Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 6

zm115 Nr. 06, 16.03.2025, (410) 24 | POLITIK an Dividenden und Vorzugsaktien an seine Investoren ausschüttete (424 Millionen Dollar davon gingen an die Aktionäre von LGP), nahm das Unternehmen Hunderte von Millionen an Krediten auf, die es schließlich nicht mehr bedienen konnte. Die Investoren steckten sich Millionen in die Tasche „Private-Equity-Investoren haben sich Millionen in die Tasche gesteckt, während sie die Krankenhäuser in den Ruin trieben und dann verkauften, so dass die Städte und Gemeinden die Scherben aufkehren mussten“, sagt der demokratische Senator Sheldon Whitehouse aus dem Bundesstaat Rhode Island. Das Wachstum von PE-Investitionen habe in den vergangenen Jahren dramatische Ausmaße angenommen, heißt es in dem Bericht weiter. Hatten PE und andere private Fonds im Jahr 2004 weltweit noch ein verwaltetes Vermögen von weniger als 1 Billion US-Dollar, seien es zuletzt mehr als 13 Billionen US-Dollar gewesen. Das Interesse von PE an der Gesundheitsbranche habe ebenfalls erheblich zugenommen. Allein 2021 erreichten die Private-Equity-Investitionen im Gesundheitswesen mit insgesamt 515 Deals im Wert von 151 Milliarden US-Dollar einen Rekordwert, schreibt der Senat. Gleichzeitig zeigten jüngste, von Fachleuten überprüfte Studien, dass eine PE-Eigentümerschaft von Akutkrankenhäusern zumindest während der ersten drei Jahre negative Folgen hat. Dazu gehören eine geringere Versorgungsqualität, weniger Personalausstattung und höhere Preise (siehe Kasten). Laut Bericht übte LGP auf die finanziellen Entscheidungen seiner Krankenhausgesellschaft PMH in mehrfacher Hinsicht erheblichen Einfluss aus, löste ohne Zustimmung des Verwaltungsrats seine Vorzugsaktien im Wert von 88 Millionen US-Dollar ein, und zwang die PMH zur Finanzierung dieser Maßnahme zur Aufnahme eines Kredits in Höhe von 325 Millionen US-Dollar. Gleichzeitig wurden Aktienoptionen als Bonuszahlungen ausgelobt, die von bestimmten Ertragszielen abhängig waren – während es ähnliche Anreize zur Verbesserung der Patientensicherheit und -versorgung nichtgab. Außerdem sieht der Senat Belege für zahlreiche Verstöße gegen Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften sowie eine absichtliche Unterbesetzung. Letztlich gefährde diese Trägerschaft deshalb die Versorgungssicherheit – wenn Krankenhäuser gekauft, dann gezielt heruntergewirtschaftet und schließlich geschlossen würden. Städte und Gemeinden kehrten die Scherben auf Fünf Tage vor seinem Ausscheiden aus dem Amt veröffentlichte der vormalige demokratische US-Gesundheitsminister Xavier Becerra in Absprache mit dem Justizministerium und der Bundeshandelskommission einen Bericht, der mehr als 2.000 nach einem Aufruf eingegangene Kommentare von Patienten, Ärzten, Versicherern, Branchenverbänden, Gewerkschaften und Forschenden auswertete. Die Ergebnisse „zeigen eindeutig, dass die amerikanische Öffentlichkeit mit den anhaltenden Trends im Gesundheitssektor unzufrieden ist“, heißt es dort. Theoretisch könnten private Investitionen in die Gesundheitsversorgung zu Produktionssteigerungen, Preissenkungen und Qualitätsverbesserungen führen, aber: „Die eingegangene Kommentare, die mit der wachsenden Zahl von Forschungsergebnissen übereinstimmen, deuten darauf hin, dass das Gegenteil der Fall ist.“ Die Konsolidierung von PE im Gesundheitswesens könne sich negativ auf die Sicherheit von Patienten und Gesundheitsfachkräften sowie die Kosten und Qualität der Versorgung auswirken, lautet das Fazit. „PE-Eigentum im Gesundheitswesen birgt offenbar neue und einzigartige Risiken.“ Es bedürfe darum einer fortlaufenden Untersuchung und mehr Forschung. Das Gesundheits- und das Justizministerium müssten diese Probleme gemeinsam mit der Bundeshandelskommission weiterhin überwachen. Dabei seien Partnerschaften mit den Bundesstaaten und dem Kongress zu begrüßen, um Schäden durch weitere Konsolidierung zu verhindern. Abzuwarten bleibt, ob Robert Kennedy Jr. Becerras Bemühungen fortführt. Als Präsidentschaftskandidat hatte der heutige US-Gesundheitsminister eine Reihe von Wahlkampf-Videos auf YouTube veröffentlicht, in denen er die negativen Folgen von Private Equity für kleine Unternehmen anprangert. mg FREMDINVESTOREN BLEIBEN AUCH IN DEUTSCHLAND EIN PROBLEM Dass der zunehmende Einfluss von Private-Equity-Unternehmen auch in Deutschland die Versorgungssicherheit gefährdet, zeigte bereits Mitte 2023 ein Report der gemeinnützigen Gesellschaft „Finanzwende Recherche“ (https://bit.ly/zm_PE_in_Deutschland). Die Autoren beschrieben die Geschäftspraxis der Private-EquityFirmen damals so: Für den Kauf von Arztpraxen nimmt der Praxis-Konzern hohe Kredite auf. Durch diese Kredite kann er einen hohen Preis für das Kaufobjekt bieten und so den Zuschlag erhalten. Die dabei entstehenden Schulden werden in der Regel auf das Krankenhaus oder auf die erworbene Praxis übertragen. Die Private-EquityFirma selbst zahlt nur einen kleinen Teil des Kaufpreises mit ihrem eigenen Kapital. Durch den hohen Einsatz von Fremdkapital steigt bei Erfolg die Eigenkapitalrendite und damit die rechnerische Profitabilität des Unternehmens. „Nach derÜbernahme durch Private-Equity-Firmen bleiben meist hoch verschuldete Unternehmen zurück“, schreiben die Autoren. „Insolvenzen sind dabei keine Seltenheit: Laut einer Studie von 2020 zum gesamtdeutschen Private-Equity-Markt liegt die Insolvenzquote von Unternehmen, die zwischen 2012 und 2015 in Private-EquityBeteiligung übernommen wurden, bei 17 Prozent.“

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