zm115 Nr. 06, 16.03.2025, (400) 14 | ZAHNMEDIZIN AUS DER WISSENSCHAFT Die Entwicklung des oralen Mikrobioms in den ersten 60 Lebensmonaten Elmar Hellwig Die bakterielle Zusammensetzung des oralen Mikrobioms von erwachsenen Menschen hat sich überwiegend als sehr stabil gegenüber äußeren Einflüssen erwiesen. Nachhaltige Veränderungen treten erst ein, wenn sich endogene Faktoren wie beispielsweise Erkrankungen, Stoffwechsel oder Umweltbedingungen wie die Art der Mundhygiene oder die Ernährung ändern. Vergleichsweise wenig untersucht ist bislang das frühkindliche orale Mikrobiom, dessen Zusammensetzung sich in der ersten Lebensphase dynamisch entwickelt. Eine japanische Arbeitsgruppe hat jetzt die Entwicklung in den ersten 60 Monaten mit einer Längsschnittstudie untersucht. Zahlreiche Studien beschäftigten sich mit der Bedeutung oraler Mikroorganismen für das Auftreten und Fortschreiten von oralen Erkrankungen – wie zum Beispiel Karies und Parodontitis – sowie deren Auswirkungen auf die systemische Gesundheit. Es wird angenommen, dass die frühe mikrobielle Keimbesiedelung entscheidend zur Etablierung und Reifung des oralen Mikrobioms beiträgt. Während und nach der Geburt ist die Mundhöhle der Neugeborenen verschiedenen Mikroorganismen ausgesetzt, wobei mit dem Wachstum der Neugeborenen die orale Flora primär durch Ernährungsumstellung und während des Zahndurchbruchs beeinflusst wird. Allerdings gibt es bisher kaum Studien zur Zusammensetzung des Mikrobioms im Alter zwischen sechs und 36 Monaten. Genau in diesem Zeitraum wird die Ernährung auf feste Kost umgestellt und die Milchzähne brechen durch. Das menschliche orale Mikrobiom umfasst zahlreiche Bakterienarten, wobei die dominierenden Arten normalerweise bei den meisten Menschen zu finden sind. Das Verständnis des Besiedelungszeitraums dieser wichtigsten Bakterienarten ist entscheidend, denn es gibt Hinweise darauf, dass Unterschiede im Anteil dieser Hauptbakterien mit dem Fehlen von Karies und Gingivitis einhergehen. Die vorliegende Studie zielte darauf ab, den zeitlichen Ablauf der oralen mikrobiellen Besiedelung bei Kindern zu bestimmen und zu zeigen, ab welchem Zeitpunkt die Zusammensetzung des oralen Mikrobioms dem von Erwachsenen ähnelt. Methodik In die Studie wurden 54 Kinder eingeschlossen (27 Jungen, 27 Mädchen), die zwischen Juni 2015 und Januar 2017 geboren waren. Von den Kindern wurden Speichelproben zu 13 verschiedenen Zeitpunkten gesammelt: 1 Woche, 1 Monat, 3, 6, 9, 12, 18, 24, 30, 36, 42, 48, und 60 Monate nach der Geburt. Zudem mussten Kinder im Alter von 60 Monaten mit sterilem Wasser (3 ml für zehn Sekunden) kräftig spülen. Das Wasser wurde anschließend analysiert. Zusätzlich mussten die Eltern mit Wasser spülen, als ihre Kinder 18 beziehungsweise 36 Monate alt waren, auch diese Proben wurden auf Bakterien untersucht. Die Eltern füllten zudem einen umfassenden Fragebogen über Ernährung und Mundgesundheit aus. Der Fragebogen beinhaltete auch das Datum der Einführung von Babynahrung beziehungsweise der Verwendung von ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Foto: Konstantin Aksenov - stock.adobe.com
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