgewerteten Daten veröffentlicht. Die errechneten Odds Ratios waren für die hauptsächlichen Confounder (Störfaktoren) Land und Alter (in sechs Altersgruppen) adjustiert worden. Ergebnisse Insgesamt 3.551 Probanden (Durchschnittsalter 44 ± 17,4 Jahre, 43,6 Prozent Männer) beendeten die Studie. Dentinhypersensitivität (Schiff Score ≥1 an mindestens einem Zahn) wurde bei 75,9 Prozent von ihnen beobachtet, erosiver Substanzverlust (BEWE≥1)bei 97,6 Prozent und gingivale Rezessionen (≥ 1 mm) bei 87,9 Prozent. Immerhin 72,1 Prozent hatten moderate oder schwere ETW (BEWE 2/3). ETW war bei Männern signifikant höher als bei Frauen. Ausgeprägte DH (Schiff Score2 oder 3) fand sich bei 29,0 Prozent der Teilnehmer. Im Fragebogen hatten 40,6 Prozent eine DH angegeben. Generell war DH bei Männern signifikant niedriger als bei Frauen. Zumindest ein Zahn mit GR ≥ 3mm lag bei 53,5 Prozent der Probanden vor. Insgesamt gab es keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern bezüglich der Prävalenz von Rezessionen. Erosive Die Prävalenz von Dentinüberempfindlichkeit, erosivem Substanzverlust und Gingivarezessionen wurde jetzt in einer großen europäischen Multicenterstudie untersucht. Foto: Pixel-Shot-stock.adobe.com zm115 Nr. 05, 01.03.2025, (332)

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