POLITIK | 51 Bekannte (52 Prozent). Die Vorfälle passieren demnach hauptsächlich in Notaufnahmen (38 Prozent) oder auf den Stationen (37 Prozent). Schutzmaßnahmen vor Gewalt am Arbeitsplatz wie (mehr) Sicherheitspersonal oder spezifische Schulungen wie beispielsweise Deeskalations-Trainings müssten an vielen Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen erst noch etabliert werden, heißt es. 41 Prozent der Befragten geben an, dass es solche Hilfen an ihrer Einrichtung gibt, genauso viele verneinen dies, 18 Prozent wissen es nicht. Auch die Sofort-Unterstützung und die Nachsorge von Opfern von Gewalt im beruflichen Kontext seien nicht weit verbreitet. Nur 17 Prozent bejahten die Frage, ob an ihrer Arbeitsstätte betroffenen Beschäftigten durch geschultes und von der Einrichtung vermitteltes Personal geholfen werde. Die Patienten haben oft überzogene Ansprüche Befragt nach den Ursachen für die Gewalt wurden am häufigsten Probleme genannt, die im körperlichen und geistigen Zustand der Patientinnen und Patienten begründet sind, etwa Drogen- und Alkoholmissbrauch oder psychiatrische Erkrankungen. Aber auch überzogene Erwartungs- und Anspruchshaltungen der Patienten, eine „allgemeine Verrohung und Enthemmung in der Gesellschaft“ und strukturelle Probleme wie lange Wartezeiten, personelle Engpässe, Ressourcenverknappung und Kommunikationsprobleme. pr Die vom Institut für Qualitätsmessung und Evaluation (IQME) durchgeführte Online-Umfrage des Marburger Bundes ist nach eigenen Angaben die größte Ärzte-Befragung in Deutschland. Rund 90 Prozent der Befragten arbeiten angestellt in Akutkrankenhäusern und Reha-Kliniken, acht Prozent in ambulanten Einrichtungen. zm115 Nr. 05, 01.03.2025, (341) WEITERE ERGEBNISSE DER UMFRAGE 28 PROZENT DER BEFRAGTEN WOLLEN DEN JOB SCHMEISSEN Die Rahmenbedingungen ärztlicher Arbeit in Krankenhäusern werden immer schwieriger, wie aus der neuen Mitgliederbefragung des Marburger Bundes hervorgeht. Der Alltag der angestellten Ärztinnen und Ärzte wird von Überlastung, Personalmangel und hoher Bürokratielast geprägt. Knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) fühlt sich häufig überlastet, elf Prozent geben an, ständig über ihre Grenzen zu gehen. Bei 38 Prozent hält sich der Stress in Grenzen und nur zwei Prozent empfinden bei ihrer Arbeit keinen Stress. Ein größer werdender Teil denkt über einen Berufswechsel nach. Auf die Frage „Erwägen Sie, Ihre ärztliche Tätigkeit in der Patientenversorgung ganz aufzugeben?“ antworteten 28 Prozent mit „ja“, 56 Prozent mit „nein“ und 16 Prozent mit „weiß nicht“. Im Jahr 2022 lag dieser Anteil bei 25 Prozent. Gegenüber der vorigen Mitgliederbefragung im Jahr 2022 ist der Teilzeitanteil von 31 Prozent auf 36 Prozent gestiegen. Bei der Mitgliederbefragung im Jahr 2013 waren es 15 Prozent. Knapp zwei Drittel der befragten Ärzte haben ihre regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit um bis zu zehn Stunden reduziert. Die reduzierte Wochenarbeitszeit entspricht dabei wegen der Überstunden und Bereitschaftsdienste aber nicht der tatsächlichen Belastung. Durch Teilzeit stellten ärztliche Beschäftigte also oft nur sicher, dass sie wenigstens einen Tag in der Woche gesichert frei haben, stellt der MB heraus. Ein wesentlicher Grund für die hohe Belastungssituation liegt demnach in der unzureichenden Personalausstattung. 59 Prozent der Befragten beurteilten die ärztliche Personalbesetzung in ihrer Einrichtung als „eher schlecht“ (43 Prozent) oder „schlecht“ (16 Prozent), 37 Prozent als „eher gut“ und nur fünf Prozent als „sehr gut“. Die Personalsituation werde mancherorts durch den Stellenabbau im ärztlichen Dienst verschärft, heißt es weiter. Ein großes Ärgernis für viele Mitglieder bleibe die schlechte IT-Ausstattung an ihrem Arbeitsplatz. Die Digitalisierung scheine nur langsam voranzukommen, bilanziert der MB. Verbale Gewalterfahrung in Kliniken 12% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 33% 44% 11% häufig manchmal selten nie Wie oft kommt es vor, dass Sie verbale Gewalt gegen sich oder andere Mitarbeitende in Ihrem beruflichen Kontext erleben (bspw. in Form von Beschimpfungen, Beleidigungen und Drohungen)? Quelle: MB-Monitor 2024
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