56 | ZAHNMEDIZIN nifestationen. Dem Patienten wurde die Indikation zur operativen Entfernung der Raumforderung im Sinne einer erweiterten Exzisionsbiopsie erläutert. Es wurde mit ihm besprochen, dass bei intraoperativem Nachweis eines malignen Befunds eine onkologische Resektion mit Sicherheitsabstand sowie eine elektive Neck Dissection der Level II–IV erfolgen würde. Ebenso wurden verschiedene Rekonstruktionsmöglichkeiten für den Fall eines größeren Defekts erörtert. Nach submandibulärer Freilegung der inhomogenen Raumforderung wurden multiple Proben entnommen. Im Verlauf der Exzision entleerte sich eine hornartige Substanz (Abbildung 2). Die intraoperative Schnellschnittuntersuchung ergab in sämtlichen Proben die Manifestation eines mäßig differenzierten, verhornten Plattenepithelkarzinoms mit ausgeprägter chronisch-resorptivzelliger Entzündung und Fremdkörperreaktion. Daher erfolgte die Resektion der Raumforderung mit adäquatem Sicherheitsabstand unter Mitnahme der adhärent wachsenden Hautanteile in toto (Abbildung 3). Zusätzlich wurde eine selektive Neck Dissection der Level II–IV durchgeführt. Der entstandene Defekt wurde unter Berücksichtigung der funktionellen und ästhetischen Aspekte mittels eines freien, mikrovaskulär anastomosierten anterolateralen Oberschenkellappens (ALT-Lappen) rekonstruiert (Abbildung 4). Die endgültige histopathologische Analyse bestätigte die Diagnose eines mäßig differenzierten, zystisch umgewandelten Plattenepithelkarzinoms mit einer Tumorgröße von 5,8 cm. Es zeigte eine Infiltration des umgebenden Weichgewebes und der Epidermis, aber keine perineurale Invasion, während perifokal erhaltenes Speicheldrüsen-Parenchym nachweisbar war. Eine vollständige Resektion mit freien Resektionsrändern (R0-Resektion) wurde pathologisch bestätigt. Alle 23 entnommenen Lymphknoten waren tumorfrei. Aufgrund der fehlenden perineuralen Invasion, der R0-Resektion, des fehlenden Lymphknotenbefalls sowie des fehlenden Nachweises von Fernmetastasen wurde im interdisziplinären Tumorboard entschieden, auf eine adjuvante Therapie zu verzichten. Der Patient wurde postoperativ engmaschig nachbetreut. In den ersten Wochen postoperativ zeigte sich eine komplikationslose Wundheilung, wobei der Allgemeinzustand des Patienten einen prolongierten Verbleib auf der Überwachungsstation erforderte. Die Funktion der rekonstruierten Region war erhalten, und es bestanden keine Einschränkungen der Sensibilität oder der Motorik. Der Patient wurde in das interdisziplinäre Nachsorgeprogramm aufgenommen. Diskussion Plattenepithelkarzinome der großen Speicheldrüsen, insbesondere der Glandula submandibularis, sind selten, aber oft aggressiv. Sie machen weniger als zwei Prozent aller malignen Tumoren der Speicheldrüsen aus und weisen eine hohe Rezidivneigung auf [Al Burshaid et al., 2023]. zm115 Nr. 05, 01.03.2025, (346) Abb. 3: Resektat der submandibulären Raumforderung nach onkologischer En-bloc-Resektion: Der Tumor weist eine unregelmäßige, teils ulzerierte Oberfläche mit nekrotischen und verhornten Anteilen auf. Die Makroskopie zeigt eine polylobuläre, teils zystische Struktur mit deutlicher Induration. Die gemessene Größe beträgt circa 7 cm, passend zur präoperativen Bildgebung. Histopathologisch bestätigte sich ein mäßig differenziertes, verhorntes Plattenepithelkarzinom mit R0-Resektion. Fotos: Peer W. Kämmerer Abb. 2: Intraoperative Darstellung der submandibulären Raumforderung nach Präparation: Der Tumor zeigt eine heterogene, teils nekrotische Oberfläche mit fest anhaftender, entzündlich veränderter Umgebung. Während der Resektion entleerte sich eine hornartige Substanz, was auf eine zystische Komponente des Tumors hinweist. Die präparierte Struktur zeigt keine makroskopische Infiltration des Unterkiefers, jedoch eine enge Adhärenz an die submandibuläre Haut.
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