Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 5

GESELLSCHAFT | 49 formieren wir die Bewohner und ihre Betreuer über das behinderungsspezifische Mundpflegeverhalten und die Bedeutung einer zahngesunden Ernährung. Speziell geschulte Teams besuchen halbjährlich Wohngruppen in Berliner Behinderteneinrichtungen und deren Betreuer. Spielerisch durchs Programm Nach einer kurzen Vorstellungs- und Kennenlernrunde beginnen wir das Programm mit der Aufklärung über gesunde Ernährung und versteckte Zuckerquellen – möglichst interaktiv und spielerisch mithilfe von vielen Bildern und kleinen Rollenspielen. Die Bewohner lernen dabei gesunde von ungesunder Ernährung zu unterscheiden. Dabei verdeutlichen wir ihnen auch, wie viel Zucker sich in ihre Lieblingsspeisen versteckt. Diese Art von Aufklärungsspiel wird sehr gut angenommen und sorgt für eine entspannte und häufig auch lustige Atmosphäre. Wir beantworten Fragen der Bewohner, wo nötig, in Leichter Sprache. Dann werden Zahnbürsten, Zahnpasta und andere Zahnpflegeprodukte vorgestellt. Es folgt eine kurze Aufklärung zu Zahnkaries und zu Krankheiten des Zahnhalteapparats. Dabei wird die Instruktion mit Putzübungen am Modell oder an Kroko, dem Berliner Maskottchen zum Zähneputzen, vorgeführt. Das können die Bewohner, soweit sie daran Interesse haben, gern selbst ausprobieren. Bei Menschen mit Mehrfachbehinderungen ist die Anwesenheit der Betreuer beim Zähneputzen erforderlich. Zum Schluss werden alle Vorschläge und Hinweise auf einem Dokumentationsblatt festgehalten, das den Betreuern und uns beim nächsten Besuch für Feedback und zur Erfolgskontrolle dient. Gegebenenfalls enthält es auch die Empfehlung zur Weiterbehandlung. Weniger ängstlich in die Praxis Der Einsatz zahlt sich aus. Viele Betreuer melden uns, dass die Bewohner motivierter zum Zahnarzt gehen – und regelmäßiger. Und auch, dass ihre Motivation zur Mundpflege steigt. Auch über unsere Dokumentationsblätter können wir diese Erfolge feststellen. Die Verbesserungen bei der täglichen Zahnpflege zeigen also, dass die Bewohner weniger Angst vor dem Zahnarztbesuch haben. Und dass die empfohlenen Behandlungen auch umgesetzt wurden. Im besten Fall haben sie auch ein höheres Bewusstsein bei der Auswahl von Lebensmittel und Getränken entwickelt. „ zm115 Nr. 05, 01.03.2025, (339) Der Bedarf ist groß: Allein in der Hauptstadt lebt jeder Zehnte mit einer Behinderung. Fotos: Zahnärztekammer Berlin_Grundmann EIN AUSGEZEICHNETES PROJEKT Das Projekt erreichte 2017 den dritten Platz des Präventionspreises „Gruppenprophylaxe Interdisziplinär“ der „initiative für eine mundgesunde Zukunft in Deutschland“ von Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und CP Gaba. Es wurde auch auf dem Kongress der International Association for Disability (iADH) und der Korean Association for Disability &Oral Health (KADH) im September 2024 in Seoul in einem der sechs Hauptvorträge vorgestellt. „Der Umgang mit dieser ausgesprochenen gutherzigen und einnehmenden Patientengruppe ist sehr erfüllend und bereichernd." Dr. Jens Füting, Direktor der Berliner Hilfswerk Zahnmedizin

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