zm115 Nr. 06, 16.03.2025, (406) 20 | ZAHNMEDIZIN STUDIE AUS ISRAEL Wie Porphyromonas gingivalis das Immunsystem überlistet Forschende haben einen neuen Mechanismus entdeckt, wie Porphyromonas gingivalis (P. gingivalis) das Protein CD47 nutzt, um die Immunreaktion zu unterdrücken und so im entzündetem Gewebe zu überleben. Ein Team Forschender der Hebräischen Universität Jerusalem hat diesen Mechanismus entschlüsselt und gezeigt, dass P. gingivalis gezielt das Immunsystem manipuliert. Als Hauptverursacher der Parodontitis kann das Bakterium langfristig das Risiko für systemische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Alzheimer und Krebs erhöhen. Die Forschenden stellten fest, dass P. gingivalis das Integrin-assoziierte Protein CD47 nutzt, um die Immunabwehr gezielt zu stören. CD47, das in Krebszellen als „Friss mich nicht“- Signal bekannt ist, schützt das Bakterium vor der Zerstörung durch Immunzellen. Zusätzlich regt P. gingivalis die Produktion von Thrombospondin-1 (TSP-1) an, einem Liganden, der die Immunaktivität weiter hemmt – insbesondere die durch Neutrophile vermittelte Bakterienbeseitigung. „Dieser Mechanismus hilft zu erklären, warum dieses Bakterium in entzündlichen Umgebungen gedeiht, was zu chronischer Parodontitis führt und möglicherweise zu anderen systemischen Krankheiten beiträgt", sagt Studienleiter Prof. Gabriel Nussbaum. Anhand von In-vitro- und In-vivo-Modellen konnte sein Team nachweisen, dass die Blockierung von CD47 oder TSP-1 die Immunabwehr gegen das Bakterium deutlich verbessert. Mäuse ohne CD47 konnten P. gingivalis besser eliminieren – ein Hinweis darauf, dass die gezielte Beeinflussung dieses Signalwegs eine vielversprechende therapeutische Strategie zur Behandlung von Parodontalerkrankungen sein könnte. Das „Friss mich nicht“-Signal schützt das Bakterium „Die derzeitigen Parodontalbehandlungen konzentrieren sich auf die mechanische Reduzierung der bakteriellen Belastung, aber wenn man versteht, wie diese Bakterien der Immunantwort entgehen, eröffnen sich neue therapeutische Möglichkeiten“, fügte Nussbaum hinzu. „Die gezielte Beeinflussung der CD47-TLR2-Signalübertragung oder von TSP-1 könnte ein neuer Ansatz zur Behandlung chronischer Infektionen im Zusammenhang mit der oralen und systemischen Gesundheit sein.“ Angesichts des engen Zusammenhangs zwischen Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie neurodegenerativen Störungen habe diese Entdeckung weitreichende Folgen über die Zahnmedizin hinaus. Künftige Arbieten sollen nun untersuchen, wie diese Erkenntnisse in klinische Therapien umgesetzt werden können, um die Immunantwort auf chronische bakterielle Infektionen gezielt zu verbessern. nl Angabo S, Pandi K, David K et al. CD47 and thrombospondin-1 contribute to immune evasion by Porphyromonas gingivalis. Proc Natl Acad Sci U S A. 2024 Nov 19;121(47):e2405534121. doi: 10.1073/ pnas.2405534121. Epub 2024 Nov 13. PMID: 39536084; PMCID: PMC11588058. Porphyromonas gingivalis ist ein gramnegatives, anaerobes Bakterium, das eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Parodontitis spielt. Foto: Dirk - stock.adobe.com
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