28 | ZAHNMEDIZIN nach temporal, submandibulär, parapharyngeal, cervical, submental, infratemporal bis zur Schädelbasis sowie in die Wangenloge und die Fossa canina erstreckte (Abbildungen 1 bis 3). Das Abszessgeschehen reichte lateral bis an den Orbitarand heran, jedoch ohne radiologisch beschriebenen Einbruch in die Periorbita. Ein dentogener Fokus war bei schlechter Mundhygiene und multiplen tief kariös zerstörten Zähnen nicht eindeutig zu detektieren. Im Rahmen der luftgebundenen intensivmedizinischen Verlegung in unsere Klinik zeigte sich bei Aufnahme intraoral ein Abszess mit einer Spontanperforation und massivem Pusaustritt regio 23. Die übrige Restbezahnung war nicht erhaltungswürdig. Die linksseitige Schwellungssymptomatik dehnte sich von supraclaviculär, temporal, paranasal nach periorbital aus. Die laborchemischen Entzündungsparameter präsentierten sich massiv derangiert, mit erhöhten Leukozyten von 61.410/µl sowie C-Reaktives-Protein von 173 mg/l. Procalcitonin war auf 184,8 ng/ml erhöht. Eine Linksverschiebung bestand nicht. Bei massiv erhöhten laborchemischen Entzündungsparametern,einempanfazialen linksseitigen Abszessgeschehen sowie einer beginnenden Aspirationspneumonie bei initial erschwerter Intubation und Pusaspiration sowie septischem Schock erfolgte neben einer umfangreichen unmittelbar notfallmäßig durchgeführten Abszessinzision von extra- sowie intraoral über insgesamt sechs Zugangswege, die hochdosierte intravenöse Antibiose mittels Piperacillin und Tazobac 4,5 Gramm dreimal täglich. Zur Sicherung der Atemwege wurde neben einer Schutzintubation ein temporäres Tracheostoma angelegt. Die mikrobiologische Diagnostik ergab den Nachweis von Streptococcus parasanguinis und Streptococcus constellatus im Wangenabstrich und in den Blutkulturen. Candida albicans konnte im Sputum nachgewiesen werden. Die daraufhin initiierte Antibiotic stewardship(ABS)-Visite empfahl bei drohender Orbita-Beteiligung und Aspirationspneumonie die Umstellung der Antibiotikatherapie auf Meropenem 1.000 Milligramm und Vancomycin 1.000 Milligramm jeweils dreimal täglich intravenös. Nach zehn Tagen wurde diese nach Empfehlung der ABS-Visite bei stetig fallenden Entzündungswerten auf Meropenem und Clindamycin 600 Milligramm dreimal täglich intravenös umgestellt. In der computertomografischen Verlaufsbildgebung imponierten mehrere kleine Infarkte am Hirnstamm sowie parietal und am Pedunculus cerebellaris links. Eine hierzu passende Klinik während des Weanings mit temporärer Okulomotoriusparese links und beinbetonter Hemiparese zeigte sich im weiteren stationären Verlauf unter Gabe von ASS 100 Milligramm sowie physiotherapeutischer Behandlung vollständig rückläufig. Im weiteren stationären Verlauf kam es darüber hinaus zu einem Infekt-getriggerten Diabetes insipidus sowie zu einer zentralen Tubusschädigung an der Niere. Die hiermit einhergehende Polyurie mit Hyponatriämie sowie Hypokaliämie wurde in Rücksprache mit der Nephrologie initial intravenös und nach Rückverlegung auf Normalstation mittels NaCl- sowie Kalinor-Brausetabletten oral substituiert. Die medikamentöse Therapie konnte bis zur Entlassung vollständig ausgeschlichen werden. Nach fast fünfwöchigem stationärem Aufenthalt und plastischem Verschluss des Tracheostomas sowie zeitgleicher Totalsanierung in Ober- und Unterkiefer konnten wir die Patientin in gutem Allgemeinzustand und ohne neurologische Ausfallerscheinungen in die ambulante Weiterversorgung und anschließende Reha entlassen. Diskussion Bei der Psoriasis handelt es sich um eine chronisch inflammatorische Erkrankung der Haut, deren häufigster Subtyp die Plaque Psoriasis darstellt. Diese präsentiert sich typischerweise durch erythematöse Plaques an den Streckseiten der Extremitäten sowie dem Körperstamm, die mit weißen bis silberfarbenen Schuppen überzogen sind (Abbildung 5) [Rendon und Schäkel, 2019]. Es existieren zahlreiche weitere Unterformen, die sich insbesondere durch das klinische Erscheinungsbild der Hautbefunde unterscheiden. Neben charakteristischen Hautbefunden können zusätzlich Gelenkbeschwerden auftreten. Das klinische Erscheinungsbild ist sehr variabel und über die Zeit dynamisch zm115 Nr. 06, 16.03.2025, (414) Abb. 5: Erythematöse Plaques mit silberfarbenen Schuppen überzogen Abb. 4: Patientin auf der Intensivstation postoperativ mit einliegenden Drainagen von extraoral (cervical, submandibulär, submental sowie temporal angeschnitten) Fotos: St. Josefs Klinikum Hilden
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