30 | ZAHNMEDIZIN mit vorwiegend peripherer Oligooder Polyarthritis, entzündlichen Veränderungen an Sehnen- und Bänderansätzen sowie Pathologien wie Onycholyse (vollständiger Verlust der Nagelplatte an Zehen oder Fingern) und Hyperkeratose an den Nägeln [Umezawa, 2021]. Die Psoriasis-Arthritis ist weiterhin assoziiert mit Komorbiditäten wie Osteoporose, Uveitis (Entzündungen im Augeninneren), kardiovaskulären Erkrankungen und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen [Sukhov et al., 2016]. Die Prävalenz der Psoriasis wird mit 0,1 bis ein Prozent beschrieben, wobei der Häufigkeitsgipfel der Erstdiagnosen zwischen dem 30. und dem 40. Lebensjahr liegt. Aus zahnmedizinischer Sicht wird mit dem Erkrankungsbild der Psoriasis ein gehäuftes Auftreten der chronischen Parodontitis beschrieben, insbesondere ein vermehrter alveolärer Knochenabbau und der Verlust von Zähnen werden hervorgehoben [Qiao et al., 2019]. Laborchemisch imponiert die Erkrankung in den meisten Fällen seronegativ. In einigen wenigen Fällen sind der Rheuma-Faktor oder Antikörper gegen das cyclische Citrullinpeptid auffällig. Der Anteil der Psoriasis-Arthritis an den neu diagnostizierten PsoriasisFällen ist mit bis zu einem Drittel beschrieben [Mease et al., 2013]. Weltweit sind bis zu 125 Millionen Menschen erkrankt. Medikamentös orientiert sich die Behandlung am Schweregrad, am Ausmaß und am klinischen Erscheinungsbild der Psoriasis sowie an den vorliegenden Komorbiditäten und am Leidensdruck der Patientinnen und Patienten. Konventionelle Therapieoptionen stellen Kortikosteroide, Vitamin-D-Analoga, Calcineurin-Inhibitoren, Phototherapien, Methotrexat, Cyclosporin, Retinsäure-Analoga und Photodiesterase-4-Inhibitoren dar. Eine Vielzahl an Studien innerhalb der vergangenen Jahre zu den pathophysiologischen Prozessen hat ein besseres Verständnis der zugrundeliegenden immunologischen Prozesse ermöglicht und neue medikamentöse Wirkstoffklassen hervorgebracht. Neben TNF-alpha-Inhibitoren, IL-12/23-Inhibitoren und IL-17-Inhibitoren haben sich auch selektive IL-23-Inhibitoren in klinischen Studien bewährt [Guo et al., 2024]. Zu letzterer Wirkstoffklasse gehört das von der Patientin eingenommene Guselkumab (Handelsname Tremfya), das als humaner monoklonaler IgG1λAntikörper selektiv an das Interleukin23-Protein bindet und dessen Bioaktivität herabsetzt [Deodhar et al., 2020]. Neben Guselkumab zählen die Biologicals Tildrakizumab, Risankizumab und Mirikizumab zu derselben Wirkstoffklasse. IL-23 stellt bei bakteriellen Infektionen sowie bei Pilzinfektionen ein zentrales Zytokin der protektiven Immunantwort dar und kann bei Dysregulation komplexe autoimmunentzündliche Prozesse insbesondere über den TH17-Signalweg anstoßen. Bei der Psoriasis-Erkrankung werden durch verschiedene Zellkategorien inflammatorische Zytokine freigesetzt, die über klassische dendritische Zellen und verschiedene T-Helferzellen letztlich eine abnormale Aktivierung und Proliferation der Keratinozyten bedingen [Piyu Parth, 2023]. Trotz noch vorhandener Lücken im genaueren Verständnis der pathophysiologischen Abläufe wird der IL-23-Immunachse aktuell eine Schlüsselrolle in der Krankheitsentstehung und bei der Aufrechterhaltung der Psoriasis zugeschrieben [Pastor-Fernández et al., 2020, Girolomoni et al., 2017]. Durch die Wirkstoffgruppe der IL-23-Inhibitoren können die Signal-, Aktivierungs- und Zytokinkaskaden unterbrochen und bestimmte T-Zellen sowie unspezifische lymphoide Immunzellen so beeinflusst werden, dass geringere Mengen proinflammatorischer Zytokine produziert werden und hohe Remissionsraten erzielt werden können [Naik, 2022]. In einer kürzlich erschienenen Übersichtsarbeit zu den IL-23-Inhibitoren zählen Nasopharyngitis, Arthralgien, Kopfschmerzen, Erytheme an den Injektionsstellen und Infektionen der oberen Atemwege zu den am häufigsten beschriebenen unerwünschten therapeutischen Nebenwirkungen. Weiterhin aufgeführt werden Candida-Infektionen und Herpes-Zoster-Infektionen [Wu et al., 2023]. Insgesamt konnte kein erhöhtes Risiko für schwerere unerwünschte Nebenwirkungen aufgezeigt werden und die Wirkstoffklasse wird in der Literatur als sicher beschrieben [Yang et al., 2021; Reich et al., 2019]. Im Gegensatz hierzu steht der aufgrund schwerer Komplikationen und Nebenwirkungen in einer Phase-III-Studie zurückgezogene Antrag auf Zulassung von Briakinumab, einem weiteren humanen monoklonalen Antikörper gegen IL-12/-23 [Gordon et al., 2012]. Die dabei beobachteten schwerwiegenden Komplikationen waren neben kardiovaskulären Ereignissen (cerebrales Infarktgeschehen, Herzinfarkt) insbesondere neu diagnostizierter nichtmelanozytärer Hautkrebs. Dr. med. M.Sc. Sarah Neering GFO Kliniken Mettmann-Süd St. Josef Krankenhaus Hilden Walder Str. 34, 40724 Hilden Foto: St. Josefs Klinikum Hilden Dr. med. Fabian Schaible GFO Kliniken Mettmann-Süd St. Josef Krankenhaus Hilden Walder Str. 34, 40724 Hilden Foto: St. Josefs Klinikum Hilden zm115 Nr. 06, 16.03.2025, (416) PD Dr. med. Dr. med. dent. Markus Martini GFO Kliniken Mettmann-Süd St. Josef Krankenhaus Hilden Walder Str. 34, 40724 Hilden Foto: St. Josefs Klinikum Hilden
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