zm115 Nr. 06, 16.03.2025, (444) 58 | PERSÖNLICHES TRAUER UM DR. CHRISTIAN JUNGE Am 17. Februar 2025 ist der Präsident der Landeszahnärztekammer Thüringen, Dr. Christian Junge, völlig unerwartet von uns gegangen. Ich kann mich noch sehr gut an unsere erste Begegnung erinnern. Wir trafen uns 2015 in einem der – uns mittlerweile so vertrauten – zahlreichen seelenlosen Hotelkonferenzräume bei einer Vorstandssitzung der Bundeszahnärztekammer. Er war frisch gewählter Kammerpräsident in Thüringen und zum ersten Mal in der Runde des BZÄKVorstands dabei, der auch ich erst seit einigen Monaten angehörte. Ich habe mich neben ihn gesetzt und vom ersten Moment an wusste ich, dass dieser sympathische, fröhliche, immer kritisch hinterfragende und sehr soziale Mensch mit mir auf einer Wellenlänge ist. Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Die Themen gingen uns nie aus, wenn wir uns gesehen oder telefoniert haben. Ob es nun der gemeinsame Kampf gegen die manchmal nur noch lächerlich wirkende Praxisbürokratie war, ob es unser Engagement für die Behandlung von Menschen mit Behinderungen war oder ob es um andere politische Brandherde ging, die er oft ohne großes Aufsehen löschen konnte. Aber auch über private Themen außerhalb der oft stressigen Tätigkeit für die Kammer konnten wir uns abends nach den Sitzungen lange austauschen. Ob es seine waghalsigen Motorradtouren waren oder zuletzt sein Urlaub in Namibia, der ihn sehr beeindruckte. Oder die Frage, wie wir unseren Familien und Praxen – trotz unseres zeitlichen Engagements für die Standespolitik – noch gerecht werden konnten. Christian war ein hervorragender Zahnarzt, der nicht nur als versierter Implantologe bekannt war und dem die Patienten zu 100 Prozent vertrauten. Er war auch fachlich und in der Fortbildung sehr engagiert und Mitglied der DGZMK, der DGPro, der DGI, der ITI, der DGZMB und der MGZMK. Zahnmedizin betrieb er nicht allein zum Broterwerb, sondern mit großer Begeisterung. Nach seinem Studium in Leipzig und Erfurt war er 1991 zu einem Studienaufenthalt in den USA, was ihn ebenfalls beeindruckt und geprägt hat. Er war stolz auf seine vom Vater übernommene Praxis in Friedrichroda, die er in dritter Generation betrieb und die einen Kaiser, zwei Weltkriege, eine Nazi-Diktatur und den „real existierenden Sozialismus“ des DDR-Regimes überstand. 2003 wurde Christian erstmals in die Kammerversammlung gewählt, 2011 startete er dann in der Standespolitik durch und wurde in den Vorstand der Landeszahnärztekammer Thüringen berufen, deren Präsident er 2015 in der Tradition seines Vaters wurde. Um sein Amt machte er nie großes Aufheben. Er wollte etwas für die Kollegenschaft erreichen, um in Thüringen die gute Versorgung der Patientinnen und Patienten und gute Rahmenbedingungen für die Praxen sicherzustellen, und da war es ihm egal, was so mancher Politiker dazu an Sprechblasen äußerte. Er war konkret auf den Punkt und ließ den Verantwortlichen in seiner überzeugenden, freundlichen und ruhigen Art manchmal gar keine andere Möglichkeit, als ihm zu folgen. Besonders sein Engagement für die Schwächsten der Gesellschaft, die Patientinnen und Patienten mit einer Behinderung, war für ihn von großer Bedeutung. Er war es, der der „Special Care Dentistry“ stets eine wirkungsvolle und ausgleichende Stimme gab. Das Wichtigste im Leben war für Christian aber seine Familie. Er war nicht nur sehr stolz auf seine Frau Ulrike, die wie er ebenfalls erfolgreich einen medizinischen Betrieb führt. Sie war immer der Ruhepol für ihn in seinem oft anstrengenden Leben. Die gemeinsamen zurückgezogenen Sommerurlaube auf Hiddensee haben seinen Akku immer wieder aufgeladen. Und dann war da natürlich der stolze Vater, der über seinen Sohn nicht nur begeistert berichtete, wie er sich erfolgreich im Zahnmedizinstudium um den Erhalt der Familientradition kümmerte. Ganz besonders beeindruckte er mich mit den Videos seines Sohnes, der als erfolgreicher Musiker in einer Band noch eine Parallelwelt entdeckt hatte. Lieber Christian, ich kann immer noch nicht glauben, dass Du nicht mehr bei unsbist. Wir haben mit Dir einen guten Freund verloren, der für uns alle in der Runde der Kammerpräsidentinnen und -präsidenten immer eine wichtige Stimme war und als solche unersetzlich bleibt. Unsere Gedanken sind bei Deiner Frau und Deinem Sohn, die für Dich immer an erster Stelle standen. Mach es gut, lieber Christian. In unseren Herzen lebst Du weiter, wir werden Dich nie vergessen! Dein Freund Konstantin Konstantin von Laffert ist Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer Dr. Christian Junge ist völlig unerwartet im Alter von 59 Jahren gestorben. Foto: LZK Thüringen
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