52 | MEDIZIN IKONODIAGNOSTIK DEUTET GEMÄLDE NEU Zeigt dieses Fresko von Michelangelo eine Frau mit Brustkrebs? Ein internationales Forscherteam hat herausgefunden, dass die rechte Brust einer Frau in Michelangelos „Die Sintflut“ Merkmale aufweist, die mit Brustkrebs vereinbar sind. Unter der Leitung des forensischen Pathologen Andreas G. Nerlich von der Ludwig-Maximilians-Universität in München hat das Team aus Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich und dem Vereinigten Königreich entdeckt, dass Michelangelo in seinem Fresko „Die Sintflut“ von 1508 bis 1512 in der Sixtinischen Kapelle eine junge Frau mit Brustkrebs abgebildet hat. Brustbilder sind in Kunstwerken oft Symbole für Mutterschaft oder Weiblichkeit. Gelegentlich sind auch pathologische Zustände abgebildet, was zu Fragen über Absicht und Bedeutung dieser Darstellungen führt: Ist ein in einem Gemälde festgehaltenes pathologisches Merkmal ein Ereignis, das einfach eine körperliche Versehrtheit dokumentiert, oder steht die Krankheit für etwas anderes? Vor diesem Hintergrund haben sich die Ikonodiagnostiker aus den Fächern Kunstgeschichte, Kunstexpertise, Medizin, Genetik und Pathologie Michelangelos Fresko genauer angeschaut. Wofür steht die abnormale Brustmorphologie? Die Sintflut ist die erste Bildszene, die Michelangelo Buonarroti 1508 an die Decke der Sixtinischen Kapelle im Vatikan gemalt hat. Auf der rechten Seite des Freskos ist eine Frau zu sehen. Sie ist fast nackt und trägt nur ein blaues Kopftuch, das ihren verheirateten Status anzeigt, und einen blauen Umhang. Hinter ihr befindet sich ein kleines Kind, das zu weinen scheint. Im zweiten Gewölbefeld der Sixtinischen Kapelle in Rom stellten Michelangelo und seine Mitarbeiter die Sintflut dar. Foto: Andreas Nerlich zm115 Nr. 05, 01.03.2025, (342)
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