Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 6

ZAHNMEDIZIN | 69 Angesichts der Vielschichtigkeit der Symptomatik ist eine präzise Diagnostik erforderlich, um die zugrunde liegende Pathologie zu identifizieren und eine gezielte Therapie einzuleiten. Die bildgebende Diagnostik spielt dabei eine zentrale Rolle. Ein Orthopantomogramm erlaubt eine erste zweidimensionale Beurteilung der knöchernen Strukturen des Kiefergelenks, weist jedoch aufgrund von Überlagerungen Grenzen auf. Detailliertere Einblicke bietet die Digitale Volumentomografie, die eine dreidimensionale Darstellung bei geringer Strahlenbelastung ermöglicht. Die Computertomografie bleibt insbesondere bei komplexeren Fragestellungen, etwa bei Verdacht auf Tumore oder zur Planung eines individuellen Kiefergelenkersatzes, unverzichtbar [Reich undNeff, 2022]. Für die Beurteilung der Weichteilstrukturen des Kiefergelenks, insbesondere des Discus articularis und der umgebenden Muskulatur, ist die Magnetresonanztomografie das Mittel der Wahl. Funktionelle Aspekte, insbesondere pathologische Bewegungsmuster, lassen sich durch instrumentelle Funktionsanalysen weiter differenzieren [Reich undNeff, 2022]. Durch die Kombination aus klinischer Untersuchung, detaillierter Anamnese und gezielter bildgebender Diagnostik kann eine präzise Differenzierung von Kiefergelenkerkrankungen erfolgen. Dies bildet die Grundlage für eine individuell angepasste Therapie, die von konservativen Maßnahmen bis hin zu chirurgischen Eingriffenreicht. Tumoren des Kiefergelenks, wie sie auch in den vorgestellten Fällen vorlagen, sind insgesamt selten, wobei das Osteochondrom als häufigste gutartige Neoplasie in diesem Bereich gilt. Maligne Tumoren der Gelenkstrukturen sind hingegen eine absolute Rarität [Poveda-Roda et al., 2013]. Das Osteochondrom, wurde als eigenständige Diagnose erstmals durch Jaffe et al. im Jahr 1958 als osteochondrale Metaplasie beschrieben, die sich innerhalb von Weichgewebe in direkter Nähe zu Gelenken entwickeln kann. Es handelt sich dabei in aller Regel um eine klar umschriebene, extraskelettale, mineralisierte Masse ohne direkten Kontakt zum angrenzenden Gelenk selbst [Jaffe, 1958]. Das Auftreten innerhalb des Kiefergelenks, wie im ersten Fall beschrieben, ist selten. Bis 2020 wurden in der internationalen Literatur nur etwa 300 Fälle beschrieben [Gupta et al., 2020]. Hier entsteht das Osteochondrom typischerweise an der Gelenkfläche des Condylus, kann aber auch unterhalb des Gelenkkopfs oder am Processus coronoideus auftreten. Die genaue Ätiologie ist bislang ungeklärt, jedoch wird vermutet, dass Stress im Bereich der Sehnenansätze, wo sich Zellen mit kartilaginärem Potenzial akkumulieren, zur Bildung solcher Strukturen führt [Mehra et al., 2016]. Andere Gründe können chirurgische Eingriffe, Traumata oder die Bestrahlung der zm115 Nr. 06, 16.03.2025, (455) DER BESONDERE FALL MIT CME Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer ist langjähriger Autor und seit 2021 wissenschaftlicher Beirat der zm. In Zusammenarbeit mit der zm-Redaktion betreut er die Rubrik „Der besondere Fall mit CME“, in der wir bevorzugt das präsentieren, was über den berühmten „Tellerrand“ der alltäglichen Praxis hinausreicht. Interessierte Autorinnen und Autoren, die besondere Patientenfälle behandelt und gut dokumentiert haben, sind herzlich eingeladen, diese bei der Redaktion der zm einzureichen. Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt/ Stellvertr. Klinikdirektor Universitätsmedizin Mainz Foto: Kämmerer 01/2025 · 420575V0 http://qr.kometdental.de/ EnDrive-kennenlernen Komet EnDrive. State-of-the-Art-Motor. Entwickelt für Kundenbedürfnisse. Erfahren Sie mehr!

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